Letzte Aktualisierung: um 8:46 Uhr

Harsche Kritik

Gewerkschaft: Lufthansa betreibt «gruppeninternen Kannibalismus»

Die Dachorganisation europäischer Transportgewerkschaften geht Lufthansa hart an. Die Gruppe verfolge bei den Sozial- und Arbeitsstandards eine Nivellierung nach unten.

Eurowings Discover hebt seit ein paar Wochen regelmäßig mit Passagieren ab. Das Selbstbild, welches das Management bei der Präsentation des ersten Flugzeugs kommunizierte: Man ist ein Start-up, funktioniert anders als traditionelle Airlines. Gewerkschaften finden dafür allerdings andere Worte.

Die Arbeitsbedingungen für Cockpit- und Kabinenbesatzung seien schlechter als bei der Muttergesellschaft Lufthansa und auch als bei den anderen Airlines der Gruppe, monieren sie. Auch die Tatsache, dass es keinen Tarifvertrag gibt, wird von ihnen kritisiert. Bislang fanden sie damit wenig Gehör. Daher haben sich nun mehrere europäische Angestellentvertretungen zusammengetan.

«Herabsetzung der Sozial- und Arbeitsstandards»

Die European Transport Workers’ Federation hat einen Brief an Lufthansa-Chef Carsten Spohr verfasst. In dem verurteilt die Dachorganisation der europäischen Transportgewerkschaften die «Herabsetzung der Sozial- und Arbeitsstandards für die Arbeitnehmenden, die das Management des Lufthansa-Konzerns bei Eurowings Discover weiterhin stillschweigend praktiziert.»

Das Gruppenmanagement sei der Ansicht, dass solche Maßnahmen die einzige unmittelbare und mögliche Lösung sind, um dem derzeitigen wirtschaftlichen Druck des Marktes zu begegnen. Das lehnt die Dachgewerkschaft ab. Nach Ansicht ihrer Mitgliedsorganisationen – Kapers (Schweiz), Vida (Österreich), Aircrew Alliance und Verdi (Deutschland) sowie B United (Tschechische Republik) – führt diese Strategie zu einem «gruppeninternen Kannibalismus».

Lufthansa Group soll «falsche Richtung» ändern

Lufthansa Group unterstütze einen Ansatz der Nivellierung nach unten, heißt es weiter. Die Gewerkschaften vergleichen die Arbeitsstandards bei Eurowings Discover mit denen der «meisten Billigfluggesellschaften in Europa». Die Gruppe verletze in grober Weise grundlegende Arbeitsrecht.

Die europäische Dachgewerkschaft und ihre für Lufthansa zuständige Mitglieder fordern, dass man für alle Töchter einen Tarifvertrag aufsetze. «Dies wäre unseres Erachtens ein klares Signal, dass die Lufthansa Group tatsächlich konkrete Schritte unternimmt, um die völlig falsche Richtung zu ändern», sagt Eoin Coates, Leiter Luftfahrt bei der European Transport Workers’ Federation.

Standards nicht weiter senken

Der Konzern solle nicht weiter den Weg gehen, die Sozial- und Arbeitsstandards für seine Beschäftigten in neuen Gesellschaften zu senken, meint er weiter.  Bis zum Erscheinen des Artikels steht die Stellungnahme von Lufthansa noch aus.