Eurocontrol warnt
Hitzeschäden, Dauerkühlung, Überschwemmungen – das droht den europäischen Flughäfen bei steigenden Temperaturen
Europas Flugsicherung und der Flughafenverband warnen vor den Schäden durch den Klimawandel. Um die Airports zu sensibilisieren, haben sie ein Papier über die Auswirkungen veröffentlicht.
Boeing 747 stehen auf einem überfluteten Vorfeld: Starkregen wird in den meisten Regionen Europas zunehmen.
Boeing 747 stehen auf einem überfluteten Vorfeld: Starkregen wird in den meisten Regionen Europas zunehmen.
Noch nie war es in Deutschland so heiß wie im Jahr 2023 – ein Rekord, der nicht nur regional, sondern auch global deutlich macht, dass der Klimawandel längst keine Zukunftsprognose mehr ist. Hitzewellen, Dürren und Starkregenereignisse häufen sich in einer nie dagewesenen Intensität. Das sich wandelnde Klima hat auch Auswirkungen auf die Luftfahrt.
Bereits 2018 warnte Eurocontrol vor den Auswirkungen des Klimawandels auf die Luftfahrt und stellte fest, dass europäische Flughäfen schlecht vorbereitet sind. Zwar erwarteten damals 86 Prozent der befragten Luftfahrtunternehmen, dass der Klimawandel ihr Geschäft bis 2050 beeinflussen wird, doch nur 52 Prozent haben bis dahin mit konkreten Planungen begonnen.
Europa nicht gut vorbereitet
Viel passiert ist in dieser Richtung offenbar nicht, denn nun haben die europäische Flugsicherungsbehörde, der Flughafenverband ACI Europe und die European Aviation Climate Change Adaptation Working Group ein umfassendes Papier veröffentlicht, um die europäische Luftfahrt wach zu rütteln.
Das Papier mit dem Titel «Adapting Aviation to a Changing Climate» zeigt detailliert, wie sich das Klima regional in Europa ändern wird und was das gleichzeitig für die Flughäfen bedeutet. Wenn beispielsweise die Hitzeperioden zunehmen, kann es zu Hitzeschäden an Pisten und Taxiways kommen. Sinkt die Biodiversität, steigt das Risiko von Vogelschlag.
Europa ist in fünf Zonen eingeteilt
Europa wird in dem Papier in fünf verschiedene Zonen eingeteilt. Nordeuropa, Zentralosteuropa, Westeuropa, Südeuropa und die Küstenzonen. Keine Überraschung ist, dass die Experten erwarten, dass die Durchschnittstemperaturen in allen Regionen steigen werden.
Während es allerdings in Nord-, Zentralosteuropa und Westeuropa zu einer Zunahme von Starkniederschlägen kommt wird, trocknet Südeuropa aus. Erwartet werden für Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei mehr Dürren und mehr Starkregenereignisse, wie zuletzt rund um die spanische Provinz Valencia.
Zahlreiche Probleme durch Extremwetter
Ein zentraler Punkt ist der steigende Kühlbedarf, sowohl in Flughafenterminals als auch an Bord von Flugzeugen, da wärmere Temperaturen den Komfort und die Funktionsfähigkeit der Systeme belasten. Zudem können extreme Wetterereignisse wie Stürme oder Überschwemmungen Flughäfen und andere Infrastrukturkomponenten erheblich beschädigen.
Auch die Zunahme von Gewittern ist problematisch: Häufigere oder intensivere Gewitter stören den Flugbetrieb und führen zu Verzögerungen, Ausfällen oder Kapazitätsengpässen, da Sicherheitsvorschriften den Flugbetrieb während solcher Wetterbedingungen einschränken. Die Anpassung an diese Entwicklungen wird immer wichtiger, um die Sicherheit und Effizienz des Luftverkehrs zu gewährleisten.
Sieben Handlungsempfehlungen
Das Papier zeigt einige Beispielfragen auf, anhand derer Flughäfen überprüfen können, ob sie ausreichend vorbereitet sind. Sind die Taxiways ausreichend vor Überschwemmungen geschützt? Ist die Elektrizitätsversorgung sowie kritische Systeme wie IT auch bei Wetterkapriolen ausreichend gesichert? Ist das System des Flughafens darauf eingestellt, plötzlich viele Flugzeuge aufnehmen zu müssen?
Das Papier skizziert sieben Schritte, wie Flughäfen sich an das veränderte Klima anpassen können. Im ersten Schritt sollen die aktuell gültigen rechtlichen Vorschriften geprüft werden, um Anpassungsbedarf zu identifizieren. Anschließend wird ein Team zusammengestellt, das sich gezielt mit dem Thema befasst. In Zusammenarbeit mit lokalen meteorologischen Diensten sollen dann die Klimarisiken bewertet und eine detaillierte Risikoanalyse erstellt werden.
Viel Zeit bleibt nicht mehr
Darauf folgt die Abschätzung betrieblicher Risiken, um Schwachstellen im Flughafenbetrieb zu erkennen. Im sechsten Schritt müssen Maßnahmen erarbeitet werden, die den Flughafen sicherer machen. Schließlich ist eine regelmäßige Überprüfung notwendig, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu gewährleisten und Anpassungen vorzunehmen. Klar ist: Es bleibt wenig Zeit, um diese Schritte umzusetzen.