Letzte Aktualisierung: um 20:42 Uhr

Isafjördur in Island

Mini-Flughafen mit atemberaubendem Anflug

Der Flughafen Isafjördur liegt in einem engen Fjord in Island. Der Anflug ist für die Piloten von Air Iceland Connect jedes Mal eine Herausforderung. Ein Erlebnisbericht.

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Auf einer flachen Sandbank im sechs Kilometer langen Skutulsfjord liegt Isafjördur. Gerade mal 2700 Einwohner zählt das isländische Städtchen. Und doch gibt es hier ein Krankenhaus, eine Hochschule, Bibliotheken, diverse Supermärkte, Restaurants, Läden und Hotels. Denn die Kommune ist Zentrum der ganzen Region Westfjorde.

Darum hat Isafjördur auch einen Flughafen: Mehrmals täglich starten und landen hier Bombardier Dash 8-200 der Inlandsairline Air Iceland Connect. Er ist eine lebenswichtige Verbindung für den ehemaligen Fischerort und die ganze Region im äußersten Nordwesten Islands. Auf der Straße sind es rund 450 Kilometer oder fünf Stunden bis nach Reykjavik. Die Flugverbindung verkürzt die Reise auf 40 Minuten.

Steile Felswände auf beiden Seiten

Der kleine Flughafen mit dem Iata-Code IFJ liegt am Ende des Tales des Skutulsfjordes (Isländisch: Skutulsfjördur). Direkt neben seiner 1400 Meter langen Piste 08/26 steigen Felswände zum 832 Meter hohen Kirkjubolsfjall empor, auf der anderen Talseite ragt der Eyrarfjall 731 Meter in die Höhe, am Ende des Talkessels steht der rund 620 Meter hohe Kubbi. Piloten, die Isafjördur anfliegen, müssen daher genau wissen, was sie tun.

Einer von ihnen ist Axel Ingi Eiriksson. Der 55-Jährige fliegt seit 20 Jahren für Air Iceland Connect, seit drei Jahren auf der Dash 8. Zuvor arbeitete er für diverse Fluggesellschaften in Angola, Dänemark, Luxemburg und der Schweiz und lernte dabei unzählige Flugzeugmodelle kennen. Trotz dieser immensen Erfahrung ist der Anflug auf Isafjördur für ihn jedes Mal eine Herausforderung. «Der Flughafen liegt an einem sehr schwierigen Ort – selbst bei gutem Wetter», erzählt er. Neben der kniffligen Lage sind vor allem die Winde heikel. «Manchmal gibt es starke Abwinde aus den Seitentälern.»

Blick auf die Wellen

Um in Isafjördur landen zu können, müssen deshalb alle Faktoren stimmen. Am Wegpunkt ISMC1 auf 500 Fuß oder rund 150 Meter Höhe im großen Isafjardardjup-Fjord entscheiden die Piloten von Air Iceland Connect, ob sie in das enge Tal des Skutulsfjordes einbiegen oder nicht. «Da müssen wir absolut sicher sein, dass es klappen wird», erzählt Eiriksson. «Wir bekommen von unserer Fluggesellschaft eine Windkarte. Aus gewissen Richtungen darf der Wind bis zu 75 Kilometer pro Stunde blasen, aus anderen nur bis knapp 20», sagt er.

Doch alleine auf dieses Hilfsmittel können sich die Piloten nicht verlassen. Nachdem sie den Sinkflug begonnen haben und über den Isafjardardjup-Fjord fliegen, schauen Eiriksson und seine Kollegen auf das Meer und zur Küstenlinie. «Wenn es starke Abwinde gibt, erreichen diese die Wasseroberfläche, wirbeln das Meer auf und bilden dort Schaumkronen». Das sei ein Zeichen, vorsichtig zu sein, so der Pilot.

Enge Linkskurve am Talende

Es gibt drei mögliche Anflugsrouten nach Isafjördur. Bei allen fliegen die Piloten auf Sicht, ein Instrumentenlandesystem gibt es nicht. Kaum genutzt wird die Route über einen Bergkamm in ein kleines Seitental und die Siedlung Efri Engidalur mit Rechtskurve auf Piste 08. Sie ist heikel. Der direkteste Weg zum Flughafen ist der auf Piste 26. Dabei fliegt die Bombardier Dash 8-200 von Air Iceland Connect nach dem Einbiegen vom großen Fjord ins Tal des Skutulsfjordes am Berg entlang und setzt auf.

