Zwischenfall mit Airbus A321
«Ich hasse es, dieses Ding bei Seitenwind zu fliegen»
Ein Airbus A321 von American Airlines wurde beim Start in New York stark beschädigt. Die nun veröffentlichen Gespräche aus dem Cockpit sind beunruhigend.
Der Schaden am A321 von American Airlines: Kennzeichen N114NN.
Der Schaden am A321 von American Airlines: Kennzeichen N114NN.
Es geschah am 10. April 2019 am Flughafen New York JFK. Ein Airbus A321 von American Airlines neigte sich beim Start Richtung Los Angeles stark nach links und schlug mit der Flügelspitze auf den Boden und auf eine Pistenabstandsmarkierung. Obwohl die Tragfläche stark beschädigt war, stieg die Maschine, kehrte etwas später um und landete nach knapp einer halben Stunde Flugzeit wieder am Startflughafen, ohne dass jemand verletzt wurde.
Die Verkehrsbehörde National Transportation Safety Board hat nun ihren Abschlussbericht zu dem Vorfall veröffentlicht. Sie hält als wahrscheinliche Ursache fest, dass der Kapitän übermäßig das linken Seitenruder betätigte, während der Jet auf der Piste beschleunigte.
«Was zum Teufel ist passiert?»
Grund für die Betätigung des Ruders waren Seitenwinde von 14 bis 17 Knoten von rechts, die allerdings deutlich unter der von American Airlines festgelegten Seitenwindbegrenzung von 35 Knoten lagen. Der aus der Aktion resultierende Schaden war so groß, dass die Fluggesellschaft die Maschine außer Dienst nahm und später verschrottete.
Wirklich beunruhigend sind derweil die Gespräche zwischen dem erfahrenen Kapitän und dem ebenso erfahrenen Kopiloten, die der Stimmrekorder der Maschine aufgezeichnet hat. Während des Vorfalls herrscht zuerst Ratlosigkeit: «Dein Flugzeug, dein Flugzeug, dein Flugzeug. Ich weiß nicht, was da los ist», sagt der Kopilot. Der Kapitän fragt: «Was zum Teufel ist passiert?» Und erneut der Erste Offizier: «Ich weiß es nicht.»
«Ich dachte, wir stürzen ab»
Der Kopilot fragt anschließend: «Können wir weiterfliegen?» Er habe gedachte, sie hätten ein Triebwerk verloren, aber beide würden laufen. Der Kapitän stellt fest, dass auch die Klappen funktionieren. Über die Maschine sagt er: «Sie fühlt sich jetzt normal an.»
Der Erste Offizier weist auf das «extreme Manöver» hin und sagt, alleine schon aus politischen Gründen wäre es «keine schlechte Idee, umzukehren». Er erklärt, er habe noch nie so viel Angst in einem Flugzeug gehabt wie gerade. «Ich dachte, wir stürzen ab.» Schließlich entscheiden sie sich wirklich für eine Rückkehr nach New York.
Passagier sieht Schaden
Der Kapitän sagt weiter zu seinem Nebenmann über den A321: «Ich hasse es, dieses Ding bei Seitenwind zu fliegen.» Gegenüber einer Flugbegleiterin erklärt er, im Airbus gebe es «so viele Computer, von denen wir nicht wissen, was sie manchmal tun».
Die Flugbegleiterin weist kurz danach auch darauf hin, dass jemand aus der Business Class aufgefallen sei, dass der linke Flügel verbeult aussehe. Der Kapitän antwortet: «Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber es ist egal, wir fliegen zurück.»
Steuerung voll ausgereizt
Seinen Kopiloten fragt der Kapitän zudem: «Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass dieses Flugzeug, wenn man die Steuerung voll einsetzt, manchmal nicht reagiert?» Der Erste Offizier erwidert mit einem Nein und sagt, dass er sie Steuerung nicht oft voll ausreize.