Letzte Aktualisierung: um 16:02 Uhr

Millionengrab für die britische Regierung

Flughafen St. Helena bringt viel weniger Passagiere als erwartet

Wie kann Tourismus auf einer abgelegenen Insel gesteigert werden? Mit dem Bau eines Flughafens. Der Flughafen St. Helena kann die Erwartungen jedoch nicht erfüllen, kritisiert der britische Rechnungshof.

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Mitten im Südatlantik, zwischen Afrika und Südamerika, liegt die Insel St. Helena. Sie ist die Hauptinsel des gleichnamigen britischen Überseegebiets, das auch Ascension Island und Tristan da Cunha umfasst. Etwa 4000 Menschen leben auf dieser abgelegenen Vulkaninsel, die als eine der isoliertesten der Welt gilt.

Erst im Jahr 2016 wurde der Flughafen der Insel eröffnet. Vorher war St. Helena nur auf dem Seeweg zu erreichen, was Reisende – seien es Touristen oder Einheimische – zu einer mehrtägigen Schiffsreise zwang. Die Kosten für den Flughafen beliefen sich auf 285,5 Millionen Pfund. Bezahlt vom südafrikanischen Unternehmen Basil Read, das den Flughafen auch zehn Jahre lang betreiben sollte. Allerdings 2018 in die Pleite rutschte. Seitdem betreibt die Inselregierung den Flughafen in Eigenregie.

Ziel wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich

Die britische Regierung unterstützt ihre Überseegebiete finanziell durch das Foreign, Commonwealth and Development Office. Ziel der Behörde ist es, den Gebieten dabei zu helfen, nachhaltiges Wachstum zu fördern und langfristig finanzielle Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich zu erreichen.

Vom Bau des Flughafens erhoffte sich das Commonwealth and Development Office nicht weniger, als dass dieser den Tourismus auf St. Helena erheblich ankurbeln und damit die Einnahmen der gesamten Insel steigern würde. Die Hoffnung war, dass St. Helena langfristig finanziell unabhängig werden könnte und bis 2043 keine weiteren finanziellen Hilfen der britischen Regierung mehr benötigen würde.

Millionenunterstützung statt boomendem Tourismus

Der Traum von finanzieller Unabhängigkeit ist geplatzt. Das zeigen aktuelle Zahlen des National Audit Office, der unabhängigen Kontrollinstanz für die öffentlichen Ausgaben des Großbritanniens. Der Grund dafür ist einfach: Es kommen weit weniger Touristen auf die Insel kommen als erwartet. 2023 wurden nur 2.112 Besucher gezählt, statt der ursprünglich prognostizierten 8.000. Das Commonwealth and Development Office führt dies auf die Auswirkungen der Pandemie zurück.

Zudem kommt es immer wieder vor, dass Flüge aufgrund schwieriger Wetterbedingungen nicht auf der Insel landen können. Letztlich führen beide Entwicklungen dazu, dass die Einnahmen des Flughafens aufgrund der geringen Anzahl an Flügen nicht ausreichen, um kostendeckend zu arbeiten. Um dieses Defizit zu decken, stellt das Commonwealth and Development Office derzeit jährlich fast allein für den Flughafen drei Millionen Pfund zur Verfügung.

Großbritannien unterstützt weiter

Gleichzeitig erhalten Fluggesellschaften einen Zuschuss, wenn Flüge verspätet sind, annulliert werden oder aufgrund niedriger Passagierzahlen nicht wirtschaftlich sind. Zwischen Juni 2023 und Mai 2024 summierte sich dieser Betrag auf mehr als 800.000 Pfund.

Noch hat das Commonwealth and Development Office die Insel nicht aufgegeben. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen stellt die britische Regierung weiterhin finanzielle Mittel bereit, um die Entwicklung St. Helenas zu fördern. Für den Zeitraum 2023–2025 wurden zweckgebundene Mittel in Höhe von 1 Million Pfund bereitgestellt, um den Tourismus auf der Insel anzukurbeln.

Nur Airlink kommt ein Mal pro Woche

Derzeit wird der Flughafen nur von einer Fluggesellschaft angeflogen. Airlink verbindet die Vulkaninsel ein Mal pro Woche mit Johannesburg. Zur Weihnachstzeit gibt es auch Flüge nach Kapstadt. Eingesetzt wird eine Embraer 190. Weitere Routen haben sich in der Vergangenheit nicht durchsetzen können. Die Infrastruktur muss offengehalten werden,  was den Airport sehr teuer werden lässt.