Letzte Aktualisierung: um 23:13 Uhr

Bergung mit Hubschrauber

Im Eis gefangene Twin Otter spektakulär gerettet

Eine Twin Otter musste nach einer missglückten Landung in der kanadischen Arktis im Eis ausharren. Nun wurde sie per Hubschrauber gerettet.

Die de Havilland DHC-6 Twin Otter ist die kleine Alleskönnerin unter den Flugzeugen. Egal ob auf kurzen Schotterpisten, bei Ebbe auf Stränden oder mit Schwimmern auf dem Wasser: Der Schulterdecker kann nahezu überall starten und landen. Er hat sich in den letzten 50 Jahren den Ruf als robustes Arbeitstier erarbeitet.

Genau deshalb ist die Twin Otter noch immer sehr gefragt, wenn es darum geht, abgelegenere Gegenden per Flugzeug zu erreichen. Doch ganz unverwüstlich ist der legendäre Flieger nicht, wie sich im vergangenen Monat zeigte. Ein Exemplar strandete in der kanadischen Arktis, weil das Fahrwerk bei einer missglückten Landung brach.

Schnee übersehen

Der beschädigte Turbopropflieger konnte jetzt auf dem Luftweg aus der Eiswüste gerettet werden – jedoch nicht aus eigener Kraft, sondern am Seil eines Transporthubschraubers. Ungefähr 140 Kilometer nördlich von Inuvik, Kanadas größter Stadt über dem Polarkreis, blieb die Twin Otter der Royal Canadian Air Force RCAF stecken. Das Flugzeug übte dort am 11. März das Landen auf dem zugefrorenen Meer.

Weil der Pilot dabei eine Schneeverwehung übersah, kam es zum Bruch des vorderen Fahrwerks. Der vierköpfigen Besatzung und drei weiteren Insassen geschah dabei nichts, doch wieder abheben konnte ihr Flugzeug nicht. Die Besatzung wurde mit einem herbei geeilten Hubschrauber aus der misslichen Lage befreit, die Twin Otter musste jedoch in der Eiswüste zurückbleiben.

Wettrennen gegen die Sonne

Um auch das Flugzeug zu retten, drängte die Zeit. Denn dort, wo die Twin Otter niederging, drohte das Eis zu schmelzen. Zwar standen auch eigene Transporthubschrauber zu Verfügung, welche die Twin Otter hätten heben können. Deren Besatzungen besaßen jedoch nicht genug Erfahrung, um auch Flugzeuge an den Lasthaken ihrer Helikopter zu nehmen.

Um die DHC-6 dennoch vor dem Einbrechen zu retten, holten sich die Streitkräfte deshalb Hilfe von außerhalb. So bekam der kanadische Transport-Spezialist VIH Helikopters den Auftrag, den liegen geblieben Flieger aus dem Eis zu befreien. Nach knapp zwei Wochen Ausharren in der Arktis ging es für die Twin Otter am 24. März wieder nach Hause. Zum Einsatz kam dabei ein weiterer Veteran der Lüfte, denn VIH Helikopters schickte mit einem Sikorsky S-61 einen gestandenen Hubschrauber-Typ los, dessen Produktion vor fast 60 Jahren losging.

Klassiker hievt Klassiker

Gründliche Vorbereitungen und gutes Wetter spielten den Rettern in den Karten, am Einsatzgebiet war aber trotzdem Vorsicht geboten. Weil sich in der Arktis-Region auch Eisbären tummeln, wurden zum Schutz des Bergungsteams auch bewaffnete Soldaten eingeflogen. Bevor der Hubschrauber seine ungewöhnliche Außenlast an einem speziellen Tragseil einhaken konnte, mussten die Helfer die Twin Otter vor Ort nochmals präparieren.

So wurde das beschädigte Fahrwerk abmontiert und ein kleiner Fallschirm am Heck montiert. Ähnlich wie ein Treibanker bei einem Schiff sorgte es dafür, dass sich die Twin Otter während ihres Hubschrauberflugs nicht zu sehr drehte und stabil im Fahrtwind hing. Die Vorsichtsmaßnahmen fruchteten. Nach einem ungefähr 90 Minuten langen Flug erreichte das Gespann sicher den nächstgelegenen Flughafen in Inuvik.

Sehen Sie die Rettungsaktion im oben stehenden Video.