Letzte Aktualisierung: um 23:38 Uhr

Von Luxus und ekligen Tierchen

«Schläft man als Flugkapitän eigentlich immer in den tollsten Hotels?», fragt Leserin Gerlinde Schweikert. Ein Linienpilot antwortet.

Manchmal ja. Manchmal Nein. Übrigens gibt es in Europa viele Fluggesellschaften, welche kaum Übernachtungen oder Nightstops haben. Das heißt, die Piloten schlafen jeden Abend wieder zu Hause. Bei größere Airlines, die ein Europa- wie auch ein Interkontinentalnetz betreiben, übernachtet man in fremden Städten immer in Hotels. Dabei gibt es schöne, aber manchmal auch ziemlich schreckliche Erlebnisse. Wir übernachten generell in relativ guten Hotels. Auf der Langstrecke sind es in der Regel etwas mehr Sterne als auf der Kurzstrecke. Aber was heißen schon Sterne. Im Ausland ist manchmal ein 5-Sterne-Hotel nicht besser als bei uns ein 3-Sterne-Schuppen. Das ist uns eigentlich egal, solange gewisse Faktoren eingehalten werden: Saubere Betten und Duschen, kein Gestank, kein Lärm, Wi-Fi auf dem Zimmer, gepflegtes Frühstücks-Buffet und wenn möglich ein Fitnessstudio. Da wir so oft von zu Hause weg sind und in Hotels verbringen, ist es wichtig, dass wir uns in diesen auch wirklich erholen können.

In wenigen Städten haben wir das Glück, in sehr guten und luxuriösen Hotels übernachten zu können. Es gibt dann oft einen schönen Pool, ein angenehmes Bett, ein großes Badezimmer mit Badewanne und einen guten Ausblick vom Balkon. Doch in solchen Hotels kann dann das Bier an der Bar dann schon mal um die 15 Euro kosten. In den meisten Städten haben wir ein gepflegtes Drei- bis Viersterne Hotel. Diese sind oftmals sehr zentral gelegen und haben gute Freizeitmöglichkeiten. Und das Bier ist bezahlbar.

Starker Kostendruck

Nun ist ja bekannt, dass die Airlines unter starkem Kostendruck sind. Und das gilt auch bei den Hotels. So erleben wir Piloten viele Hotelwechsel. Und diese Management-Entscheide für billigeren Hotels gehen manchmal schief. Da hatten wir plötzlich ein Hotel, in dem das Zimmer so klein war, dass ich meinen Koffer am Boden nicht öffnen konnte. Und ich hörte jedes Wort, wenn mein Nachbar telefonierte. Das darf nicht sein. Es kommt auch immer wieder vor, dass mich in der Dusche eines Hotels ein kleines Tierchen begrüßt.

Mir ist ein Hotel bekannt, in dem die Flure und Zimmer stark stinken, da die Gäste die Reste des Zimmer-Service Essen einfach vor die Tür stellen. Und dort steht und fault das Essen dann die ganze Nacht. Als ich dies bei der Empfangs-Dame meldete – es kam schon öfter vor – wurde mir mitgeteilt, dass dies nicht ihre Aufgabe sei und sie nichts machen könne. Also stinkt es in diesem Hotel weiter und weiter – andere Länder, andere Sitten. In den meisten Hotels aber finden wir unseren Schlaf und sind dann mehr oder weniger fit für die folgenden Flüge.

[image2]Was Sie schon immer übers Fliegen wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Ein Pilot einer großen Fluglinie beantwortet exklusiv für aeroTELEGRAPH die Fragen der Leser. Er bleibt dabei anonym, um unabhängig antworten zu können. Schicken Sie uns einfach eine E-Mail an pilot@aerotelegraph.com. Jede Woche wird eine der eingesandten Fragen beantwortet. Dabei wird der Name des Einsenders veröffentlicht. Ein Recht auf Beantwortung besteht nicht