Nicht genug Geld gesammelt
Flyr bangt nach gescheiterter Finanzierung um ihre Zukunft
Die neue norwegische Regionalairline braucht mehrere Millionen Euro frisches Geld, um es durch den Winter zu schaffen. Damit ist sie jetzt gescheitert - vorerst zumindest.
Jet von Flyr: Die Flotte besteht auf sechs Boeing 737-800 und sechs 737 Max 8.
Jet von Flyr: Die Flotte besteht auf sechs Boeing 737-800 und sechs 737 Max 8.
Es klang ziemlich dringend. Man brauche 430 Millionen Norwegische Kronen (rund 41 Millionen Euro), um es durch den Winter zu schaffen, hieß es von der neuen norwegischen Regionalairline Flyr vergangene Woche. Das wollte man durch eine Privatplatzierung an der Börse erreichen. Doch das Interesse an Aktien der Fluggesellschaft hielt sich in Grenzen.
Die Airline musste am Dienstag (9. November), eingestehen, dass man das selbst gesetzte Finanzierungsziel nicht erreicht hat. Jetzt hat die Fluggesellschaft einen neuen Plan gefasst. Durch eine erneute Privatplatzierung will Flyr zunächst 250 Millionen Norwegische Kronen einsammeln. Weitere 100 Millionen möchte sie durch ein anschließendes Angebot an die derzeitigen Aktionäre aufbringen, so Flyr zur Nachrichtenagentur Reuters.
Zukunft steht auf dem Spiel
Das ist weniger als die ursprünglich geplanten 430 Millionen. Den verbleibenden Bedarf will Flyr decken, indem die Investoren Bezugsrechte erhalten, mit denen sie im ersten Quartal 2023 weitere Aktien kaufen können. Bis zu 350 Millionen Kronen will man so zusätzlich aufnehmen.
Ohne Geld ist unklar, wie lange es Flyr noch gibt. «Sollte es dem Unternehmen nicht gelingen, dieses zusätzliche Kapital bis zum Ende des ersten Quartals 2023 zu beschaffen, könnte das Unternehmen nicht in der Lage sein, seinen künftigen Betrieb aufrechtzuerhalten», so die Fluggesellschaft.
Teures Kerosin als Problem
Flyr, die seit Juni 2021 fliegt, meldete vergangene Woche für das dritte Quartal 2022 einen Betriebsverlust von 231,7 Millionen Kronen bei einem Umsatz von 610,4 Millionen Kronen. Die Airline leidet stark unter den Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Weil sie zu klein ist, um beim Kerosinkauf Hedging zu betreiben – also Optionen auf Treibstoff zu kaufen -, muss sie zu tagesaktuellen Preisen tanken. Und das ist aktuell sehr teuer.
Daher hat die Airline bereits den Flugplan stark ausgedünnt – Berlin steht allerdings immer noch darin. Auch die Flotte wurde verkleinert. Flyr erhofft sich zudem Einnahmen davon, einen Flieger für eine noch ungenannte europäische Airline im Wet Lease zu betreiben. Eine entsprechende Absichtserklärung habe man unterzeichnet. Eine Absichtserklärung über einen weiteren Wet-Lease-Deal sei in Arbeit.