Letzte Aktualisierung: um 21:50 Uhr

Probleme mit Dreamliner

Geister der Vergangenheit holen Boeing bei der 787 ein

Der Flugzeugbauer hat Probleme bei der Produktion des Dreamliners. Das führt nun zu einer Millionen-Strafe. Doch die 787 wird Boeing noch viel höhere Kosten einbrocken.

Der vergangene Sommer war ein Desaster für Boeing – nicht wegen der 737 Max, sondern dieses Mal wegen der 787. Innerhalb weniger Wochen wurden im August und September vier verschiedene Probleme bei der Produktion des Dreamliners bekannt. Im Februar 2021 kam ein weiteres hinzu. All das sorgt nicht nur für zusätzliche Inspektionen, Ausbesserungen und Verzögerungen.

Die neuen Schwierigkeiten erwecken auch die Vergangenheit wieder zum Leben. 2015, als ebenfalls Produktionsfehler bei der 787 aufgetreten waren, hatte Boeing nämlich eine Vereinbarung mit der amerikanischen Luftfahrtbehörde getroffen. Der Deal mit der Federal Aviation Administration FAA sah vor, dass der Flugzeugbauer 12 Millionen Dollar Strafe zahlt und sich verpflichtet, seine Produktionsprozesse stetig zu verbessern. Für den Fall von künftigen Verstößen behielt sich die FAA weitere Strafzahlungen vor.

6,6 Millionen Dollar und noch viel mehr

Und genau dazu kommt es nun. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, muss Boeing wegen den 787-Problemen weitere 5,4 Millionen Dollar zahlen, weil die Luftfahrtbehörde mit der Verbesserung der Produktionsprozesse nicht zufrieden ist. Dazu kommen weitere 1,2 Millionen Dollar Strafe, deren Grund nicht näher genannt ist. «Die FAA nimmt Boeing durch die Verhängung zusätzlicher Strafen in die Verantwortung», erklärt FAA-Chef Steve Dickson.

Diese insgesamt 6,6 Millionen Dollar dürften allerdings Boeings kleineres Problem sein im Vergleich zu den Kosten für die Inspektionen und Ausbesserungen an bereits produzierten Dreamlinern. Ein Informant schätzte gegenüber Reuters, dass es sich um Hunderte Millionen Dollar handeln wird. Selbst einen Milliarden-Betrag schloss er nicht aus.

So laufen Inspektion und Ausbesserung

Zur Inspektion müssen unter anderem Sitze im hinteren Teil der Boeing 787 ausgebaut und die Bodenverkleidung geöffnet werden, erklärten mehrere Leute, die mit dem Prozess vertraut sind. Dann suchen Techniker mit Spezialwerkzeugen zwischen Rumpfsektionen nach möglichen Lücken, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Sollten dabei Fehler auffallen, müssen mehrere Abdeckungen in der Kabine geöffnet und die zu großen Lücken mit neu produzierten Auffüllstücken geschlossen werden.

Eine Frage ist, wie diese und andere Inspektionen und Arbeiten die Auslieferungen verzögern. Boeing hat seit Oktober 2020 keinen Dreamliner mehr an Kunden übergeben. Der Flugzeugbauer kündigte an, im ersten Quartal wieder eine kleine Anzahl auszuliefern.

100 Auslieferungen im Jahr 2021?

Laut einem Reuters-Informanten peilt der Flugzeugbauer für das gesamte Jahr rund 100 Auslieferungen an. Analysten schätzen, dass Boeing erst 2024 wieder die Zahlen von 2019 erreichen wird, als der Hersteller 158 Dreamliner übergab. 2020 waren es dann nur noch 53.