Verschiedene Vorschläge
Frankreich will Minimal-, Italien Maximalpreise für Flugtickets
Die Ticketpreise steigen. Gut, finden die einen, denn Fliegen soll in Zeiten des Klimawandels einen Preis haben. Frankreich will sogar Mindestpreise umsetzen. In Italien sieht man das anders.
Flieger von Smartwings am Flughafen Palermo: Die italienische Regierung setzt Höchstpreise fest.
Flieger von Smartwings am Flughafen Palermo: Die italienische Regierung setzt Höchstpreise fest.
Dass bei 27 Mitgliedern nicht alle immer einer Meinung sein können, ist klar. Und wenn es sich wie bei der EU um 27 Mitglieder mit verschiedenen Regierungen, Sprachen und individuellen Kulturen handelt, ist das noch klarer. Ein Beispiel dafür liefert gerade ein Thema aus der Luftfahrt: die Ticketpreise.
Frankreichs Verkehrsminister Clement Beaune sprach sich kürzlich dafür aus, gesetzlich Minimalpreise für Flugscheine festzulegen. «Flugtickets zu 10 Euro, das ist in einer Zeit des ökologischen Wandels nicht mehr möglich», sagte er der Zeitung L’Obs. «Das spiegelt nicht den Preis für den Planeten wider.»
Nicht der erste Vorstoß dieser Art
Es wäre nicht der erste Vorstoß dieser Art in Frankreich. Erst kürzlich hieß es aus dem Umweltministerium, man befürworte eine Kerosinsteuer für Privatjets. Bereits umgesetzt ist seit Mai ein teilweises Verbot von Inlandsflügen zu Zielen, die mit dem Zug in weniger als 2,5 Stunden erreichbar sind. Die Maßnahme wurde jedoch wegen ihres begrenzten Umfangs kritisiert, da sie nur drei Strecken von Paris-Orly nach Bordeaux, Lyon und Nantes betraf.
Auch an den Mindestpreisen gibt es Kritik. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung. Doch wolle man die Leute zum Zugfahren bewegen, müssten dort die Preise sinken.
Vorschlag für die ganze EU
Der Vorschlag von Beaune ist nicht ganz ungewöhnlich. So kündigte etwa während der Coronavirus-Pandemie auch Österreich schon an, einen Mindestpreis von 40 Euro vorzugeben. Doch umgesetzt wurde das bislang nicht. Die Niederlande hatten ebenfalls Interesse gezeigt, und in Deutschland dachte 2021 der damalige Kanzlerkandidat und heutige Kanzler Olaf Scholz laut über Mindestpreise nach und sprich sogar von 50 bis 60 Euro.
Neu ist hingegen: Die Mindestpreise möchte Verkehrsminister Beaune nicht nur in Frankreich umsetzen. Es sei Aufgabe der Europäischen Union, das im gesamten Gebiet der Staatengemeinschaft festzulegen, einen entsprechenden Vorschlag werde man dort in Kürze einbringen.
Airlines wehrten sich
Gegenwind dürfte er dabei aus dem Nachbarland Italien bekommen. Denn dort setzte die Regierung von Giorgia Meloni aktuell etwas ganz anderes um. Für Flüge auf die Inseln Sardinien und Sizilien möchte sie eine Obergrenze für Ticketpreise festlegen. Flüge dürften dann nicht mehr als 200 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Preises kosten.
Der Schritt kam nach einem Sommer, in dem die Preise gerade für Flüge zu beliebten Ferienzielen stark angestiegen waren. Italiens Regierung argumentiert, dass das die Konnektivität der Inseln ans Festland beeinträchtige.
Ryanair droht
Die italienische Vereinigung Ibar (Board of Airlines Representatives), zu der unter anderem Lufthansa, Easyjet und American Airlines gehören, und der inländische Verband Assaereo beklagten in einer gemeinsamen Erklärung, dass die Regierung das Thema nie mit ihnen besprochen habe und dass es möglich gewesen wäre, weniger restriktive Lösungen zu finden.
Ryanair, die viel auf die Inseln fliegt, hat bereits gedroht, die Flüge im weniger nachgefragten Winter auszusetzen, um die Durchschnittspreise hoch zu halten.