Kampf um Avianca Brasil
Gol und Latam grätschen Azul rein
Eigentlich plante Azul, große Teile von Avianca Brasil zu kaufen. Doch nun haben sich die Konkurrenten Gol und Latam ins Spiel gebracht - mit guten Chancen.
Airbus A320 von Latam (noch in den alten Tam-Farben) in São Paulo-Congonhas: Gol und Latam hätten mit Azul einen harten Konkurrenten bekommen.
Airbus A320 von Latam (noch in den alten Tam-Farben) in São Paulo-Congonhas: Gol und Latam hätten mit Azul einen harten Konkurrenten bekommen.
Es war alles eingetütet. Für 105 Millionen Dollar wollte Azul große Teile der angeschlagenen Avianca Brasil kaufen. Zum Paket hätten das Luftfahrtbetreiberzeugnis (AOC oder Air Operator Certificate), 70 Start- und Landerechte vor allem in São Paulo-Congonhas, aber auch in São Paulo/Guarulhos und Rio de Janeiro-Santos Dumont, sowie rund 30 Flugzeuge gehört. Doch im letzten Moment schlugen die Gläubiger unter Führung der amerikanischen Investmentfirma Elliott Management eine andere Vorgehensweise vor.
Der Plan der Amerikaner wurde bei einer Versammlung der Gläubiger am Freitag (5. April) abgesegnet. Ihr Argument war, dass so mehr Geld in die Kassen der in Finanznot steckenden Fluggesellschaft fließen wird. Neu werden sieben so genannte Unidades Produtivas Isoladas gebildet. Das sind spezielle Rechtseinheiten, bei denen der Käufer keinerlei Verpflichtungen in Bezug auf die weiteren Schulden nimmt, wenn die Verkäuferin sich wie Avianca unter Gläubigerschutz befindet. Sechs davon enthalten Start- und Landerechte, eines das Vielfliegerprogramm.
Wettbewerbshüter prüfen
Azuls Chef John Rodgerson beklagte sich bei Bekanntwerden des Plans, Gol und Latam wollten so verhindern, dass seine Fluggesellschaft interessante Start- und Landerechte bekomme. Insbesondere wollten die Konkurrenten nicht, dass Azul sich am Flughafen São Paulo-Congonhas einniste. Er ist der Ausgangspunkt der so genannten Luftbrücke zwischen der brasilianischen Wirtschaftsmetropole und Rio de Janeiro. Mit 39.747 Flügen pro Jahr oder mehr als 100 pro Tag gehört sie zu den emsigsten Inlandsstrecken der Welt. Bisher waren Gol und Latam zusammen mit der deutlich schwächeren Avianca da marktbeherrschend.
Durch die Aufteilung der 70 Start- und Landerechte ist die Chance größer geworden, dass Gol und Latam bei der Auktion Mitte April einen Erfolg haben werden. Sie haben denn auch bereits je eine Anzahlung von 70 Millionen an Avianca geleistet. Die Beträge würden mit dem Preis verrechnet, wenn die beiden Fluggesellschaften zum Zuge kämen. Noch ist allerdings ein Punkt unklar: Die brasilianischen Wettbewerbshüter haben erklärt, sich den neuen Vorschlag aus wettbewerbsrechtlichen Gründen genauer anzuschauen.