Regionalflieger
Indien will Passagierjet mit 100 Plätzen bauen
Anfang 2018 schickte Indien erstmals seit Langem wieder einen eigenen Prototypen in die Luft. Die Pläne für einen 19-Sitzer sind der Regierung nicht mehr genug.
Saras-Prototyp nach dem zweiten Testflug im Februar 2018: Jetzt soll etwas Größeres her.
Saras-Prototyp nach dem zweiten Testflug im Februar 2018: Jetzt soll etwas Größeres her.
Schon seit Beginn der 1990er-Jahre plant Indien einen eigenen Passagierflieger. Im März 2009 stürzte jedoch der zweite Prototyp des neuen Flugzeugmodells NAL Saras ab. Die beiden Piloten sowie ein Ingenieur an Bord starben. Die Entwicklung wurde eingestellt.
Im Januar 2018 meldete sich der Hersteller National Aerospace Laboratories überraschend zurück. Er ließ einen neuen, verbesserten Saras-Prototypen zu einem rund 40-minütigen Jungfernflug abheben. Im Februar folgte ein zweiter Testflug. In der Serienversion soll der Turboprop-Tiefdecker mit T-Leitwerk über 19 Sitzplätze verfügen. Mittlerweile hat man in Indien aber größere Pläne, wie die Zeitung Economic Times berichtet.
Minister bekräftigt Indiens Entschlossenheit
Demnach soll Ende August ein Wirtschaftsberater des Luftfahrtministeriums einer Expertenrunde einen Plan zur Entwicklung eines Regionalflugzeuges vorgestellt haben. «Was diskutiert wird, ist die Machbarkeit vom Bau von 19- bis 100-Sitzern», sagte ein Informant, welcher der Expertenrunde nahe steht. An der Besprechung beteiligt waren demnach zwei Vertreter von National Aerospace Laboratories sowie je einer von Hindustan Aeronautics und der Luftfahrtentwicklungsagentur des Verteidigungsministeriums.
Die Entwicklung einer solchen Maschine würde gut zum sogenannten Udan-Plan der indischen Regierung passen: Durch Subventionen und die Öffnung bisher nicht genutzter Flughäfen will sie abgelegenere Regionen des Landes besser erschließen. Luftfahrtminister Suresh Prabhu sagte gegenüber der Economic Times: «Die indische Regierung setzt sich voll für die Entwicklung der kommerziellen Luftfahrtindustrie in Indien ein.»
Private Unternehmen könnten einsteigen
Zudem bestätigte der Minister, ohne weitere Details zu nennen, die Existenz der Regionalflieger-Expertenrunde sowie einer weiteren Kommission. Diese beschäftigt sich mit dem Bau von Flugzeugen und Helikoptern in Indien sowie mit Verbesserungen bei der Komponenten-Produktion. Ein Treffen soll Mitte November stattgefunden haben.
Obwohl sich die Planungen erst in einem frühen Stadium befinden, geht die Zeitung davon aus, dass das Regionalflugzeug eher Richtung 100 Sitze gehen wird als Richtung 19 Plätze. Auch weil die staatliche Hindustan Aeronautics die 19-sitzige Dornier 228, die sie in Lizenz produziert, künftig nicht mehr nur als militärische, sondern auch als zivile Variante verkaufen will. Zum anderen erwartet das Blatt, dass die Regierung, anders als in der Vergangenheit, auch private Unternehmen bei der Entwicklung mit ins Boot holen wird.
Schwellenländer sehr aktiv
Verschiedene Schwellenländer setzen auf eine eigene Flugzeugindustrie. Russland verkauft bereits den Sukhoi Superjet und die Irkut MC-21. China hat die Comac ARJ21 und die Comac C919 entwickelt. In der Türkei wurden dagegen die Pläne für den TR Jet 328 gestoppt. Und auch der Iran hat schon angekündigt, eigene Flieger zu bauen – bisher aber ohne Erfolg. Ein Vorbild für ist Brasilien. 1969 gründete die Regierung Embraer – heute ist das Unternehmen im Markt für Regionalflugzeuge eine Macht.