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Thomas Krutzler, People's Air Group

«Nachfragerückgang nach zweitem Lockdown deutlich spürbarer»

Thomas Krutzler, Chef der People's Air Group über die Lage bei der Airline People's und beim Flughafen Altenrhein, schnelle Ticketrückerstattungen, Staatshilfe und die Flottenplanung.

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Als der Vorarlberger Geschäftsmann Markus Kopf 2010 zum Besitzer des Flughafens St. Gallen-Altenrhein wurde, hatte er zunächst ein Immobilieninvestment im Sinn. Um die Rendite abzusichern, war es für ihn aber zwingend, eine Fluglinie zu gründen, die eine direkte Anbindung nach Wien sicherte. Dabei konnte er auf Erfahrungen von Rheintalflug und Austrian Airlines setzen, welche die für die regionale Wirtschaft wichtige Verbindung über Jahrzehnte betrieben hatten.

Am 28. März 2011 hob People’s Viennaline erstmals vom kleinen Schweizer Airport ab, der direkt am Bodensee unweit der österreichischen Grenze liegt. Seit 2013 fliegt sie als Monopolistin auf der Wien-Strecke. Nicht alles gelang jedoch seither. 2016 folgte der Versuch, Flüge zwischen Altenrhein und Köln zu etablierenn. Zwar sorgte man mit dem kürzesten internationalen Linienflug auf der Teilstrecke zwischen Altenrhein und Friedrichshafen, von wo es nach Köln weiterging, für weltweite Schlagzeilen. Doch wirtschaftlich rechnete sich die Verbindung nach Köln nicht. Sie wurde nach nur vier Monaten eingestellt.

Schrumpfung statt Ausbau

Dennoch trug sich People’s sehr konkret mit dem Gedanken der Anschaffung einer Embraer E190-E2. Doch die Pläne wurden verworfen. Und statt Ausbau folgte eine Schrumpfung. Im Oktober 2019 gab das Unternehmen bekannt, die Flotte auf eine E170 zu reduzieren. Die Corona-Krise hat seither zu einem vorübergehenden Flugstopp und einen Einbruch der Einnahmen gesorgt. Wie geht es der People’s Air Group heute?

aeroTELEGRAPH hat sich mit Geschäftsführer Thomas Krutzler über die aktuelle Entwicklung und weiteren Pläne des Unternehmens unterhalten.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf das diesjährige Geschäft der People’s Air Group?
Thomas Krutzler*: Die Covid-19-Pandemie hat in der weltweiten Luftfahrtbranche eine beispiellose Krise ausgelöst. Auch die People’s Air Group verzeichnet Umsatzverluste für 2020, sowohl im Airline- als auch Airportgeschäft.

Wurden ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, kam es zu Kündigungen?
Wir haben die letzten Monate unter anderem  dazu genutzt, das Unternehmen für die sehr herausfordernde Zukunft zu rüsten. Dabei wurden Strukturen und Organisationen angepasst, es kam dabei leider auch zu Kündigungen. Kurzarbeitsanträge wurden für alle Unternehmensbereiche eingereicht, sowohl in der Schweiz als auch in Österreich.

Wie haben Sie das Thema der Ticketrückerstattung geregelt, wie lange mussten People’s-Kunden auf ihr Geld warten?
Die Rückerstattungen wurden ausnahmslos innerhalb von maximal 48 Stunden abgehandelt.

Sie haben am 15. Juni den Flugbetrieb nach dem Lockdown wieder aufgenommen, wie hat sich das Geschäft über den Sommer entwickelt?
Im Liniengeschäft den Erwartungen entsprechend. Der Nachfragerückgang infolge des zweiten Lockdowns ist hingegen deutlich spürbarer – und deshalb kam es auch zu den Frequenzanpassungen im Dezember. Im Chartergeschäft konnten wir nur einen geringen Anteil der geplanten Flüge durchführen. Die ständigen Anpassungen der Einreise- und/oder Quarantänebeschränkungen haben auch in diesem Segment zu einem Nachfrageeinbruch geführt.

Wir planen im Liniengeschäft einen sukzessiven Auf- und Ausbau der Frequenzen von und nach Wien.

Wie hoch war denn zuletzt die durchschnittliche Auslastung der Flüge von People’s?
Zu gering, um den ursprünglich geplanten Flugplan aufrecht zu erhalten. Es gilt weiterhin, einen Cash-Out möglichst zu verhindern.

Sie betreiben derzeit nur eine einzigen Embraer E170. Setzen Sie auch in Zukunft auf dieses Modell?
Wir haben mit unserer OE-LMK ein modernes und zuverlässiges Flugzeug, in das wir nachhaltig investiert haben. Stichworte dafür; vollumfängliche Wartung und Triebwerksüberholung.

Wie wird das Charter- und Liniengeschäft im Jahr 2021 aussehen?
Wir planen im Liniengeschäft einen sukzessiven Auf- und Ausbau der Frequenzen von und nach Wien – abhängig von den gültigen Restriktionen und einhergehender Nachfrage. Im Chartergeschäft planen wir – gemeinsam mit unseren Reiseveranstalterpartnern Rhomberg Reisen und High Life Reisen – ein Ferienprogramm mit insgesamt zehn Destinationen ab Altenrhein sowie Calvi ab Memmingen.

Wie hoch wird der Passagierrückgang 2020 gegenüber dem Vorjahr sein?
Wir müssen wir mit rund 70 Prozentweniger Passagieren rechnen.

Der Rückgang der Linien- und Charterflüge hinterlässt eine bedenkliche Spur.

Sie werden mit ihrer Fluglinie Verluste schreiben, werden Sie beim österreichischen Staat um finanzielle Unterstützung ansuchen?
Wir werden nichts unversucht lassen und prüfen mit unseren Partnern vor Ort die dafür vom Staat festgelegten Möglichkeiten.

Wie hat sich das Geschäft des Airport St.Gallen-Altenrhein in den letzten Monaten entwickelt?
Die Anzahl der Bewegungen im Bereich General und Business Aviation haben sich seit der Wiedereröffnung Mitte Mai rasch erholt. Der Rückgang der Linien- und Charterflüge hinterlässt hingegen eine bedenkliche Spur.

Das World Economic Forum 2021 findet nicht in Davos statt. Ein schwerer Schlag für den People’s Airport, immerhin landeten jeweils viele Besucher bei Ihnen?
Ein Schlag, ja. Wir werden ihn aber verkraften und sind zuversichtlich, dass wir ab 2022 wieder damit rechnen können.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Geschäftes?
Ich bin verhalten optimistisch. Bis zu einer Normalisierung dürfte es noch länger dauern – Impfstoff hin oder her. Wir als People’s Air Group stellen uns auf jeden Fall auf eine längere herausfordernde Zeit ein.

* Thomas Krutzler (44) sitzt seit 2016 in der Geschäftsleitung der People’s Air Group und war zuerst als Chief Commercial Officer tätig. Seit dem 1. Juni 2019 ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung. Zuvor hatte er bei Swissair, Crossair, Swiss, bei den Flughäfen Zürich und Wien und bei Niki gearbeitet.