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Kassel-Calden buchstabiert zurück

130'000 Passagiere sagten die Verantwortlichen dem neuen deutschen Regionalflughafen voraus. Doch die Prognose ist längst Makulatur.

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Das große Ereignis dieser Woche war der Besuch einer Transall C-160. Am Mittwoch landete die wuchtige Transportmaschine der Bundeswehr am Flughafen Kassel-Calden. «Die erste Landung seit drei Tagen – das nennt man Katastrophenhilfe!», spottete prompt ein Facebook-Nutzer. Denn viel Verkehr gibt es derzeit nicht gerade am neuesten deutschen Airport. Die türkische Tailwind Airlines strich ihre Flüge vom Mittwoch und Freitag nach Antalya ersatzlos. Auch die für nächste Woche sagte sie bereits ab. Genauso waren sie schon im Juni nicht durchgeführt worden. Die Fluggesellschaft setzt die Maschinen lieber an einem lukrativeren Ort ein, nachdem die Kapazitäten bei den Türkei-Flügen knapp geworden sind, seit Sky Airlines pleite ging. Der Kleinflughafen in Nordhessen bietet da zuwenig Potenzial.

Flughafen-Geschäftsführerin Maria Anna Muller zeigte sich vor einigen Wochen noch zuversichtlich. Sie hoffte, dass die Ausfälle bei Tailwind nicht von Dauer sind. Doch nun setzen sie sich fort – ohne Aussicht auf Besserung. Die Ende Juni neu lancierte Verbindung nach Teneriffa sorgt kaum für die dringend nötige Positivmeldung. In den Airbus A319 von Germania stiegen etwa vergangenen Donnerstag (4. Juli) gerade mal 20 Passagiere, wie aeroTELEGRAPH-Recherchen ergaben.Obwohl mit den Sommerferien eigentlich Hochsaison herrschen müsste, dümpelt Kassel-Calden weiter vor sich hin. Flughafen-Sprecherin Christel Wagner «will Passagierzahlen zu einzelnen Flügen weder bestätigen oder dementieren». Auch ein Total will sie nicht nennen. «Wir berichten über die Zahl der Flugbewegungen jeweils auf halbjährlicher Basis. Unsere nächste Meldung hierzu erfolgt zum 15. Oktober 2013.»

Am Jahresanfang noch anders

Kritische Stimmen gab es freilich schon lange. Doch die hessische Landesregierung schlug sie allesamt in den Wind. Noch Anfang Jahr wagte Finanzminister und Flughafen-Aufsichtsratschef Thomas Schäfer mit rund 130.000 Passagieren eine ehrgeizige Prognose für das neue Prestigeprojekt. Doch davon ist man heute weit entfernt. Geschäftsführerin Muller rechnet aktuell nur noch mit 60’000 bis 70’000 Passagieren für das erste Jahr – halb so viele wie erwartet.

Doch auch diese Zahl verdeckt das wahre Malaise in Kassel-Calden. 2012 wurden allein durch die Privatfliegerei rund 30’000 Passagiere abgefertigt. Unterstellt man für 2013 hier eine konstant Nachfrage, sinkt die Zahl der neu gewonnenen Passagiere auf höchstens 40’000. Berücksichtigt man noch, dass Reisende für Hin- und Rückflug wie überall doppelt erfasst werden, so reduzieren sich die eigentlichen Nutzerzahlen weiter.

Ein Drittel der Flüge ausgefallen

Rund ein Drittel der geplanten Flüge in Kassel sind seit dem Start im April ausgefallen. Vor Tailwind machte die Insolvenz von XL Airways den Verantwortlichen einen großen Strich durch die Rechnung. Das kostete pro Woche drei Mallorca-Flüge und einen Flug auf die Kanaren. Für die kalte Jahreszeit ist in Kassel keine Besserung in Sicht: «Der erste Winter für den neuen Flughafen wird auch holprig. Wir sind noch nicht eingeflogen», sagte Muller der Regionalzeitung HNA. Es sei nur mit einem bescheidenen Flugprogramm zu rechnen. Und so existiert derzeit auch noch kein Winterflugplan 2013/14. Die Konkurrenz in Paderborn beispielsweise hat das längst getan.

Der Caldener Regionalflughafen entpuppt immer mehr zum kostspieligen Prestigeobjekt der Politik. Neben den immer wieder gestiegenen Baukosten von letztlich 271 Millionen Euro wird mit einem Verlust für 2012 und 2013 von über zehn Millionen Euro gerechnet. Den Fehlbetrag hat das Land Hessen zu tragen – beziehungsweise der Steuerzahler.