Russisches Flugzeug
In Russland soll auch die Tupolev Tu-324 wiederauferstehen
Ein neuer russischer Akteur macht sich im Flugzeugbau bereit. Gazprom will mit der Tupolev Tu-324 ein nie verwirklichtes Projekt aus den 90er-Jahren wiederbeleben.
Tupolev Tu-324: Auferstehung geplant.
Tupolev Tu-324: Auferstehung geplant.
Die Ursprünge gehen noch auf Boris Yeltsin zurück. In den frühen 1990er-Jahren wollte der damalige russische Präsident mit einem neu entwickelten Flugzeugmodell ab der Jahrtausendwende die Yakovlev Yak-40 und die Tupolev Tu-134 ersetzen. Die Mittel für das Projekt wurden durch den Verkauf von Öl ins Ausland aufgebracht.
Fachleute für das Projekt wurden in Deutschland ausgebildet. Die Beziehungen waren gerade dabei, sich zu verbessern. Russland befand sich nach der Auflösung der Sowjetunion in einer schweren Wirtschaftskrise und bemühte sich um eine Normalisierung der Beziehungen zu Europa und den USA.
Gebaut wurde die Tupolev Tu-324 nie
Auch Software wurde eigens eingekauft, denn das Flugzeug war das erste in Russland, das digital entwickelt wurde. Das Ergebnis war die Tupolev Tu-324, die von Motoren von Motor Sich angetrieben werden sollte. Von ihr sollte es zwei Versionen geben: Ein Passagierflugzeug mit einer Reichweite von 2500 Kilometern und 52 Plätzen (Tu-324) sowie ein VIP-Flugzeug mit einer Kapazität von 19 Personen und einer Reichweite von bis zu 7000 Kilometern (Tu-324 A).
Von beiden waren auch längere Versionen angedacht. Sie hätten westliche Triebwerke von Rolls-Royce erhalten und wurden Tu-414 (72 Plätze, 3500 Kilometer Reichweite) und Tu-414 A (26 VIP-Plätze, 8400 Kilometer) genannt. Doch gebaut wurde das Flugzeug nie. Warum genau es schließlich aufgegeben wurde, ist offiziell nicht bestätigt. Vermutet wird aber, dass es zugunsten der Entwicklung des Superjets geschah. Jetzt könnte die Tu-324 aber wieder aufleben, berichtet das Portal Biznez Gazeta.
Gazprom sucht Luftfahrt-Personal
Hinter dem Plan steckt weder Tupolev noch die russische Flugzeugbau-Holding United Aircraft Corporation UAC. Gazprom hat sich das Projekt geschnappt. Unter der Marke Aurus will er die Tu-324 offenbar aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Dafür sucht der Öl- und Gaskonzern jetzt Personal.
Auf einem Jobportal sucht man Kandidatinnen und Kandidaten für leitende Funktionen in Abteilungen für Luftfahrtproduktion und -zusammenarbeit, Flugzeugdesignabteilung, sowie Flugzeugtechnik und -systeme benötigt. Laut Quellen von Biznez Gazeta hat Gazprom außerdem das Team rekrutiert, das auf Seiten Russlands an der Entwicklung des russisch-chinesischen Langstreckenflugzeugs Craic CR929 teilgenommen hatte.
Ausgestiegen aus der CR929
Dort ist Russland mittlerweile ausgestiegen. Russland agiert nur noch als Zulieferer für das Flugzeug. Der Grund: Die Chinesen waren nicht bereit, auf die Zusammenarbeit mit westlichen Firmen zu verzichten.
Damit scheint Russland nun einen neuen Akteur im Flugzeugbau zu haben. Begonnen hatte Gazprom mit den Vorbereitungen bereits vergangenes Jahr. Im März gründete der Konzern die Gazprom Tech in St. Petersburg.
Tatarstan damals und heute involviert
Im September 2023 kaufte Gazprom Tech schließlich Aurus-Aero. Die Firma war im Juli 2022 mit Investitionen der Regierung der autonomen russischen Republik Tatarstan gegründet. Ihre Haupttätigkeit ist die Herstellung von Hubschraubern, Flugzeugen und anderen Luftfahrzeuge».
Tatarstan hatte bereits in den 90er-Jahren eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Tupolev Tu-324. Jetzt ist die Republik offenbar an der Wiederbelebung beteiligt.