Letzte Aktualisierung: um 8:25 Uhr

Flugtest

Das bietet die neue Business Class von Eva Air

Geräumiger Sitz, japanisches Fine Dining und mageres Unterhaltungsprogramm: Eva Air gehört zu den Fünfstern-Airlines. Doch wie gut ist die private taiwanische Fluglinie wirklich? Wir haben die Business Class getestet.

Die besten Fluggesellschaften der Welt kommen alle aus Asien – zumindest wenn man Skytrax Glauben schenkt. Die zehn Airlines, die vom Bewertungsunternehmen die Höchstnote fünf Sterne bekommen, stammen aus China, Indonesien, Japan, Katar, Singapur, Südkorea und Taiwan. Auch Eva Air gehört zum erlauchten Kreis.

Wie gut ist aber die private taiwanische Fluglinie wirklich? Wir haben die Royal Laurel genannte Business Class von Eva Air auf einem Flug mit einer Boeing 787-9 von Taipeh nach München im November getestet.

Buchung/Reservierung: ★★★☆☆. Bei der Webseite setzt Eva Air das Motto der Reduktion auf das Minimum perfekt um. Sie ist nicht mit unnötigen Bildern überfrachtet und kommt doch modern und attraktiv daher. Das Menü ist klar strukturiert. Dadurch findet sich der Reisende schnell zurecht. Alle wichtigen Funktionen sind mit einem Klick zu erreichen. Die Untermenüs sind allerdings etwas überfrachtet.

Weniger Freude hatten wir an der App. Sie ist generell langsam. Immer wieder dauert das Laden einer Seite lange und man wird mit den immer gleichen Werbebildern vertröstet. Zudem mussten wir beim Abrufen unserer Buchung jedes Mal mitteilen, dass wir keinen Mitreisenden hinzufügen wollen. Das gibt Abzug, weil die App heute ein zentrales Instrument im Kontakt mit der Kundschaft ist.

Check-in/Einsteigen: ★★★★★. Für Business-Class-Gäste gibt es in Terminal 2 des Taoyuan International Airport von Taipeh eine eigene Schalterreihe. Wir sind früh dort und kommen umgehend an die Reihe. Die Angestellten sind sehr zuvorkommend, professionell und trotzdem locker drauf. Was danach fehlt, ist eine separate Spur bei der Sicherheitskontrolle. Doch wir haben Glück und müssen trotzdem kaum warten.


Das Business-Class-Check-in. Bild: aeroTELEGRAPH

Wir begeben uns für die Wartezeit in die Infinity Lounge. Eva Air verspricht «funkelnde Deckenleuchten und elegant geschwungene Wände». Auf uns wirkt das Interieur mit seinen dunklen Tönen weniger futuristisch, aber gediegen. Was uns gefällt ist, dass die Lounge in verschiedene Bereiche aufgeteilt ist. Dadurch entsteht eine ruhigere Atmosphäre, selbst bei größerem Andrang. Wer vor dem Flug duschen will, kann das in einem der geräumigen Kabinen tun. Die meisten Sitze in der Lounge verfügen über Steckdosen, zudem gibt es schnelles Wifi. Schade: Es gibt keinen Blick aufs Vorfeld.


Der vordere Teil der Infinity Lounge. Bild: aeroTELEGRAPH

Beim Einsteigen setzt Eva Air auf Gruppen, wobei Business-Class-Gäste gleich nach den besten Vielfliegern und Menschen mit Beeinträchtigungen sowie Familien an die Reihe kommen. Die Gruppen werden von Angestellten klar und einzeln aufgerufen und mit Tafeln angezeigt. Daher gibt es kein Gedränge. Der Warteraum unseres Gates ist allerdings alles andere als beeindruckend – ein langer Schlauch mit langen Reihen an Stühlen und kargen Wänden.

Crew: ★★★★★. Als wir nachts einmal klingeln, braucht es gerade Mal 20 Sekunden, bis die Flugbegleiterin neben uns steht. Das gewünschte Wasser serviert sie danach nach einer Minute. Das ist typisch für den äußerst aufmerksamen Service, den wir an Bord erleben. Die Kabinenbesatzung ist motiviert, professionell  und freundlich. Und sie arbeitet keineswegs mechanisch, wie man es von gewissen Golfairlines kennt. Die Kundschaft der Business Class wird mit Namen angesprochen.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Die Business Class ist in den Boeing 787 von Eva Air 1-2-1 angeordnet. Dank hohen Decken und breitem Gang wirkt alles sehr großzügig. Mit seinen Grau- und Brauntönen wirkt das Interieur gediegen. Jeder der 26 Sitze hat direkten Zugang zum Gang. Den Gästen steht eine äußerst geräumige und eine Standard-Toilette zur Verfügung. Platz für Handgepäck ist in den Gepäckfächern genug.


Die Business-Kabine ist großzügig gestaltet. Bild: aeroTELEGRAPH

Sitz: ★★★★★. Eva Air bietet in den Dreamlinern einen äußerst geräumigen Sitz, der sich in ein vollflaches Bett verwandeln lässt. Auch in der Breite lässt er dem normalbreiten Fluggast im Schlaf genug Platz, was leider längst nicht bei allen Fluggesellschaften der Fall ist. Auch gibt es ausreichend Stauraum. Wir saßen in der Mittelreihe in Flugrichtung rechts. Da hatten wir ein Schuhfach und ein Ablagefach unten links , eine große Abstellfläche rechts neben dem Sitz und dort auch ein kleines Kästchen, in dem man Dinge verstauen kann. Zur Abgrenzung kann man gegen den Nachbar links eine milchige Plexiglas-Wand ausfahren, nach rechts gibt es ebenfalls eine ausfahrbare Wand, um sich gegen den Gang hin abzugrenzen. Eine Suite bietet Eva Air nicht – aber das Feeling ist suitenähnlich. Zum Schlafen bietet die Airline den Gästen eine Sitzauflage, welche die Flugbegleitenden anbringen und eine große, dicke Decke sowie ein bequemes Kissen.

