Letzte Aktualisierung: um 14:13 Uhr

Niedriger Ölpreis

Warum noch Winglets kaufen?

Die fallenden Ölpreise machen die Anschaffung von Winglets für Airlines weniger zwingend. Jetzt appelliert der Hersteller an ihr Umweltbewusstsein.

Lange Zeit war die Anschaffung von Winglets für Airlines ein No-Brainer: Die hochgestülpten Flügelspitzen senken den Kerosinverbrauch – das rechtfertigte die Anschaffungskosten. Doch seit die Kerosinpreise um zwei Drittel eingebrochen sind, ist die Dringlichkeit dieser Zusatzanschaffung drastisch zurückgegangen.

Aviation Partners Boeing, ein Joint Venture zwischen Aviation Partners und Boeing, der die Winglets für Boeing-Maschinen zuliefert, sucht händeringend neue Verkaufsargumente: «Unser Vorteil ist ja nicht nur der offensichtlich geringere Treibstoffverbrauch. Wir haben unseren Verkaufsansatz jetzt auf Umweltmaßnahmen wie geringere CO2-Emissionen angepasst», sagt Mike Zubovic, ein führender Manager bei Aviation Partners Boeing.

5,8 Milliarden Gallonen Kerosin eingespart

Die Internetseite des Unternehmens wirbt noch heute damit, dass mit ihren Winglets insgesamt 5,8 Milliarden Gallonen Kerosin eingespart wurden. Die Winglets senken den Kraftstoffverbrauch von Boeing Flugzeugen um fünf bis sieben Prozent. Doch die Airlines argumentieren jetzt, dass sie entsprechend weniger für die Winglets zahlen sollten, wenn sie ihnen nur ein Drittel der bisherigen Einsparungen bringen.

«Unser klassisches Geschäftsmodell ist obsolet geworden», so Zubovic. Die neue Verkaufsargumentation wird gerade ausgerollt, noch ist es zu früh zu wissen, ob die Fluggesellschaften auf den Pitch anspringen. «Wir müssen abwarten», sagt Zubovic, «2016 wird eine Herausforderung. Viele Airlines warten erst einmal ab.»

Ähnliche Probleme bei Airbus-Sharklets

Der europäische Flugzeugbauer Airbus dürfte vor einem ähnlichen Problem stehen. Er hatte 2012 nach langen Gesprächen über eine mögliche Zusammenarbeit mit Aviation Partners selbstentwickelte Sharklets in sein Sortiment aufgenommen, die den Treibstoffverbrauch eines Airbus 320 um vier Prozent senken sollten, was jährlich 700 Tonnen weniger CO2-Ausstoß entspricht.

Damals gingen beide Unternehmen wegen Patentfragen sogar vor Gericht – so ähnlich sahen die Sharklets den Winglets. Die US-Billiglinie Southwest Airlines war der Pionier, der Winglets einsetzte. Rund 80 Prozent ihrer Boeing 737-Flugzeuge sind damit ausgestattet, mehr als 100 Fluggesellschaften weltweit nutzen sie.