Letzte Aktualisierung: um 19:39 Uhr

Meilenkönig

Flying Blue – was der Vielfliegerstatus bei Air France und KLM bringt

Im deutschsprachigen Raum ist Miles and More führend. Ist Flying Blue von Air France und KLM eine Alternative? Die Vor- und die Nachteile.

Im deutschsprachigen Raum ist Miles & More Marktführer unter den Vielfliegerprogrammen und die Star Alliance mit den wichtigen hiesigen Mitgliedern Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines das führende Bündnis. Skyteam mit Air France, KLM, Air Europa, Virgin Atlantic, Delta Airlines, Aeromexico, Korean Air und Co. ist dagegen deutlich weniger stark vertreten.

Das wohl bekannteste Vielfliegerprogramm der konkurrierenden Allianz ist Flying Blue von Air France und KLM.  Es bietet lukrative Möglichkeiten zum Sammeln von Statuspunkten und zum Einlösen von Prämienmeilen.

Gold einfacher zu erreichen als Senator

Bei Flying Blue sammelt man sogenannte XP, das sind die Statuspunkte . Es gibt neben dem Basislevel insgesamt drei verschiedene Stufen, nämlich Silver, Gold und Platinum. Dabei entsprechen diese jeweils einem allianzweiten Skyteam-Standard wodurch dann auch Vorteile auf Flügen mit allen Allianzpartnern definiert sind.

Interessant wird es ab dem Flying-Blue-Gold Status, der auf Allianzebene dem Elite Plus Level entspricht. Damit genießt man die wichtigsten Vorteile wie Loungezugang, Priority Check-in und Boarding, mehr Freigepäck und ähnliche Dinge. Man kann diese Stufe also vergleichen mit dem Senator Status bei Lufthansa Group beziehungsweise dem Star-Alliance-Gold Status auf Allianzebene. Er ist jedoch deutlich günstiger zu erreichen als der Senator-Status.

Einfachere Requalifikation

Die Statusqualifikation erfolgt über sogenannte XP (Experience Points). Die Besonderheit bei Flying Blue ist, dass man zunächst das Silver Level erreichen muss, dann werden die dafür benötigten 100 XP wieder vom Konto abgezogen und man hat von nun an zwölf Monate Zeit, die 180 weiteren XP für den Gold-Status zu erreichen. Sobald man diese Schwelle überschritten hat, werden 180 XP abgezogen und die weiteren 300 XP für den Platinum Status kommen an die Reihe.  Man muss dafür nicht immer ein ganzes Jahr warten – wer die nötigen Punkte in wenigen Wochen erreicht, erhält auch entsprechend schneller das Status-Upgrade.

Für das Behalten eines Statuslevels ist nur alle zwölf Monate die jeweilige Hürde dieses Levels notwendig. Um den Gold-Status also dauerhaft zu behalten, werden nur 180 und nicht die gesamten 280 XP jedes Jahr benötigt. Damit ist die Requalifikation also deutlich einfacher.

Einfachere Requalifikation

Besonders interessant ist auch der Lifetime-Platinum-Status: Nach zehn aufeinanderfolgenden Jahren als Platinum-Mitglied genießt man den Status bis ans Lebensende auf allen Flügen, ohne dass Sie sich je wieder erneut qualifizieren müssen. Einen Lifetime-Gold-Status gibt es nicht.

Bei Flying Blue werden die Statuspunkte jeweils pro Flugsegment und nicht für die gesamte Strecke auf einmal vergeben. Wie viele XP pro Segment gutgeschrieben werden, kann man aus der offiziellen Tabelle ablesen:

Schon ab 2800 Euro

Ein Sweetspot sind Kurzstreckenflüge (unterhalb von 2.000 Meilen) in der Business Class. Für jeden noch solchen Flug erhält man also jeweils 15 XP, sofern dieser nicht im gleichen Land startet und endet. Für Business Class Inlandsflüge gibt es lediglich 6 XP.

Beispiel: Nahezu jedes beliebige Routing innerhalb Europas, welches via Amsterdam oder Paris zum Ziel führt, wird daher mit 4x 15, also insgesamt 60 XP vergütet. Die Kosten liegen bei diesem Flugbeispiel von Berlin via Amsterdam nach Dublin unter 10 Euro je Statuspunkt, was man generell als hervorragenden Wert betrachten kann. Ein Top-Status wie der Flying-Blue-Gold-Status lässt sich somit schon ab 2800 Euro erreichen und ab 1800 Euro requalifizieren. Für einen Senator-Status bei Lufthansa ist das undenkbar.

