Melden und sensilibisieren
Illegale Charterflüge – wenn Privatjets zur Gefahr werden
Schätzungen zufolge sind weltweit rund 20.000 Privatjets im Einsatz, viele davon für illegale Charterflüge. Glenn Hogben, Chef der Air Charter Association, erklärt, warum diese Flüge eine Gefahr darstellen und was dagegen getan werden kann.
Gecharterter Jet: Reisende sollten auf legale Angebote zurückgreifen.
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Im Januar 2019 flog Emiliano Sala noch einmal nach Nantes, um sich von seinen Teamkollegen vom FC Nantes zu verabschieden. Der argentinische Stürmer war in der Winterpause für 17 Millionen Euro zum englischen Erstligisten FC Cardiff gewechselt. Am 21. Januar um 19:15 Uhr startete Sala von Nantes in einer Piper Malibu nach Cardiff. In einer Sprachnachricht an seine Freunde äußerte der 21-Jährige seine Angst, abzustürzen. Das Flugzeug sehe aus, als würde es bald auseinanderfallen.
Zur selben Einschätzung kam schon beim Hinflug der Pilot der Piper Malibu. Er soll in einem Gespräch gesagt haben, dass die Maschine in den Hangar gehöre und er seine Schwimmweste während des Fluges tragen werde. Trotz aller Bedenken hoben Ibbotson und Sala am 21. Januar gegen 19:15 Uhr ab. Eine Stunde später waren beide tot. Später wurde öffentlich, dass David Ibbotson weder eine Lizenz für kommerzielle Flüge noch für Nachtflüge hatte.
Private Flüge dürfen nicht entlohnt werden
«Das ist das prominenteste Beispiel für illegale Charterflüge, das in den letzten Jahren an die Öffentlichkeit gelangt ist», sagt Glenn Hogben, Vorsitzender der ACA – kurz für die Air Charter Association, einem weltweiten Lobbyverband für Geschäftsreiseflugzeuge – im Gespräch mit aeroTELEGRAPH. Aber was sind eigentlich illegale Charterflüge?
Hogben erklärt, dass es grundsätzlich zwei Arten von Flügen gibt: private und gewerbliche. Letztere werden wiederum in legale und illegale Charterflüge unterteilt. Illegale Flüge werden oft als «Graucharter» bezeichnet – eine Bezeichnung, die jedoch fälschlicherweise den Eindruck erwecken könnte, dass solche Flüge unter bestimmten Umständen legal seien, meint der Verbandschef. «Ein illegaler Charterflug liegt vor, wenn ein privat betriebenes Flugzeug für einen nicht lizenzierten Charterflug genutzt wird und dafür Geld bezahlt wird», so Hogben.
Im Kern geht es um Sicherheit
Die Betreiber haben also kein Flugbetreiberzertifikat (AOC), das für den gewerblichen Betrieb vorgeschrieben ist. Im Kern geht es dabei um die Sicherheit. Professionelle, lizenzierte und regulierte gewerbliche Anbieter Betreiber unterliegen einem strengen Regelwerk, das hohe Standards für die Wartung der Flugzeuge, den Flug- und Bodenbetrieb sowie die Erfahrung und Ausbildung der Besatzung vorschreibt.
Laut einer aktuellen Statistik sind weltweit rund 17.000 bis 20.000 Privatjets registriert. Diese hohe Zahl macht es schwierig, die Anzahl illegaler Charterflüge pro Jahr verlässlich zu schätzen. «Über illegale Charterflüge liegen nur wenige belastbare Daten vor», erklärt Hogben. Daher sei es unmöglich, deren genaue Zahl oder Häufigkeit zu bestimmen.
Kein Hotspot für illegale Flüge
Um gegen illegale Flüge vorzugehen, hat die ACA auf ihrer Website eine Meldestelle eingerichtet. Dort können Verdachtsfälle gemeldet werden, die anschließend geprüft und an die zuständige Luftfahrtbehörde weitergeleitet werden. Allerdings ist nicht jeder gemeldete Flug automatisch ein illegaler Charterflug. In manchen Fällen können die Daten nicht veröffentlicht werden, da sie wirtschaftlich sensible Informationen enthalten.
«Es gibt keinen spezifischen Hotspot für illegale Charterflüge. Sie kommen weltweit vor, und es gibt keine Hinweise darauf, dass bestimmte Länder oder Regionen besonders anfällig dafür sind», erklärt der Verbandschef. Die Air Charter Association ist in mehr als 60 Ländern vertreten und arbeitet mit globalen sowie regionalen Luftfahrtorganisationen zusammen, um eine einheitliche und klare Botschaft gegen illegale Charterflüge zu vermitteln.
Aufklärung ist das wichtigste Mittel
Hogben betont, dass Aufklärung der wichtigste Schritt im Kampf gegen illegale Charterflüge ist. Die Öffentlichkeit müsse sich der Risiken bewusst werden, die mit Flügen außerhalb der gesetzlichen Vorgaben verbunden sind. Auch die Schulung von Luftfrachtmaklern und Betreibern spielt eine entscheidende Rolle. Der ACA hat dafür einen speziellen Qualifikationskurs entwickelt, um sicherzustellen, dass Makler die notwendigen Fachkenntnisse besitzen und höchste Branchenstandards einhalten.
Unternehmen und Privatpersonen, die ein Flugzeug chartern möchten, sollten darauf achten, dass der Anbieter zertifiziert ist und über die erforderlichen Lizenzen verfügt. Dazu zählen unter anderem das Air Operator Certificate (AOC), die Flugzeugversicherung und die Qualifikationen der Piloten. Bei Unsicherheiten rät ACA-Chef Hogben, sich die entsprechenden Dokumente vorlegen zu lassen. Verdachtsfälle können den zuständigen Behörden gemeldet werden.
21. Januar ist Fly Legal Day
Der Verband hat nach dem tragischen Absturz von Emiliano Sala am 21. Januar diesen Tag zum Fly Legal Day erklärt. Damit soll die Öffentlichkeit für die Gefahren illegaler Charterflüge sensibilisiert und dazu beigetragen werden, ähnliche Tragödien in der Zukunft zu verhindern.