Loganair
Größte britische Regionalairline steht zum Verkauf
Wenn eine Fluggesellschaft zum Verkauf steht, ist es um das Unternehmen oft nicht gut bestellt. Oder um den bisherigen Eigentümer. Bei Loganair sieht es anders aus.
Twin Otter von Loganair auf der schottischen Insel Tiree, die zu den Inneren Hebriden gehört: Abgelegene Ziele sind wichtig für Loganair.
Twin Otter von Loganair auf der schottischen Insel Tiree, die zu den Inneren Hebriden gehört: Abgelegene Ziele sind wichtig für Loganair.
Es läuft bei der schottischen Fluglinie. Seit der Insolvenz von Flybe im Jahr 2020 kann Loganair sich größte Regionalairline Großbritanniens nennen. Und die Nachfrage ist hoch. Gerade erst hat die Fluggesellschaft ihren Flugplan für den Sommer 2023 aufgestockt.
Dennoch steht die Airline nun zum Verkauf. «Unsere Anteilseigner Stephen und Peter Bond wollen nach 25 Jahren Beteiligung an Loganair, davon die letzten zehn Jahre als alleinige Eigentümer, nun Berater damit beauftragen, Möglichkeiten für einen Verkauf auszuloten», so Airline-Chef Jonathan Hinkles. Er rechne mit einem neuen Eigentümer etwa Mitte 2023.
Lange Tradition, gemischte Flotte
«Stephen ist inzwischen 72 Jahre alt und möchte sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen», erklärt Hinkles zur Begründung. Auch der jüngere Bruder Peter Bond ist bereits 61 Jahre alt. Nun gehe es darum, einen geeigneten neuen Eigentümer zu finden, der Loganair in der bisherigen Tradition fortführe, sagt der Chef der Fluggesellschaft.
Loganair wurde 1962 von Willie Logan mit einer einzigen Piper PA-23 gegründet. Heute besteht ihre Flotte aus ingesamt rund 40 Flugzeugen der Typen Saab 340, Twin Otter, Britten Norman Islander, ATR 42-500, ATR 72-600, Embraer 135 und Embraer 145. Die Maschinen von ATR lösen dabei zunehmend die von Saab ab. Vier ATR 72 sind Frachtflieger.
Besser als vor der Pandemie
Laut Hinkels beschäftigt Loganair 840 Mitarbeitende und hat ihren Covid-19-Kredit vorzeitig an die Bank zurückgezahlt. Die Zahl der Reisenden liegt gemäß dem Airline-Chef schon teilweise 50 Prozent über dem Vor-Pandemie-Niveau. Dabei profitierte die schottische Fluggesellschaft auch von der Übernahme von ehemaligen Flybe-Routen.
Für das seit April laufende Geschäftsjahr erwartet Loganair einen Umsatzanstieg um 150 Prozent auf 240 Million Pfund Sterling oder umgerechnet 273 Millionen Euro. Der Gewinn soll von zuletzt 9 auf mehr als 15 Millionen Pfund oder 17 Millionen Euro steigen.
Wichtige Verbindungen
Neil Fraser vom Airline-Analyse-Unternehmen IBA sieht eine «wirklich interessante und einzigartige Perspektive für den richtigen Eigentümer» bei Loganair. Er werde eine Airline übernehmen, die mit 26 Prozent der Flüge hinter Easyjet die Nummer zwei im britischen Inlandsmarkt sei, auch wenn das natürlich nicht für die Passagierzahlen gelte.
Mit Blick auf Schottland hält Fraser fest: «Während Easyjet und Ryanair einen größeren Anteil am Verkehrsaufkommen in den großen Drehkreuzen Edinburgh und Glasgow haben, schafft Loganair aufgrund ihrer Fähigkeiten bei regionalen Verbindungen eine wichtige Lebensader bei der die Anbindung schottischer Städte und abgelegener Gemeinden.»
Auch internationale Ziele
Der Kauf der Fluglinie sei so gesehen zwar eine sehr spezielle Wette für Interessenten, so der Analyst. Die Embraer 145 seien allerdings auch eine solide Basis für internationale Expansion. Außer kleinen und großen Zielen im Vereinigten Königreich fliegt Loganair auch nach Dänemark, Norwegen, Irland, Guernsey, Jersey sowie die Isle of Man an.