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Unheimliche Begegnung bei Genf

Vor zwei Jahren rasten eine Boeing von Lufthansa und ein Airbus von Easyjet gefährlich aufeinander zu. Nun weiß man, was zum heiklen Zwischenfall führte.

Die Boeing B737-300 von Lufthansa war am 8. Juli 2010 unterwegs von Nizza nach Frankfurt. Von der schweizerischen Flugsicherung erhielten die Piloten um 13.31 Uhr die Anweisung ihre Route beizubehalten und höher zu steigen. Flug LH 4135 befand sich zu jenem Zeitpunkt rund 100 Kilometer südlich von Genf. Von einer Höhe von 6700 Metern über Meer sollte die Maschine stetig auf rund 9800 Meter klettern, wie ein nun veröffentlichter Bericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle Sust zeigt. Im angrenzenden Flugsektor war zur gleichen Zeit ein Airbus A319 von Easyjet unterwegs. Flug EZ5293 war in London-Gatwick gestartet und hatte Milano Malpensa als Ziel. Die Crew dieser Maschine bekam um 13:35 Uhr die Anweisung von der Flugsicherung, der jetzigen Route zu folgen und von 11’100 Metern auf 10’000 Meter zu sinken.

Plötzlich kam Unruhe im Cockpit der Easyjet-Maschine auf. «Da ist eine andere Maschine unter uns», erklärten die Piloten des A319 der Flugsicherung. Das Antikollisionssystem TCAS (Traffic Alert/Collision Avoidance System) des anderen Jets habe eine Warnung ausgegeben. Ihre Maschine sank zu jenem Zeitpunkt mit rund 366 Metern pro Minute. Das andere Flugzeug sei mehr als neun Kilometer entfernt, kam die Antwort der Aufsicht. «Sie fahren also besser fort».

Plötzlicher Alarm

Doch die Crew von Easyjet beschloss, die Sinkgeschwindigkeit zu reduzieren. Sie gab ihre Position erneut durch. Der Lotse aber war zu jenem Zeitpunkt der Ansicht, dass sich die Maschine rund 300 Meter höher befand als sie tatsächlich war. Ein Fehler. Um 13:40 Uhr ging bei der Flugsicherung der Kollisionsalarm STCA (short-term conflict alert) los. Der Aufseher war gerade in Funkkontakt mit zwei weiteren Maschinen. Die Lufthansa-Boeing und der Easyjet-Airbus flogen derweil aufeinander zu – auf gleicher Flughöhe. Noch rund sechs Kilometer trennte die Flieger. Der Aufseher begriff erst da den Ernst der Lage und wies die britische Maschine an, scharf nach rechts abzudrehen.

Der Zwischenfall ging glimpflich aus. Gemäß der Behörde ist er aber als «schwer» einzustufen. Im knappsten Moment befanden sich die Flieger nur noch 3,5 Kilometer auseinander und der Höhenunterschied betrug bloß 125 Meter, so der nun publizierte Abschlussbericht. Er hält fest, dass der Easyjet-Flieger auf eine Höhe abgestiegen war, welche ihm nicht zugeteilt worden war. Der Lotse habe diesen Umstand zudem nicht bemerkt. Die Crew habe schließlich nicht die korrekten Abläufe zur Verifizierung der Flughöhe eingehalten, so die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle.