Letzte Aktualisierung: um 15:42 Uhr

YR-FKB von Carpatair

Europas letzte Fokker 100

Der niederländische Regionalflieger ist in Europa fast ausgestorben. Aktuell gibt es noch eine im Liniendienst aktive Fokker 100. Sie fliegt in Rumänien. Aber auch ihr Ende ist besiegelt.

«Größer bedeutet nicht immer besser», so bewarb der niederländische Hersteller sein neuestes Flugzeug, als es 1983 angekündigt wurde. Die Fokker 100 sei die perfekte Ergänzung einer Flotte mit größeren Flugzeugen, und sie biete die gleichen Kosten pro Sitzkilometer. Sie sei «die Lösung für die Probleme von heute» und «die Flexibilität für die Chancen von morgen».

283 Exemplare der Fokker 100 wurden gebaut. Und inzwischen fliegen immer weniger davon. 88 Stück sind es weltweit noch. In ihrer Heimat Europa aber ist sie rar geworden.  KLM musterte den Regionaljet 2012 aus. Austrian Airlines schickte ihn 2017 in Rente. Helvetic Airways setzte bis 2019 auf die Fokker 100. Ein Jahr später kam das Ende bei Montenegro Airlines.

Aus in Deutschland im Jahr 2022

Und im Februar 2022 verließ die letzte in Deutschland registrierte Fokker 100 das Land. Sie war seit 2015 für Avanti Air geflogen. Rund 37 Jahre nach ihrem Erstflug im November 1986 steht damit nur noch ein Exemplar bei einer europäischen Fluggesellschaft im Linieneinsatz. Es ist das 32-jährige Flugzeug mit der Kennung YR-FKB von Carpatair.

Die Maschine flog zuletzt am 5. November von Palermo nach Timișoara, der Heimat der rumänischen Fluggesellschaft, die sich auf Wet-Lease-Dienste spezialisiert hat. Dort befindet sich die 1991 an American Airlines ausgelieferte Maschine derzeit in der Wartung.

Unbekannter Käufer

Wann die Maschine wieder abheben wird, ist unklar. Lange wird die letzte Fokker 100 im europäischen Liniendienst auch nicht mehr in der Luft zu sehen sein. Denn Carpatair will sie ausmustern. Die Nachfolger sind mit zwei Airbus A319 auch schon eingeflottet worden.

Die zweitletzte ihrer Fokker 100 haben die Rumänen bereits in Rente geschickt. Den Jet mit dem Kennzeichen YR-FZA hat Carpatair verkauft, wie das Portal Boardingpass berichtet. Wer der Käufer ist, ist nicht genannt, aber spekuliert wird, dass es sich um ein Unternehmen aus Asien handelt.

44.500 Stunden in der Luft

Am 24. November ist das Flugzeug mit der vorläufigen Registrierung 2-RFZA vom rumänischen Aradan an den Flughafen Woensdrecht in den Niederlanden verlegt worden. Die Maschine wurde 1992 an American Airlines ausgeliefert und war bis Ende des vergangenen Jahres knapp 44.500 Stunden in der Luft. Ihren letzten kommerziellen Flug absolvierte die Fokker 100 am 4. September vom tschechischen Pardubice nach Arad in Rumänien.

58 Fokker 100 fliegen aktuell in Ozeanien, zwei in Afrika, 23 in Asien (alle im Iran). In Europa gibt es noch zwei weitere Betreiber, die sie allerdings für Spezialeinsätze brauchen. Slovak Government Flying Service betreibt zwei Exemplare, die für VIP-Transporte verwendet werden, die Abteilung DGA Essais en vol des franzsösichen Verteidigungsministeriums besitzt eine Fokker 100, die für die «Entwicklung, Qualifizierung und Abnahme von Luftfahrzeugen des französischen Staates» eingesetzt wird. Damit ist die YR-FKB von Carpatair die letzte Fokker 100 in Europa, die im regulären Einsatz steht.