Letzte Aktualisierung: um 10:30 Uhr

Vom Steuerknüppel bis zur Notrutsche

Flugzeuge von Go First verlieren auf mysteriöse Art Teile

Alle Flugzeuge der indischen Billigairline sind am Boden. Dort gehen Flugzeugteile verloren. Derweil verschiebt Go First ihren Start erneut.

«Aus betrieblichen Gründen sind Go First-Flüge bis zum 31. August 2023 gestrichen», teilte die indische Fluggesellschaft am Montag (28. August) bei Twitter mit. Sie hatte Anfang Mai wegen finanzieller Probleme den Betrieb eingestellt, allerdings nur vorübergehend, wie die Airline stets betont. Zudem wurde auch ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Verantwortlich für den Flugstopp, der immer wieder verlängert wurde, machte das Management den Triebwerkshersteller Pratt & Whitney. Dieser hätte nicht schnell genug für Ersatz sorgen können, nachdem die PW1100G-Motoren für die A320 Neo Probleme gemacht hätten. Denn in der Folge musste die halbe Flotte am Boden bleiben und die Airline schrieb einen Millionenverlust.

Leasinggeber bekommen Flugzeuge nicht zurück

Indien hatte der Billigfluggesellschaft am 10. Mai Insolvenzschutz gewährt, um sie zu unterstützen, die rund 7000 Arbeitsplätze erhalten zu können. Das Nachsehen haben die Leasinggeber. Trotz ausbleibender Mietzahlungen durch Go First, verbietet es der Insolvenzschutz, dass sie ihre Flugzeuge zurückbekommen.

Die Leasingunternehmen haben rechtliche Schritte eingeleitet. Fachleute rechnen mit einem langen Rechtsstreit. «Der nächste Schritt für die Leasinggeber ist die Anrufung des Berufungsgerichts», sagt Ajay Kumar, Partner der indischen Anwaltskanzlei KLA Legal, die Go First-Leasinggeber wie Jackson Square Aviation und Bank of China Aviation vertritt, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Vom Steuerknüppel bis zur Notrutsche

Die Leasingunternehmen dürfen ihre Flugzeuge jedoch gelegentlich inspizieren. Dabei sollen bei zwei Airbus A320 von Aviation Capital Group wichtige Teile fehlen. Dazu gehören der Seitensteuerknüppel des Kapitäns, eine Pinne, die dabei hilft, das Flugzeug am Boden zu steuern, Triebwerkslüfterflügel, eine Notrutsche sowie ein Toilettensitz. Unklar ist, wer die Teile entfernt hat, berichtet Reuters.

Die irische Aviation Capital Group hat die Liste der fehlenden Teile dem Obersten Gerichtshof von Delhi geschickt, verbunden mit der Forderung nach der Rückgabe der Flugzeuge. Das Gericht hat noch nicht entschieden.

Kritik auch von SMBC

Der zweitgrößte Flugzeugleasinggeber der Welt, SMBC, hatte im Mai bereits gewarnt, dass die Entscheidung Indiens, Leasingfirmen daran zu hindern, ihre Flugzeuge zurückzufordern, den Markt erschüttern und eine Vertrauenskrise auslösen würde.