Neue Strategie
Finnair ändert den Kurs – mehr Naher statt Ferner Osten
Tiefere Kosten, neue Einnahmequellen, kleinere Flotte und umgebautes Streckennetz: Finnair passt ihre Strategie wegen den Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg grundlegend an.
Flieger von Finnair: Die Fluglinie muss umdenken.
Flieger von Finnair: Die Fluglinie muss umdenken.
Finnair habe sich in den letzten 20 Jahren eine lukrative Nische aufgebaut. Dank der vorteilhaften Lage des Drehkreuzes Helsinki sei man in der Lage gewesen, auf dem Weg zwischen Europa und Asien besonders schnelle Verbindungen anzubieten, so Topi Manner. «Und nach der Pandemie glaubten wir, dass dieses Geschäft zurückkommt», erklärte der Chef der finnischen Nationalairline am Mittwoch (7. September) bei einer Pressekonferenz.
Doch es kam anders. Just als die Nachfrage zurückkam, überfiel Russland die Ukraine. Und der Westen rief als Reaktion auf den Angriff Sanktionen aus, auf die Moskau mit Gegensanktionen reagierte. Das verlängerte die Flüge von Finnair nach Asien zwischen 15 und 40 Prozent. Das habe wiederum zu einer schlechteren Nutzung der Flugzeuge und Unterbeschäftigung der Besatzungen geführt, so Manner.
«Müssen jetzt ohne geografischen Vorteil bestehen»
Hinzu kamen als Störungsfaktoren der steigende Kerosinpreis und die Inflation. «Wir wussten, dass diese Dinge anders als die Pandemie nicht vorübergehen sein werden», sagt Manner. Deshalb kündigt der Chef von Finnair eine grundlegend veränderte Strategie an. «Wir müssen jetzt ohne geografischen Vorteil gegen die Konkurrenz bestehen», wie Manner ausführt. Das sei besonders hart, da die Strecken in den Fernen Osten zu den profitabelsten gehört hätten.
Ein Teil der neuen Strategie ist eine Erhöhung der Einnahmen durch ein verbessertes digitales Angebot, aber auch ein noch besseres, höher positioniertes Angebot auf der Langstrecke und ein vereinfachtes, effizienteres auf der Kurzstrecke. Zugleich ist aber auch eine Senkung der Kosten um 15 Prozent gegenüber dem Stand von vor der Pandemie vorgesehen. Das gehe nicht ohne Stellenabbau, sagte Manner. Gleichzeitig will Finnair die Mietausgaben reduzieren und mit Lieferanten neu verhandeln.
28 Mal pro Woche nach Doha
Das Streckennetz von Finnair wird sich ebenfalls verändern. «Wichtige Ziele in Asien fliegen wir weiterhin an», so Manner. Er nannte dabei Bangkok, Delhi, Guangzhou, Hongkong, Mumbai, Seoul, Peking, Phuket, Shanghai und Tokio. «Flüge in Städte in der zweiten Reihe werden wir nicht mehr anbieten», sagte der Airline-Chef. In Zukunft werde der Nahe Osten für Finnair eine viel wichtigere Rolle spielen.
Kürzlich gab die Fluggesellschaft eine Partnerschaft mit Qatar Airways und Flüge ab Helsinki, Kopenhagen und Stockholm nach Katar bekannt. Ein weiterer Abflugort soll bald genannt werden. «Wir fliegen im Winter 28 Mal pro Woche nach Doha und daneben noch ein paar Mal nach Dubai. Das ist mehr, als wir vor der Pandemie nach China geflogen sind», so Manner. Das unterstreiche die neue Bedeutung der Region. Daneben baut Finnair Richtung Nordamerika aus.
Weitere Wet-Lease-Deals geplant
Klar ist, dass die Fluglinie trotzdem die Flotte verkleinern muss. Noch nannte die Führung keine konkrete Zahlen zum Umfang der Verkleinerung. «Das entscheiden wir je nachdem, wie sich die Nachfrage im neuen Streckennetz entwickelt», erklärt Manner. Nur so viel: Man rechne in etwa damit, 80 bis 85 Prozent der Vor-Pandemie-Kapazität anbieten zu können. Darauf werde man auch den Flugzeugpark ausrichten.
Die etwas größere skandinavische Konkurrentin SAS hat eben bekannt gegeben, die Flotte um zehn Flugzeuge zu verkleinern. Auch Finnair wird sicherlich versuchen, einige geleaste Flieger zurückzugeben. Zudem vermietet die Fluglinie Jets an Eurowings Discover. Weitere solche Deals sollen hinzukommen.