Letzte Aktualisierung: um 12:30 Uhr

Vor Übernahme

ITA-Chef rechnet Lufthansa vor, wie gesund seine Airline ist

Der deutsche Luftfahrtkonzern wollte den Preis für die italienische Fluglinie drücken. Nun erklärte der ITA-Airways-Chef, wieso das aus seiner Sicht nicht gerechtfertigt war.

Platzt die Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa-Gruppe auf der Zielgeraden? Diese Frage stellte sich Anfang November. Denn der deutsche Konzern wollte den Preis für die zweite von drei Übernahmetranchen drücken – mit der Begründung, dass ITA Airways zuletzt an Wert verloren habe, wie die Zeitung Corriere della Sera berichtete. Die italienische Regierung lehnte das ab und wollte den Vertrag nicht unterschreiben.

Rund eine Woche später gab es doch eine Einigung – und Lufthansa hatte offenbar klein beigegeben. «Die vorgesehenen wirtschaftlichen Bedingungen haben sich gegenüber der bereits unterzeichneten Vereinbarung nicht geändert», erklärte Italiens Finanzministerium.

ITA-Chef zeigt finanzielle Verbesserungen auf

Jetzt äußert sich ITA-Airways-Chef Antonino Turicchi im Interview mit der italienischen Zeitung Il Messaggero. Zwar will er auf die Nachfrage nach einem von Lufthansa gewünschten Preisnachlass nicht direkt eingehen. «Aber die Zahlen belegen, dass ITA seit der Unterzeichnung des Abkommens mit den Deutschen im Mai 2023 bis heute gewachsen ist und ihren Wert erhöht hat», so Turicchi. Auch das Management habe sich gesteigert. Seine Airline verfüge über eine Flotte von 100 Flugzeugen, die jüngste in Europa, 5000 Mitarbeitende, 55 Ziele, davon 15 interkontinentale, die Bilanzen seien in Ordnung.

Der Airline-Chef geht auch auf finanzielle Details ein: «Wir werden das Jahr mit einem Umsatz von drei Milliarden abschließen und hoffen, auch mit einem positiven Ebit abzuschließen», so Turicchi. Ebit ist das Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Für den Zeitraum bis zum 31. Oktober gehe man von einem positiven Ebit in Höhe von 40 Millionen Euro aus – das sei eine Steigerung von 110 Millionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

«Ein wettbewerbsfähiges und profitables Unternehmen»

Das Ebitda, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, liege sogar bei 309 Millionen Euro, was einer Steigerung um 213 Millionen entspreche, sagt der Manager. Operativ habe ITA Airways den Marktanteil im Inland gesteigert und die Kapazität um etwa 30 Prozent erhöht, «ohne Auswirkungen auf die Rentabilität der Strecken».

Turicchi bilanziert: «Viele haben darauf gewettet, dass das Unternehmen angesichts der langen Verhandlungen, der Anfragen aus Brüssel und der Komplexität des Vorgangs nicht in der Lage sein wird, die von uns erzielten Ergebnisse in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt wie dem italienischen zu erzielen.» Doch ITA Airways zeige jetzt mit Fakten, «dass wir ein wettbewerbsfähiges und profitables Unternehmen sind».

Lufthansa-Group-Einstieg im Januar 2025 erhofft

Für den Abschluss des Lufthansa-Deals sehe er «keine weiteren Hindernisse», so Turicchi. Es fehle nur noch die Unterschrift der EU-Kommission. «Wir hoffen auf eine schnelle Zustimmung», so der ITA-Chef, und auf den Lufthansa-Einstieg im Januar 2025.

Durch den Eintritt in die Lufthansa-Gruppe erhofft sich die italienische Fluggesellschaft laut Turicchi bis 2027 Synergien in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro. Unter anderem durch Einsparungen beim Treibstoffeinkauf, bei der Wartung, durch neue Strecken und durch Möglichkeiten für eine bessere Auslastung der Flugzeuge.