Letzte Aktualisierung: um 7:13 Uhr

Fliegen lernen am Computer

«Kommen Flugsimulatoren für den PC eigentlich nah an das echte Fliegen heran?», fragt Leser David Nören. Ein Linienpilot antwortet.

Es mag überraschen, aber meine Pilotenkarriere begann mit dem Microsoft Flight Simulator. Welche Version es war, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls war es Mitte der Neunzigerjahre. Ich selber hatte keinen Computer, ging aber stets in ein Geschäft, wo man den Flugsimulator gratis bedienen durfte. Unzählige Male war ich dort. Das war so etwas wie «learning by doing». So dauerte es etwa einige Zeit und viele Crashs, bis ich merkte, dass man auf der Taste «G» das Fahrwerk (Gear) einfahren konnte.

Wenige Jahre später, als 16-Jähriger, fing ich dann mit dem Segelfliegen an. Die Flugsimulatoren haben mich aber bis zum Airbus-Rating begleitet. Welche PC-Simulatoren es jetzt auf dem Markt gibt, weiß ich leider nicht. Meines Erachtens sind die Simulatoren aber relativ nützlich. Natürlich ist die Realität etwas anders. Denn Vibrationen, laute Geräusche, die feine Steuerführung und die weiteren Stress-Faktoren sind kaum zu simulieren. Zudem wäre es wohl zu teuer, die extrem komplexen Zusammenhänge der heutigen Flugzeug-Instrumente für den Normalverbraucher zu programmieren. Ein richtiger Airbus A320 Simulator kostet mehrere Millionen Euro.

Navigatorische Elemente interessant

Aber ich fand vor allem die navigatorischen Elemente interessant. Und bei meiner Ausbildung zum Piloten nutzte ich diese einfachen PC-Simulatoren auch, um mich mit dem Cockpit-Layout vertraut zu machen. Dazu lud ich stets den Flugzeugtyp herunter, welchen ich auch in Realität flog. Als ich auf den Airbus kam, habe ich tatsächlich einige Flüge zuerst auf dem Wilco-Zusatzprogramm für den Microsoft Flight Simulator geübt. Die Höhenprofil-Einteilung und die Vertrautheit mit dem Cockpit konnte ich dabei etwas verfeinern. Sie sind also hilfreich, diese Simulatoren. Aber wer einen Simulator bedienen kann, ist noch lange nicht in der Lage, ein Flugzeug in echt zu bedienen.

[image2]Was Sie schon immer übers Fliegen wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Ein Pilot einer großen Fluglinie beantwortet exklusiv für aeroTELEGRAPH die Fragen der Leser. Er bleibt dabei anonym, um unabhängig antworten zu können. Schicken Sie uns einfach eine E-Mail an pilot@aerotelegraph.com. Jede Woche wird eine der eingesandten Fragen beantwortet. Dabei wird der Name des Einsenders veröffentlicht. Ein Recht auf Beantwortung besteht nicht.