Ungeplante Tankstopps
Führt Air Transat Passagiere hinters Licht?
Vorwürfe gegen Air Transat: Die kanadische Fluglinie soll laut einem Medienbericht Flüge als nonstop verkaufen, auf denen die Jets Tankstopps einlegen müssen.
Boeing 737-400 von Flair Air: Die Fluggesellschaft besitzt alte Maschinen.
Boeing 737-400 von Flair Air: Die Fluggesellschaft besitzt alte Maschinen.
Um ihre Routen nach Mexiko zu bedienen, greift die kanadische Air Transat seit 2016 auch auf Maschinen und Personal des Charteranbieters Flair Airlines zurück. Doch dabei gibt es ein Problem: Nur zwei der fünf rund 25 Jahre alten Boeing 737-400 von Flair Air sind laut einem Bericht des kanadischen TV-Senders CBC mit zusätzlichen Tanks ausgestattet. Nur diese schaffen mit 156 Passagieren an Bord die Strecke ohne Tankstopp.
Dies gilt zumindest für den Hinflug, wie CBC unter Berufung auf anonyme Flair-Air-Piloten berichtet. Demnach brauchen die Maschinen, wenn sie im kälteren Kanada starteten, weniger Treibstoff und müssten auch nicht gegen den Jetstream fliegen. Bei einem Start in Mexiko sei es andersherum.
Info erst in der Luft
Air Transat soll laut E-Mails, die dem Sender zugespielt wurden, Flair Air darauf hingewiesen haben, dass die mexikanischen Behörden Flüge mit Zwischenstopp nicht genehmigen würden. Daher solle der Charteranbieter erst einen technischen Stopp ankündigen, wenn das Flugzeug schon in der Luft sei. Die Behörden in Mexiko teilten dem Sender dagegen mit, es gäbe keine solche Regelung. Eine Sprecherin von Air Transat wollte sich dazu gegenüber CBC nicht äußern.
Laut einer E-Mail des Flugdirektors von Flair Air an seine Piloten, aus der der Sender zitiert, soll Air Transat darauf verwiesen haben, dass diese Methode bereits mit anderen Chaterfirmen erfolgreich gewesen sei. Die Passagiere sollten nicht vor dem Boarding über die Stopps informiert werden, schrieb der Flugdirektor laut CBC weiter. Unter den Piloten habe sich für diese Praxis der Name «Mexican Game» etabliert.
Informiert oder nicht informiert?
CBS fand zwischen dem 28. Januar und 8. April elf Flüge Richtung Kanada, die als nonstop beworben wurden, aber Stopps einlegten. Auch bei zwei Flügen Richtung Mexiko sei dies der Fall gewesen, heißt es weiter. Air Transat sagte dazu, die Tankstopps wären nicht eingeplant gewesen und in allen Fällen von planmäßigen oder außerplanmäßigen technischen Stopps seien die Passagiere informiert worden. Auch zuvor hatte die Fluggesellschaft schon einmal darauf verwiesen, Reisende seien über die «elektronischen Reisedokumente» über Stopps in Kenntnis gesetzt worden.
Der Sender erhielt nach seinem Bericht viele Zuschriften von Fluggästen, die bestreiten, informiert worden zu sein, und die von erheblichen Verspätungen durch die Stopps berichten. Einem zweiten CBC-Bericht zufolge soll Air Transat das «Mexican Game» auch weiterhin spielen. Demnach habe sich ein Reisender am 5. Juni gemeldet und gesagt, er sitze gerade während eines Flair-Airlines-Fluges von Cancun nach Edmonton bei einem Zwischenstopp in Calgary.
Vorwürfe auch gegen Sunwing
Weiterhin heißt es, Air Transat sei nicht mehr die einzige Fluggesellschaft, über die sich Reisende wegen solch einer Praxis beschwerten. Auch Passagiere von Sunwing hätten Ähnliches berichtet. Sunwing teilte dagegen mit, man würde seine Fluggäste schon bei der Buchung über Stopps informieren.