Längere Flugrouten
Iran-Krise kommt Fluggesellschaften teuer zu stehen
Seit der Eskalation zwischen dem Iran und den USA umfliegen Fluggesellschaften die Straße von Hormus. Das macht die Routenfindung im Nahen Osten noch kniffliger - und teurer.
Persischer Golf: Flieger halten sich von der iranischen Küste fern.
Persischer Golf: Flieger halten sich von der iranischen Küste fern.
Spätestens seit dem Abschuss von Malaysia-Airlines Flug MH17 durch eine russische Rakete über der Ostukraine sind Fluggesellschaften extrem vorsichtig geworden. Sie umfliegen jede Konfliktregion. Seit vergangener Woche ist eine neue hinzugekommen. Nach der Eskalation der Auseinandersetzungen zwischen dem Iran und den USA gehört auch der iranische Luftraum zu den gefährdeten Gebieten.
Fluggesellschaften aus den USA dürfen den iranischen Luftraum nicht mehr überfliegen. Alle anderen großen Fluggesellschaften haben ebenfalls reagiert und ihre Flugrouten angepasst. British Airways, Lufthansa, Singapore Airlines, Swiss, aber auch Emirates, Etihad und Qatar umfliegen jetzt die Straße von Hormus.
Überall Sperrgebiete
Der Überflug des Nahen Ostens ist allerdings inzwischen sehr knifflig geworden. Syrien ist seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs gesperrt, das gleiche gilt für Jemen. Anfang des Jahres brachen Scharmützel zwischen Indien und Pakistan aus und seither sind der pakistanische und auch der afghanische Luftraum teilweise gesperrt.
Wie schwierig das Ganze ist, zeigt sich exemplarisch an Flug LH754 von Frankfurt nach Bengaluru (Bangalore). Er würde idealerweise über die Türkei, Syrien, den Irak und dann entlang der iranischen Küste nach Indien führen. Bis vor Kurzem steuerten die Boeing 747 der deutschen Fluggesellschaft über die Türkei, um Syrien herum durch den Süden des Iran und dann übers Meer in die indische Stadt. Nun fliegen sie über den iranischen Norden, dann den südlichen Teil Pakistans Richtung Bengaluru.
Hohe Zusatzkosten
Für die Reisenden bedeuten diese Umwegen meist längere Flüge und Verspätungen. Für die Fluggesellschaften bedeuten sie riesige Mehrkosten. Alle Fluggesellschaften zusammen gaben 2018 180 Milliarden Dollar für Treibstoff aus – fast ein Viertel ihrer Gesamtkosten. Bei einer zusätzlichen Stunde Flug verbraucht beispielsweise eine Boeing 747-8 rund 8,8 Tonnen Kerosin. Das entspricht aktuell zusätzlichen Kosten von rund 4600 Euro. Darin nicht eingerechnet sind potenzielle Kompensationszahlungen an Passagiere oder Überstundenzahlungen an Mitarbeiter.
Wie teuer solche Umwege sein können, zeigt das Beispiel von United. Wegen der Sperrung in Pakistan musste die amerikanische Fluggesellschaft ihre Flüge zwischen Delhi und New York zwischenzeitlich in Frankfurt zwischenlanden lassen. Dort musste eine neue Besatzung zusteigen, da die gesamte Reise länger als die maximal erlaubte Dienstzeit gedauert hätte. Inzwischen sind die Flüge bis auf Weiteres ausgesetzt worden.