Sauberkeit: ★★★★★. Volle Punktzahl, wir finden kein einziges Staubkorn, als wir einsteigen.

Mahlzeiten: ★★★★☆. Zum Start gibt es das obligate Glas Schaumwein. Und danach wird schon bald die Hauptmahlzeit serviert. Wir ließen sie selbst aus, weil wir uns den Bauch schon in der Lounge vollgeschlagen haben, unter anderem mit Mövenpick-Vanilleeis. Ein Fehler. Eva Air serviert westliche und asiatische Menüs. Unser Sitznachbar Peter Pfänder vom Reisemagazin Trpstr probierte das japanische Menü von Chef Motokazu Nakamura vom Michelin-3-Stern-Restaurant Nakamuraund war begeistert. «Das kann man schon als japanisches Fine Dining in einer gelungenen Kompaktversion bezeichnen», sagt er und strahlt. Ein anderer Mitreisender entschied sich bei der Vorspeise für die mit Frischkäse gefüllten Pilze und bei der Hauptspeise für das Chicken Bourgignon mit assortierten Gemüsen und Kartoffeln. Er war weniger begeistert. Wir hatten uns auf ein Glas Veuve Cliquot – La Grande Dame Rosé gefreut, der war aber an Bord nicht verfügbar. Und so wichen wir auf Veuve Cliquot – La Grande Dame aus, was uns ebenfalls mundete.  Eva Air kredenzt einen französischen (Bordeaux, Sauvignon Blanc/Semilion) und einen deutschen Weißwein (Mosel, Riesling) sowie einen französischen (Saint-Emilion, Merlot/Cabernet Franc/Cabernet Sauvignon) und spanischen (Ribera de Duero, Tempranillo) Rotwein. Auch Portwein oder Sherry kann man genießen oder Spirituosen (so den exzellenten taiwanischen Kavalan Single Malt) oder Cocktails.


Die japanische Hauptmahlzeit. Bild: Peter Pfänder/trpstr.de

Unterhaltungssystem: ★★★★☆. Das Angebot an Filmen ist nicht besonders groß. Und so wissen wir lange nicht, was wir schauen wollen. Wir entscheiden uns am Ende für den Film Moonfall (ein Fehler, denn es ist einer der schlimmsten Streifen, den wir je gesehen haben). Danach schauen wir noch die französische Komödie Maison de Retraite (was uns entschädigt). Daneben gibt es TV-Programme und Dokus, doch auch hier ist die Auswahl eher bescheiden. Gut ist die Menüführung am berührungssensitiven Bildschirm mit einer Diagonale von 18 Zoll beziehungsweise 45 Zentimeter. In der Seitenkonsole des Sitzes gibt es zudem eine Fernbedienung, auf der man einen zweiten Bildschirm hat, auf dem man beispielsweise gleichzeitig den Flugverlauf verfolgen kann. Die Fluggäste bekommen zudem einen geräuschunterdrückenden, hochqualitativen Kopfhörer.

Wifi/Strom: ★★★★★. Das Wifi ist bei Eva Air im Business-Class-Ticket inbegriffen, allerdings hängt die Datenmenge vom gebuchten Tarif ab. Im Tarif Standard gibt es 75 MB gratis. Die Verbindungsqualität ist unterschiedlich – so wie eigentlich auf allen Langstreckenflügen. Wer unbeschränkt Daten nutzen will, muss 39.95 US-Dollar bezahlen. Im Sitz gibt es einen Strom- und USB-Anschluss, an denen man seine Geräte laden kann.

Extras: ★★★★★. Der Reisende bekommt ein Amenity Kit, das vom italienischen Designer Salvatore Ferragamo gestaltet wurde. Es sieht aus wie ein kleiner Hartschalenkoffer. Enthalten sind die üblichen Dinge: Eine Körperlotion, Lippenbalsam und Handcreme sowie Schlafmaske, Ohrstöpsel, Zahnbürste und Zahnpasta. Die Verpackung finden wir praktisch, da man sie gut weiter nutzen kann. Daneben erhalten Gäste ein schönes Pyjama von Designer Jason Wu und Pantoffeln, die schöner und qualitativ besser sind, als die Standardlatschen, die es heute in vielen Hotels gibt.


Das Amenity Kit. Bild: aeroTELEGRAPH

Gesamtnote: 4,6 – Sehr gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Wer nach Taiwan oder nach Ostasien fliegen will findet mit der Business Class von Eva Air ein sehr gutes Angebot. Die Boeing 787 sind auf dem neuesten Stand in puncto Kabineneinrichtung und großzügig eingerichtet. Die Boeing 777 sind dagegen etwas in die Jahre gekommen.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder aus der Business Class von Eva Air.

Der Testflug verursachte 1350 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen kompensierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen durch die Unterstützung von Aufforstungsprojekten und den Kaufs von Biokerosin über den Kompensationsanbieter Compensaid.

Das Flugticket für diesen Test wurde von Eva Air zur Verfügung gestellt. Die Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei ihrem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.