Letzte Aktualisierung: um 15:38 Uhr

In Embraer E175

Flugbegleiterin zieht bewusstlosen Pilot weg vom Steuerhorn

Kurz nach dem Start in Dublin brach ein KLM-Cityhopper-Pilot in seinem Sitz zusammen. Der Kapitän und eine Flugbegleiterin reagierten schnell und richtig.

Es ist ein gängiges Vorurteil: Flugbegleitende sind eigentlich nur fliegende Kellnerinnen und Kellner, deren Aufgabe es ist, freundlich zu sein und Snacks zu verteilen. Der langjährige Air-Berlin-Chef Joachim Hunold sagte sogar einst: «Wir nehmen gern Friseusen als Flugbegleiterinnen, für die ist das ein sozialer Aufstieg.»

Doch die Arbeit in der Kabine ist anspruchsvoll und gerade in kritischen Situationen oft entscheidend: Mitglieder Kabinencrew müssen Notfallmaßnahmen, Sicherheitsabläufe und medizinische Erstversorgung beherrschen, um die Unversehrtheit und das Wohl der Fluggäste – und manchmal auch anderer Crewmitglieder – zu gewährleisten.

Pilot bricht nach Start zusammen

Wie wichtig die Arbeit ist, zeigt ein Fall aus Irland. Am 19. Oktober 2022 startete der KLM-Cityhopper-Flug 934 von Dublin nach Amsterdam. An Bord der Embraer E175 mit der Kennung PH-EXI waren 37 Fluggäste sowie zwei Piloten und zwei Flugbegleitende. Die Maschine hob um 8:22 Uhr in der irischen Hauptstadt ab.

Nur drei Minuten nach dem Start meldete der Erste Offizier, der als Pilot Flying das Flugzeug steuerte, dass er sich unwohl fühle – dann brach er in seinem Sitz zusammen. Das geht aus dem nun veröffentlichten Abschlussbericht der irischen Flugsicherungsbehörde hervor. Der Kapitän übernahm sofort die Kontrolle über den Jet.

Sitz nach hinten, Sauerstoffmaske

Zudem klopfte er an die Cockpittür, um auf die Notsituation aufmerksam zu machen, und gab ein Notsignal ab. Eine Flugbegleiterin reagierte schnell auf den Hilferuf, sicherte den Ersten Offizier mit dessen Sitzgurt und schob den Sitz nach hinten, weg von der Flugsteuerung. Der Pilot kam wieder zu Bewusstsein, war aber weiterhin unkoordiniert, weshalb beide Mitglieder der Kabinencrew ihm halfen, die Sauerstoffmaske anzulegen.

Der Kapitän meldete der Flugsicherung Mayday und wies die Kabinencrew an, die Reisenden über die Rückkehr nach Dublin zu informieren. Auf einer Höhe von rund 1000 Fuß (305 Meter) schickte der er sie zurück auf ihre Positionen. Auf etwa 30 Metern Höhe geriet die Embraer in einen Vogelschwarm, der gegen die Nase des Fliegers prallte.

Sicher gelandet, keine Verletzten

Trotzdem gelang es dem Kapitän, die Maschine sicher zu landen. Der Erste Offizier wurde medizinisch versorgt und alle Reisenden konnten unverletzt das Flugzeug verlassen.