Keine Flüge mehr für Austrian Airlines
Eurowings plant radikalen Abbau in Wien
Austrian Airlines hat den Wet-Lease-Vertrag mit Eurowings Europe gekündigt. Deshalb will die Billigairline mindestens drei der fünf in Wien stationierten Flieger abziehen - und viele Stellen abbauen.
Airbus A320 von Eurowings: In Wien künftig seltener zu sehen.
Airbus A320 von Eurowings: In Wien künftig seltener zu sehen.
Eurowings legte im Frühjahr wieder den Vorwärtsgang ein. Nach dem Abbau auf dem Höhepunkt der Corona-Krise begann die Lufthansa-Tochter kräftig zu expandieren. Zu Palma, Pristina und Salzburg kam mit Prag zuerst eine vierte Auslandsbasis hinzu, später mit Stockholm eine fünfte.
Doch anderswo droht das Gegenteil. Die österreichische Tochter Eurowings Europe hat in Wien fünf Flugzeuge stationiert, die zum Einsatz bei Schwester Austrian Airlines vorgesehen waren. Der Wet-Lease-Vertrag wurde vor zwei Jahren, noch vor der Pandemie, geschlossen. Die österreichische Nationalairline wollte mit den zusätzlichen Fliegern die Konkurrenz von Ryanair/Lauda und Wizz Air vor allem auf touristischen Strecken in Schach halten.
Abbau von mindestens mehr als der Hälfte des Personals
Inzwischen wurde der Wet-Lease-Vertrag gekündigt. Die Führung von Eurowings Europe machte danach lange nicht klar, wie es in Wien weitergehen soll. Jetzt hat sie erstmals konkrete Pläne angekündigt. Und die sind für die Mitarbeitenden alles andere erfreulich.
«Die Geschäftsleitung möchte die Station Wien signifikant verkleinern oder auch ganz schließen», heißt es in einem Schreiben des Betriebsrates an die Mitglieder, das aeroTELEGRAPH vorliegt. Konkret plant Eurowings Europe, die Präsenz in Wien von den aktuell fünf um mindestens drei Flugzeuge zu verkleinern. Das bedeutet einen Abbau von mehr als der Hälfte des Personals in der österreichischen Hauptstadt.
Betriebsrat ist über Führung enttäuscht
Möglich ist aber auch ein vollständiger Abbau. Denn für die verbleibenden zwei Jets setzt die Führung von Eurowings Europe Bedingungen. Für den Erhalt müssten die Konditionen des Kollektivertrags angepasst werden.
Der Betriebsrat ist davon «mehr als enttäuscht» Man sehe offenbar keinen «Markt für unsere Flüge in Wien», heißt es im Schreiben. Und das, obwohl «unsere Mitbewerber durchaus Marktchancen» sehen. Ryanair und Wizz Air haben für kommenden Sommer einen kräftigen Ausbau in Schwechat angekündigt. «So kann man nur festhalten, dass der Marktanteil der Lufthansa Group am Drehkreuz Wien immer kleiner wird.»
Wechsel von Wien nach Stockholm?
Eurowings Europe bietet den Betroffenen zwar Stellen im Unternehmen an. Wer freiiwllig wechselt, muss aber die lokalen Bedingungen akzeptieren. Da die Löhne in Prag wesentlich tiefer seien, käme daher nur Stockholm infrage, so der Betriebsrat.
Fänden sich nicht genügend freiwillige Wechsler, so ziehe die Führung «auch eine zwangsweise Umstationierung nach Palma oder in kleinem Rahmen nach Salzburg» in Betracht, heißt es weiter. «Eurowings bietet seit einiger Zeit kein eigenes Programm in Wien an und Eurowings Europe hat daher alternative Beschäftigungsoptionen gesucht. Seit der Corona-Pandemie werden die in Wien stationierten Crews an anderen Standorten des Eurowings-Netzes eingesetzt», kommentiert ein Sprecher von Eurowings. Ziel sei es, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern und Perspektiven für die Mitarbeitenden zu eröffnen. «Dies umfasst Angebote an anderen Standorten. Wir sind dazu mit unseren Sozialpartnern im konstruktiven Dialog.» Zu den laufenden Gesprächen und Inhalten wolle man sich aber nicht öffentlich äußern.