Letzte Aktualisierung: um 16:36 Uhr

Spirit Aerosystems

«Flugzeuge auf der ganzen Welt haben Probleme, die niemand gefunden hat»

Die Rümpfe der Boeing 737 Max werden vom Zulieferer Spirit Aerosystems gebaut. Dessen Mitarbeitende kritisieren die Abläufe im Unternehmen und den Druck, der auf ihnen lastet.

Noch bleiben die Flieger am Boden. Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA teilte dieser Tage mit, dass sie die Boeing 737 Max 9 so lange gegroundet lässt, bis eine umfassende Inspektion und Wartung und die Daten aus den Inspektionen überprüft worden sind. Wie lange das dauert, sagte sie nicht.

Der Chef der Behörde fand deutliche Worte für den Fall: «Was auch immer in den letzten Jahren geschehen ist – denn das geht schon seit Jahren so – hat nicht funktioniert», sagte Mike Whitaker, der der FAA seit Oktober vorsteht. «Alles deutet darauf hin, dass der Unfall bei Alaska Airlines auf die Herstellungsprozesse zurückzuführen ist und nicht auf einen Designfehler». Die Herstellung liegt in diesem Fall beim Zulieferer Spirit Aerosystems.

Auch für Airbus tätig

Er produziert die Rümpfe der Boeing 737 Max, aber auch für andere Abnehmer. Auch Airbus ist eine wichtige Kundin des Unternehmens. Man beobachte die Situation genau, erklärte daher vergangene Woche Airbus-Chef Guillaume Faury bei einer Presseveranstaltung. Und das scheint auch nötig. Laut Aussagen von ehemaligen Mitarbeitenden von Spirit, die das Wall Street Journal veröffentlicht hat, sind die Probleme beim Zulieferer groß.

«Wir haben Flugzeuge auf der ganzen Welt, die Probleme haben, die niemand gefunden hat, weil Spirit die Angestellten unter Druck gesetzt hat, die Arbeit so schnell zu erledigen», zitiert die Zeitung Cornell Beard, Präsident der Gewerkschaft International Association of Machinists and Aerospace Workers, welche die Arbeiterinnen und Arbeiter im Spirit-Werk in Wichita vertritt.

Finanzprobleme nach Max-Grounding und Pandemie

Der Druck entstand in Folge von Finanzproblemen, welche Spirit Aerosystems zwang, viele Stellen abzubauen. Die Groundings und der damit einhergehende Produktionsstopp der Boeing 737 Max im Jahr 2019 und die darauffolgende Pandemie hatten die Firma in die Bredouille gebracht.

Einige Mitarbeitende berichteten, dass Produktionsprobleme an der Tagesordnung waren und interne Beschwerden über die Qualität ignoriert wurden. «Bei Spirit ist bekannt, dass man versetzt wird, wenn man zu viel Lärm macht und zu viel Ärger verursacht», so Joshua Dean, ein ehemaliger Qualitätsprüfer. Er sagt, dass er gefeuert wurde, nachdem er auf falsch gebohrte Löcher in Rümpfen hingewiesen hatte.

Wer überwacht wen?

«Das heißt nicht, dass man alles ignoriert, aber sie wollen nicht, dass man alles findet und aufschreibt.» Im September war bekannt geworden, dass bei Spirit teilweise statt runden, ovale Löcher in die Rümpfe gebohrt wurden. 165 Flugzeuge mussten zur aufwändigen Inspektion.

Auch bei Spirit kommt inzwischen ein Thema auf, welches bereits die FAA erwähnt hatte: Wer überwacht die Prozesse bei den Firmen? Sowohl bei Boeing als auch bei Spirit werden interne Überprüfungen teils von eigenen Mitarbeitenden wie dem entlassenen Dean vorgenommen. Das wird aber im Zuge der inzwischen aufgetretenen Probleme noch einmal neu überdacht.