Umdenken bei Easa
EU rudert beim Thema Ein-Personen-Cockpit zurück
Lange verfolgte die EU-Luftfahrtsicherheitsbehörde einen Kurs, der das Ein-Personen-Cockpit vorantrieb. An der Einstellungder Easa hat sich jetzt etwas geändert. Den Gewerkschaften ist das aber noch nicht genug.
Flugzeugcockpit: Noch reicht eine Person nicht aus.
Flugzeugcockpit: Noch reicht eine Person nicht aus.
Emco – die vier Buchstaben sind mehr als nur irgendeine Abkürzung. Sie stehen für ein äußerst emotionales Thema im Luftverkehr. Extended Minimum Crew Operations lautet der Begriff ausgeschrieben. Er definiert Einsätze, bei denen die Flugzeit durch Ruhezeiten im Flug mit der Mindestflugbesatzung verlängert wird. Das könnte auch heißen, dass für eine längere Zeit nur eine Person im Cockpit sitzt.
Gewerkschaften stößt das schon lange sauer auf. Entsprechend gingen sie weltweit gegen das Thema auf die Barrikaden. «Was, wenn es zwei Notfälle gibt», lautete etwa eine Kampagne. Zu sehen war ein Klo im Cockpit. Denn unter anderem stellt sich die Frage: Was passiert, wenn die eine verbleibende Person mal muss? Die WC-Frage ist nur ein Punkt, in dem noch Klärungen nötig sind, bevor es tatsächlich so etwas wie ein Ein-Personen-Cockpit gibt.
Easa passte Plan für die Flugsicherheit an
Auf der anderen Seite stehen Flugzeugbauer und Fluglinien. Für sie würde Emco niedrigere Kosten bedeuten, weil im Zweifel weniger Cockpitpersonal eingeplant werden muss. Airbus hat bereits einen A350-1000 als Testflugzeug mit Systemen ausgestattet, die die Arbeit der Pilotinnen und Piloten unterstützen und auch in Notfällen zusätzlich eingreifen können. Alle argumentieren: Niemals würde man bei der Sicherheit Abstriche machen. Die Gewerkschaften sind davon nicht überzeugt.
Einen Teilerfolg haben sie jetzt errungen. Denn zuletzt war die EU-Luftfahrtsicherheitsbehörde Easa noch positiv gegenüber dem Ein-Personen-Cockpit eingestellt und stellte die Weichen, die Technologie zu ermöglichen. Jetzt hat sie in ihrer routinemäßigen jährlichen Überarbeitung des Europäischen Plans für die Flugsicherheit eine Anpassung vorgenommen – und rudert zurück, wie zuerst das Portal Politico bemerkte.
Eine weitere regulatorische Hürde
Die Agentur fügte sogar eine zusätzliche regulatorische Hürde hinzu. In der Aktualisierung teilt die Easa mit, dass sie eine Studie zur Bewertung der Auswirkungen neuer fortschrittlicher Cockpittechnologien «in die Wege leiten und einen Regulierungsrahmen vorschlagen wird, der die sichere Integration intelligenter Cockpits in den kommerziellen Luftverkehr gewährleistet.»
In der vorangegangenen Veröffentlichung hatte es geheißen, dass man Regeln entwickeln werde, die eine «sichere Umsetzung von Emco» ermöglichen würden. Jetzt ist nur noch von intelligenter Cockpittechnologie die Rede.
Easa: «Sicherheit an erster Stelle»
Die Behörde erklärt gegenüber Politico die Änderung als Teil ihrer Bemühungen, jeden Zweifel daran auszuräumen, dass die Sicherheit an erster Stelle steht. «Die Easa hat im November letzten Jahres ihren Ansatz für das Emco-Konzept klargestellt, um allen Beteiligten deutlich zu machen, dass die Sicherheit an erster Stelle steht und durch jegliche Änderungen am Cockpit oder am Betrieb verbessert werden muss», so eine Sprecherin.
Daher mache man jetzt deutlich, «dass wir uns zunächst auf die Bewertung der Entwicklung und des Einsatzes solcher fortschrittlichen Cockpittechnologien konzentrieren werden», sagte Sprecherin Janet Northcote. Easa-Chef Florian Guillermet geht damit offenbar einen vorsichtigeren Weg als sein Vorgänger Patrick Ky, welcher der Easa zehn Jahre vorstand. Zwischenzeitlich hatte noch sieben Monate lang Luc Tytgat als Interimschef fungiert.
Gewerkschaft nur mäßig überzeugt
Der europäische Verband der Pilotinnen und Piloten ist dennoch nicht zufrieden. Das Betriebskonzept, während des Reisefluges mit nur einem Besatzungsmitglied im Cockpit zu fliegen, werde weiterhin ausdrücklich erwähnt, so Tanja Harter, Präsidentin der European Cockpit Association. «Hersteller und bestimmte Fluggesellschaften werden weiter darauf drängen, aber die Regulierungsbehörden müssen sich weiterhin auf die Sicherheit konzentrieren.»