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Hongkong hilft mit Kapital und Kredit

Staat rettet Cathay Pacific

Die Fluglinie aus Hongkong war schon vor der Corona-Krise angeschlagen. Um sich zu retten, beschafft sich Cathay Pacific frisches Geld - den Großteil davon bei der Regierung.

Als Covid-19 begann sich auszubreiten, reagierte das Management rasch. Es reduzierte die Passagierkapazität um 97 Prozent, kürzte sich das Gehalt, verschob die Lieferungen neuer Flugzeuge, nahm ältere Flieger frühzeitig außer Betrieb und bot Angestellten freiwilligen Urlaub an. Dennoch verbrannte Cathay Pacific weiter Geld, viel Geld.

Weil die Einnahmen aus den Ticketverkäufen nur rund ein Prozent des Vorjahresniveaus erreichten, verlor die Fluggesellschaft seit Februar monatlich etwa 2,5 bis 3 Milliarden Hongkong-Dollar oder umgerechnet 286 bis 343 Millionen Euro an Liquidität. Die Situation wurde deshalb zunehmend gefährlich. Denn Cathay Pacific war bereits vor der Corona-Krise angeschlagen. Die politischen Proteste in Hongkong hatten seit vergangenem Sommer für einen Rückgang bei den Buchungen gesorgt.

Staat bekommt Anteil von 6 Prozent

Deshalb besorgt sich die Gruppe – zu der auch Cathay Dragon, Hong Kong Express und Air Hong Kong gehören – jetzt frisches Geld. 39 Milliarden Hongkong-Dollar oder umgerechnet 4,6 Milliarden Euro sind es insgesamt, wie am Dienstag (9. Juni) bekannt gegeben wurde. Den Großteil steuert die Regierung der Sonderverwaltungszone bei. Sie zeichnet nicht nur Vorzugsaktien für 19,5 Milliarden. Sie gewährt der Fluggesellschaft auch einen Kredit von 7,8 Milliarden Hongkong-Dollar.

Durch die Transaktion wird erstmals der Staat Mitaktionär bei der Cathay Pacific Group. Die Sonderverwaltungszone bekommt einen Anteil von rund 6 Prozent am Kapital. Zudem darf sie zwei Beobachter zu den Sitzungen des Aufsichtsrates schicken.

Swire, Air China und Qatar machen mit

Geld sollen aber auch externe Investoren einschießen. Die Gruppe will ihr Kapital gleichzeitig um zusätzliche 11,7 Milliarden Hongkong-Dollar erhöhen. Die drei bisherigen Hauptaktionäre haben bereits zugesagt, mitzumachen. Dennoch sinken ihre Anteile leicht. Die Beteiligung des Hongkonger Konglomerats Swire Group fällt von 45 auf 42 Prozent, die von Air China von 30 auf 28 und die von Qatar Airways von 10 auf 9,8.

Mit neuen Polstern ausgestattet, will sich die Führung nicht zurücklehnen.«Ganz im Gegenteil. Es bedeutet, dass wir unsere Anstrengungen zur Umgestaltung unseres Unternehmens verdoppeln müssen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Heute haben wir eine neue Runde von Gehaltskürzungen für Führungskräfte und eine zweite freiwillige Sonderurlaubsregelung für unsere Mitarbeiter angekündigt», kommentiert Aufsichtsratspräsident Patrick Healy.

Suche nach künftiger Größe

Im vierten Quartal will die Cathay Pacific Group die Pläne präsentieren, wie sie in die Zukunft geht. Dann wird sie sich auch zu ihrer künftigen Größe äußern. Aktuell besteht ihre Flotte aus 238 Flugzeugen. 70 weitere sind bestellt, unter anderem 21 Boeing 777X und 32 Airbus A321 Neo.