Am häufigsten wählen Eiriksson und die anderen Kapitäne den Anflug auf Piste 08. «Wir müssen immer mit einem Durchstart rechnen», erzählt der Kapitän. Darum sei das die bevorzugte Route, weil man schnell wieder aus dem Tal herauskommt. Dieser Anflug ist atemberaubend. Die Dash 8 fliegt dabei mit einer Linkskurve in den Skutulsfjördur-Fjord, sucht sich ihren Weg den Hängen des Eyrarfjall entlang, bevor die Piloten ganz am Ende des Tals eine 180-Grad-Kurve nach links einleiten und auf die Piste zusteuern und aufsetzen.

Herausforderung Winterwetter

Wenn die Landung in Isafjördur nicht möglich ist, warten die Piloten manchmal ab, ob sich die Situation doch noch bessert. Deshalb tanken sie neben den üblichen Reserven immer Extra-Treibstoff für 30 bis 60 Minuten. Einen nahen Ausweichflughafen für IFJ gibt es nicht nicht. Die Bombardier Dash 8-200 kehrt im Zweifel zum Reykjavíkurflugvöllur zurück, dem Stadtflughafen der isländischen Hauptstadt, wo Air Iceland Connect ihre Basis hat. Auch dafür braucht es Reserven. Und wenn auch dieser geschlossen ist, muss es sogar bis zum internationalen Keflavik Airport reichen.

Das Wetter ist tatsächlich eine Herausforderung in Isafjördur. Sind es im Sommer die Winde, die heikel sind, kommen im Winter tiefhängende Wolken, Eis und Schnee hinzu. «Dann gibt es viele Annullierungen, manchmal fallen bis zu einem Drittel der Flüge aus», erzählt der 26-jährige Kopilot Johann Atli Haflidason. Air Iceland Connect versuche jedoch, zusätzliche Flüge einzusetzen, wenn das Wetter wieder besser werde.

Umgehend von Eis überzogen

Wie garstig es sein kann, weiß keiner besser als Arnor Jonatansson. Er arbeitet seit 41 Jahren am Flugvöllur, wie die Isländer einen Flughafen nennen. Heute ist er Stationschef von Air Iceland Connect in Isafjördur. «1984 landete einmal eine Fokker 50 in Eisregen», erzählt er. Innerhalb von wenigen Minuten nach dem Aufsetzen sei sie von Eis überzogen gewesen. «Wir konnten den Flieger an diesem Tag nicht mehr reinigen. Danach begann es auch noch zu schneien», so Jonatansson. Drei Tage lang blieb die Fokker in Isafjördur gefangen.

Nicht nur der Anflug ist schwierig. Auch bei den Starts müssen die Piloten wachsam sein. Meistens wird auf Piste 08 gestartet – aus dem Fjord hinaus. Aber es kommt auch vor, dass die Piloten sich für einen Start in den Fjord hinein entscheiden. Beim Abflug von Piste 26 dürfen sie ihre Dash 8 jedoch weniger stark beladen und genügend Gegenwind haben. Nur so kann die Maschine die enge Kurve schaffen, um aus dem Tal zu kommen.

Üben im Simulator

Gerade weil Isafjördur luftfahrttechnisch so schwierig ist, müssen Piloten wie Eiriksson und Haflidason regelmäßig dort landen und starten – mindestens einmal alle sechs Monate. Zudem müssen sie An- und Abflug wiederholt im Simulator üben. Dabei wird auch trainiert, was zu tun ist, wenn ein Triebwerk beim Start ausfällt. «Das ist die einzige Situation bei der wir die Geschwindigkeit drosseln. So können wir auf 500 Fuß Höhe, Geschwindigkeit und den Querneigungswinkel von 25-Grad halten, um die 180-Grad-Kurve zu schaffen».

Fehlende Erfahrung haben die Piloten nicht. «Wir alle fliegen mehrmals pro Monat nach Isafjördur», sagt Eiriksson. Und das zeigt sich auch in der Unfallstatistik: Da ist der kleine isländische Airport von Isafjördur nirgends verzeichnet.

In der obenstehenden Bildergalerie sehen Sie Aufnahmen des Anfluges und ein fünfminütiges Video der letzten Phase der Landung.