Letzte Aktualisierung: um 20:54 Uhr

Bei größten Betreibern

Fast jeder zweite Superjet am Boden

Viele Airlines klagen, ihre Sukhoi Superjet 100 würden zu oft wegen Pannen am Boden stehen. Doch wie viele der Flugzeuge können wirklich nicht abheben? aeroTELEGRAPH hat es sich angeschaut.

Im Mai gab Yamal Airlines bekannt, die Flotte nicht wie geplant mit zehn weiteren Sukhoi Superjet auszubauen. Dabei verwies die Regionalfluginie aus Nordsibirien nicht auf das tödliche Unglück eines Superjets von Aeroflot einen Tag zuvor. Vielmehr erklärte sie, die Betriebskosten des Modells seien zu hoch.

Wie viel Ärger Yamal zeitweise mit den 15 bestehenden Superjets hat, zeigt jetzt der kürzlich erschienene Jahresbericht der Fluggesellschaft für 2018. Defekte an den Flugzeugsystemen und den Triebwerken sowie ein unbefriedigender Kundenservice würden es nicht ermöglichen, mehr als sieben oder acht der 15 Superjets lufttüchtig zu halten, zitiert die Nachrichtenagentur Tass aus dem Bericht.

Yamal verbessert, Interjet hart getroffen

Ein Einzelfall? aeroTELEGRAPH hat sich angeschaut, wie viele der Superjets der drei größten Betreiber aktuell wirklich in Betrieb sind. Yamal Airlines ist mit ihren 15 Superjets der drittgrößte Betreiber weltweit. Zurzeit scheint die Ausfallquote nicht so hoch zu sein, wie im Jahresbericht geklagt. In den vergangenen sieben Tagen sind 13 der Jets regelmäßig geflogen.

Zweitgrößter Betreiber ist die mexikanische Interjet mit 22 Superjets. Sie drohte in der Vergangenheit Sukhoi schon damit, die Flugzeuge wegen vieler Defekte und schlechter Ersatzteilversorgung zurückzugeben. Mittlerweile ist die Airline aber offenbar bereit, die Flieger zu behalten, wenn sie vom russischen Hersteller entschädigt wird. Ob das gut geht? In den vergangenen sieben Tagen sind nur sechs der 22 Flugzeuge abgehoben.

Nur 45 von 86 Superjets in der Luft

Größter Superjet-Betreiber ist Aeroflot. Nach dem Unglück im Mai hat die staatliche russische Airline noch 49 der Flieger in der Flotte. Davon sind in den letzten sieben Tagen 30 zu mehr als nur Testflügen gestartet. Zählt man die drei größten Betreiber zusammen, zeigt sich: Von insgesamt 86 Superjets waren nur 49 in Betrieb.

Eigentlich hatte Sukhoi im Herbst 2018 Besserung gelobt. Der Service für bestehende Kunden sollte künftig Priorität gegenüber dem Bau neuer Jets erhalten, hieß es damals unter anderem vom Hersteller. Ein wirklich Erfolg scheint sich bis heute nicht eingestellt zu haben.

Baut Yamal mit Airbus aus?

Brussels Airlines hat sich Anfang 2019 vom Superjet getrennt. Die Passagiere mochten die im Wet-Lease beschafften Flieger. Aber bei Pannen mussten die Jets zu lange stillgelegt werden, weil das Servicenetz des Herstellers noch zu schwach ist, so die belgische Lufthansa-Tochter.

Yamal Airlines, die ihre 15 Superjets von der staatlichen Leasinggesellschaft GTLK mietet, erwägt laut dem Portal Russian Aviation Insider mittlerweile, beim Flottenausbau statt auf weitere Superjets auf Flieger von Airbus zu setzen. Sie hat bereits acht A320 und drei A321 in der Flotte. Wenn man sich die Passagierkapazität des Superjets von maximal 103 Sitzen anschaut, würde dem aus Airbus’ Portfolio der A220-100 am nächsten kommen.

Korrektur: In der ersten Version des Artikels war von 27 zuletzt geflogenen Superjets bei Aeroflot die Rede und zwölf bei Yamal Airlines. Korrekt sind jedoch 30 bei Aeroflot und 13 bei Yamal. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.