David Calhoun
Ex-Boeing-Chef trifft sich mit Whistleblower
Der ehemalige Boeing-Chef David Calhoun wird sich mit einem Mann treffen, der gegen ihn und den Konzern schwere Vorwürfe erhoben hat. Der Anwalt des Whistleblower spricht von einem historischer Moment.
David Calhoun: Zwei von vier Augen im geplanten Gespräch.
David Calhoun: Zwei von vier Augen im geplanten Gespräch.
David Calhoun musste sich in den vergangenen Monaten viel Kritik anhören. Der Manager mit einem Hintergrund in der Finanzbranche sei ungeeignet als Chef von Boeing und lege zu viel Wert auf den Aktienkurs, zu wenig auf die Sicherheit. So oder so ähnlich lauteten die Vorwürfe, mit denen Calhoun konfrontiert war. Das kostete ihn schließlich den Job.
Seit 8. August 2024 leitet Kelly Ortberg den Konzern. Der Manager ist bereits seit 30 Jahren in der Luftfahrtbranche tätig und gelernter Ingenieur. Doch David Calhoun ist damit noch nicht ganz raus. Jetzt beschäftigt sich der Ex-Chef offenbar mit der Aufarbeitung der vielen Probleme beim Konzern, die in den vergangenen Monaten ans Licht kamen.
Schwere Vorwürfe
Wie das Magazin Newsweek berichtet, wird Calhoun sich im September mit einem der Whistleblower treffen, welche auf die Missstände aufmerksam gemacht hatten. Es handelt sich um einen Qualitätsprüfer in Boeings Werk in Renton. Er hatte dem Flugzeughersteller vorgeworfen, bei der Produktion der Boeing 737 gepfuscht zu haben, um Zeit zu sparen.
Der Anwalt des Whistleblowers hatte zuvor gegenüber Newsweek erklärt, sein Mandant habe beobachtet, wie Boeing «Hunderte, wenn nicht Tausende» von Flugzeugteilen im Regen stehen ließ, und dass diese korrodierten Teile wahrscheinlich in Flugzeuge eingebaut wurden.
Vier-Augen-Gespräch geplant
Ein weiterer Vorwurf lautete, dass Boeing den Überblick über Teile verloren habe, die als nicht konform eingestuft wurden. Ihm seien Vergeltungsmaßnahmen angedroht worden, falls er Beweise nicht vor der Behörde Federal Aviation Administration verbergen würde.
Das Treffen des Whistleblowers mit dem Mann, der in seien Augen dafür mitverantwortlich ist, bezeichnet der Anwalt als historisch. Es werde ein Vier-Augen-Gespräch, bei dem auch keine Anwälte anwesend sein würden. Nur so sei garantiert, dass alle Sorgen und Probleme ohne Hemmungen diskutiert werden könnten.
Calhoun noch als Berater an Bord
Dennoch heißt das nicht, dass das Gespräch ergebnislos bleiben muss. Denn auch, wenn Calhoun nicht mehr Geschäftsführer von Boeing ist – er arbeitet noch bis März 2025 als Berater für den Konzern. Seine Erkenntnisse könnte er also durchaus einbringen.