Klaus-Michael Kühne
Großaktionär: Lufthansa «hat sich total verzettelt»
Der mit Abstand größte Aktionär liest der Führung des Luftfahrtkonzerns die Leviten. Klaus-Michael Kühne beklagt den Qualitätsverlust bei Lufthansa und Swiss und deutet an, künftig mehr Druck zu machen.
Klaus-Michael Kühne: «Aber wenn es hart auf hart kommt» ….
Klaus-Michael Kühne: «Aber wenn es hart auf hart kommt» ….
Niemand sonst besitzt so viele Anteile an Lufthansa Group wie er. 18,8 Prozent hält Klaus-Michael Kühne am deutschen Luftfahrtkonzern. Der zweitgrößte Aktionär kommt nur auf rund 3 Prozent (siehe Grafik). Trotz dieser Macht verhielt sich der Logistikunternehmer bisher recht still.
Das ändert sich nun, nachdem der Aktienkurs von Lufthansa Group deutlich gesunken ist. «Bisher machen wir keinen Druck, aber wir werden in Kürze mit den Vorsitzenden des Aufsichtsrats und des Vorstands sprechen», sagte der Unternehmer in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. «Man legt Wert auf den Dialog mit uns, aber bisher hat man die Geschäftspolitik nicht geändert. Je nachdem, wie das weitergeht, müssen wir uns stärker artikulieren.»
«Bei einer überzeugenderen Geschäftspolitik» höherer Aktienkurs
Kühne findet, die Strategie der Lufthansa-Gruppe sei «angreifbar». «Sie hat sich total verzettelt mit wahnsinnig vielen Nebenprodukten und Airlines unter ganz verschiedenen Namen. Das finde ich nicht gut. Ich bin ein Freund von einfachen und übersichtlichen Strukturen», so der Großaktionär. Und er ist überzeugt, dass «bei einer überzeugenderen Geschäftspolitik» der Aktienkurs höher wäre.
Kühne findet, das Management unter Carsten Spohr habe «die Kernmarke vernachlässigt». Lufthansa stehe daher «nicht mehr in der ersten Reihe mit Fluggesellschaften wie Emirates und den Fernost-Airlines. Dass man es so weit hat kommen lassen, bei aller deutschen Gründlichkeit und Perfektion, das wundert mich sehr», so der 87-Jährige zur FAZ. Zugleich sieht er ein, dass ein Anbieten der allerhöchsten Qualität nicht wirtschaftlich sein würde und er anerkennt auch, dass bei Lufthansa der Druck durch die Gewerkschaften besonders hoch ist.
Auch Kritik an Swiss: «Standard gesunken»
Wie zuletzt einige andere Prominente kritisiert Kühne, der in der Schweiz wohnt, auch Lufthansa-Group-Tochter Swiss. Bei ihr sei «der Komfort und der Standard» gesunken, sagt er. Wie bereits früher einmal kritisiert er vor allem, dass die Schweizer Fluglinie so stark auf Wet-Lease setzt. Die Partner hätten ein «ganz anderes Produkt» (Air Baltic) oder «sehr enge Flugzeuge» (Helvetic Airways), bemängelt er.
Seinen Anteil an Lufthansa Group will er vorerst nicht mehr erhöhen, so Kühne. Mit den knapp 20 Prozent habe man im Moment genug. «Damit kratzen wir an der Hauptversammlungsmehrheit, weil nur rund 40 Prozent der Aktionäre zur Hauptversammlung kommen», erklärt Kühne. Er weiß, dass er damit eine große Macht im Konzern hat, sagt aber dazu: «Wir wollen keinen Streit.» Doch Kühne wäre kein derart erfolgreicher Unternehmer, wenn er nicht einen zweiten Satz nachschieben würde: «Aber wenn es hart auf hart kommt, könnten wir darüber nachdenken, diesen Hebel zu nutzen.»