Letzte Aktualisierung: um 14:05 Uhr

Mit Delta im Gespräch

Gerüchte um neuen Investor bei Avianca

Avianca sucht einen Partner. Die Verhandlungen drohen aber zu scheitern, weil der Besitzer die Kontrolle nicht verlieren will.

Eine Fluggesellschaft beherrscht derzeit die Schlagzeilen in Lateinamerika: Avianca. Schon länger sucht sie nach einem starken internationalen Partner. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Wie die kolumbianische Zeitschrift Semana berichtet, soll der endgültige Entscheid aber in den nächsten Tagen fallen.

Obwohl es über Wochen ausgiebige Gespräche mit anderen Fluggesellschaften gegeben habe, würden alle Anzeichen darauf hindeuten, dass es keine Einigung gebe. Das Problem, so das Magazin: Geschäftsmann Germán Efromovich, der mit seiner Synergy Group Avianca besitzt, ist nicht bereit, die Kontrolle abzugeben. Bei den Verhandlungspartnern von Avianca soll es sich laut New York Times um Delta, United und Copa handeln.

Efromovich bleibt hartnäckig

Das Tourismus-Portal Reportur schrieb nun unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle, das beste Angebot stamme von Delta, verlange aber den Rückzug von Efromovich – wegen der vielfältigen Verbindungen von Avianca zu dessen anderen Firmen. Zur Synergy Group gehören auch Öl- und Gasunternehmen, Werften, Hotels und andere Airlines. Efromovich wolle genau deshalb aber die Mehrheit nicht abgeben: Weil Avianca «der Klebstoff ist, der zusammenhält, was noch übrig ist von seinem Imperium».

Nach den verschiedenen Berichten reagierte die Aktie der Airline an der kolumbianischen Börse heftig und verlor um bis zu 13 Prozent. Avianca reagierte und schickte ein Schreiben an die Finanzaufsicht. Darin erklärte die Fluglinie, dass ihr der Ursprung der Medien-Informationen unbekannt sei. Sobald das Unternehmen von relevanten Entscheidungen Kenntnis haben, werde man dies dem Gesetz entsprechend dem Markt mitteilen.

Noch andere Motive?

Als wären das nicht schon genug Spekulationen, könnte bei Aviancas Partnersuche im Hintergrund womöglich noch jemand die Finger im Spiel haben: Germán Efromovich soll laut New York Times durch fallende Ölpreise viel Geld verloren und dann finanzielle Hilfe bekommen haben – von Investor Paul E. Singer und seinem Hedge Fonds Elliott Management. Singer erlangte unter anderem Bekanntheit, als er den bei ihm verschuldeten Staat Argentinien verklagte und Vermögenswerte des Landes beschlagnahmen ließ. Zu den Sicherheiten, die Efromovich Singer nun gegeben haben soll, gehörte laut der Zeitung auch sein Anteil an Avianca. Demnach saßen Vertreter von Elliott Management mit am Verhandlungstisch zwischen der Fluggesellschaft und möglichen Partnern.

Während das nach einer durchaus brisanten Lage klingt, schreibt Semana, es wäre nicht dramatisch, sollte Avianca keinen Partner finden, da die Airline zwar 500 Millionen Dollar zur Modernisierung ihrer Flotte brauche, nicht aber zum direkten Überleben. Das mittelamerikanische Portal Estrategia y Negocios berichtete am Mittwoch, Avianca wolle 2017 sieben neue Maschinen im Gesamtwert zwischen 560 bis 700 Millionen Dollar in Betrieb nehmen, darunter Boeing 787 sowie Airbus A319 und A320.

Mit zwölf Maschinen in Argentinien starten

Und die Wachstumspläne der Airline scheinen nicht gefährdet. In Argentinien machen sich Efromovich und Avianca bereit, mit zwölf Maschinen in den Markt einzusteigen. Allerdings sind hier die Verhältnisse anders: Im März 2016 hatte die Synergy Group die argentinische Airline Macair Jet gekauft, die nun Avian Líneas Aéreas heißen, aber unter dem Namen Avianca Argentina auftreten soll.

Der Ableger gehört als eigenständige Firma aber offenbar nicht zu Avianca Holdings. Sollte Avianca Holdings also einen Partner an Bord holen oder sogar übernommen werden, könnte es sein, dass Avianca Argentina davon nicht betroffen ist. So könnte Efromovich theoretisch weiterhin Besitzer einer Avianca sein, selbst wenn er beschließen sollte, sich doch zugunsten von Delta oder einem anderen Partner zurückzuziehen. Aber auch das sind – wie so vieles rund um Avianca zurzeit – nur Spekulationen.