Auf Distanzmeilen achten

Wer den Status möglichst effizient mit Langstreckenflügen erreichen möchte, sollte darauf achten, das Routing so zu wählen, dass die einzelnen Teilstücke jeweils knapp über 2000 oder .500 Distanzmeilen liegen. Beispiel: Anstatt mit KLM direkt von Amsterdam nach Mexico City zu fliegen (5729 Distanzmeilen, 36 XP), fliegen Sie zum oftmals ähnlichen Preis von Amsterdam via New York nach Mexico City (3643 + 2090 Distanzmeilen, 30 + 24 XP). So lässt sich die XP Ausbeute ohne nennenswerten Aufpreis von 36 auf 54 Punkte je Richtung steigern.

Die Kosten pro Statuspunkt liegen mit Umstieg in New York bei 24 Euro, mit dem Direktflug wären es 35 Euro je Statuspunkt gewesen. Das sind keine besonders niedrigen Werte, es verdeutlicht aber das Optimierungspotenzial.

Wie man Meilen sammelt

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Meilen sammeln. Natürlich sammelt man Meilen durch Flüge mit Air France, KLM und anderen Skyteam-Fluggesellschaften. Die Anzahl der gesammelten Meilen hängt entweder vom bezahlten Ticketpreis und Statuslevel ab (sofern Sie Ihr Ticket bei Air France oder KLM erworben haben) oder andererseits von der Entfernung, der gebuchten Klasse und Ihrem Statuslevel (sofern von anderen Airline erworben).

Auch bei diversen Partnerairlines und weiteren Partnern wie Hotels können Sie Meilen sammeln. Meist ist es jedoch lukrativer, Punkte von Hotelübernachtungen bei den jeweiligen Hotelprogrammen anrechnen zu lassen.
Eine Kreditkarte von Air France oder KLM gibt es für den deutschsprachigen Raum mur in der Schweiz in Form der Flying-Blue-World-Mastercard. Sie sammeln dabei eine Meile pro zwei Franken Kartenumsatz.

Regelmäßig Aktionen

Flying Blue ist auch Transfer Partner von American Express Deutschland, Österreich und Schweiz. So können Sie Ihre American Express Membership Rewards Punkte kostenfrei und in Echtzeit im Verhältnis 5:4 zu Flying Blue transferieren, wann immer Sie wünschen.

Auch einen Meilenkauf mit regelmäßigen hohen Boni oder Rabatten gibt es bei Flying Blue. Der Normalpreis liegt bei etwa 27,50 Euro je 1000 Meilen, im Rahmen von Aktionen kann sich dieser jedoch bis auf 13,75 Euro halbieren. Dann kann es sehr lukrativ sein, größere Meilenmengen zu erwerben, sofern man bereits eine konkrete Einlösung hierfür vor Augen hat. Besitzt man mindestens den Silver-Status, so entfällt auch das Kauflimit von 100.000 Meilen pro Jahr. Ihre gesammelten Meilen verfallen nach zwei Jahren Inaktivität, aber auch nur dann.

Meilen einlösen weniger attraktiv

Das Einlösen der Meilen ist bei Flying Blue leider nicht ganz so ein lukratives Thema, wie etwa bei Miles & More. Die erforderlichen Meilenwerte sind aufgrund des sogenannten dynamischen Pricings häufig absurd hoch. Hinzu kommt, dass die Einlösung für  First-Class-Flüge von Air France sehr schwierig ist: Zum einen müssen Sie mindestens den Platinum-Status besitzen.  Zum anderen gibt es maximal einen Sitz pro Flug für Meilenbuchungen. Und dieser kostet dann meist mehr als 500.000 Meilen für einen Hin- und Rückflug.

Dennoch kann man auch mit Flying Blue interessante Prämienflüge zu fairen Preisen buchen, wenn man flexibel ist. Die Einstiegspreise liegen für einen Business-Class-Flug von Europa nach New York und zurück bei 110.000 Meilen, nach Fernost bei 140.000 Meilen. Bei Miles & More wären dies 112.000 Meilen und 142.000 Meilen. Aber bei Flying Blue sind diese Werte leider nur selten buchbar.

Meilen einlösen weniger attraktiv

Auch die monatlichen Promo-Rewards (analog zu den Meilenschnäppchen von Miles & More) können interessant sein, obgleich hier leider in letzter Zeit kaum mehr Business Class Flüge angeboten wurden. Zudem hat auch hier das dynamische Pricing Einzug gehalten.

Fazit: Wer einen Vielfliegerstatus in der Skyteam-Allianz anstrebt, für den ist Flying Blue eine sehr gute Option. Auch der Lifetime-Platinum-Status nach nur zehn Jahren ist definitiv ein Argument für Flying Blue. In puncto Prämienmeilen hingegen schneidet das Programm weniger gut ab. Allerdings kann es gerade als Amex-Transferpartner durchaus interessant sein, sofern es auf Ihrer gewünschten Route noch Verfügbarkeiten in der Business Class gibt.

Alexander Koenig ist freier Kolumnist von aeroTELEGRAPH. Der ehemalige McKinsey Berater ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit fast 20 Jahren hilft er seinen Kunden, Business und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. Die Meinung der freien Kolumnisten muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.