Dringender Handlungsbedarf
In Europa droht im Sommer 2025 ein gigantisches Verspätungschaos
Verspätungen werden für die europäische Luftfahrt zum dauerhaften Problem. Eurocontrol sieht dringenden Handlungsbedarf vor dem Sommer 2025 - und darüber hinaus.
Blick auf die Anzeigetafel: Nicht selten Verspätungen zu sehen.
Blick auf die Anzeigetafel: Nicht selten Verspätungen zu sehen.
Die Abkürzung lautet OTP15. OTP steht für On-Time Performance und bedeutet Pünktlichkeit, 15 steht für 15 Minuten Toleranz. Sprich: Ein Flug gilt in der Branche erst als verspätet, wenn er mehr als 15 Minuten hinter dem eigentlichen Zeitplan startet oder landet.
Und die Lage in Europa ist in puncto OTP15 alles andere als gut. «Nach schlechten Leistungen in den Sommern 2022 und 2023, als der Verkehr nach der Covid-Krise zurückkam und die Akteure damit zu kämpfen hatten, den Betrieb auszuweiten und die Nachfrage zu befriedigen, blieb die Pünktlichkeit auch im Sommer 2024 nahe der schlechtesten aufgezeichneten Werte der vergangenen 20 Jahre», schreibt die europäische Flugsicherung Eurocontrol in einer aktuellen Analyse.
Schlechter als 2023, schlechter als 2019
Konkret heißt das: Von Juni bis August 2024 waren bei der Ankunft durchschnittlich nur 65 Prozent der Flüge pünktlich. Im gleichen Zeitraum 2023 waren es 66 Prozent und 2019 stolze 72,9 Prozent. Beim Abflug lagen die Werte – ebenfalls für den Zeitraum von Juni bis August – 2024 bei 56,9 Prozent, 2023 bei 58,8 Prozent und 2019 bei 65,7 Prozent.
«Für den Sommer 2024 lag die durchschnittliche Abflugverspätung über alle Ursachen hinweg bei 21,4 Minuten, 1,3 Minuten mehr als 2023 und 4,5 Minuten mehr als 2019», hält Eurocontrol fest. Den größten Anteil (11,8 Minuten) an den Abflugverspätungen hätten die zuvor verspäteten Ankünfte von Flugzeugen, Fluggästen oder Gepäck gehabt.
«Dringender Handlungsbedarf»
4,6 Minuten der Verspätungen gingen aufs Konto der Flugverkehrssteuerung – satte 52 Prozent mehr 2023. «Das zweitschlechteste Jahr aller Zeiten», so Eurocontrol. Grund sei eine Kombination von Faktoren, etwa einem strukturellen Kapazitätsmangel einiger Flugsicherungsdienstleister, besonders aufgrund fehlender Fluglotsinnen und -lotsen, einem größeren Verkehrswachstum als erwartet und dem Wetter in diesem Sommer.
«Es besteht eindeutig dringender Handlungsbedarf», schreibt Eurocontrol mit Hinblick auf den Sommer 2025. Darüber hinaus sei «eine tiefere Strukturreform erforderlich, um mittel- bis langfristige Herausforderungen wie das erwartete Verkehrswachstum oder die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen», hält die Organisation fest.
Was sich nun ändern soll
Mit Blick auf den kommenden Sommer empfiehlt Eurocontrol unter anderem: Mehr Kapazität durch Einstellungen weitere Fluglotsinnen und -lotsen. Eine bessere Dienstplanung. Eine bessere Nachfragevorhersage. Eine bessere Einhaltung der Flughöhen durch Fluggesellschaften und Flugsicherungen. Eine kontinuierliche Priorisierung der ersten Rotation, um Verzögerungen zu vermeiden, die sich durch den ganzen Tag ziehen.