Umweltreport
EU pessimistisch bei alternativen Treibstoffen
Nachhaltige Kraftstoffe könnten die Luftfahrt klimafreundlicher machen und ihre Abhängigkeit vom Öl reduzieren. Doch die EU rechnet nicht mit einem Erfolg in Europa.
Pommes-Fett: Ausgangsmaterial zur Herstellung von alternativem Treibstoff.
Pommes-Fett: Ausgangsmaterial zur Herstellung von alternativem Treibstoff.
Die Europäische Union hält nachhaltige Flugzeugtreibstoffe (Englischen Sustainable Aviation Fuels oder abgekürzt SAF) zwar für enorm wichtig. Sie ist aber pessimistisch bei deren Erfolgsaussichten. «Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass sie potenziell eine wichtige Rolle dabei spielen, die Umweltauswirkungen der europäischen Luftfahrt zu verringern», heißt es im aktuellen Luftfahrt-Umweltreport der Union, der am Donnerstag (24. Januar) vorgestellt wurde. Zudem könnten die alternativen Treibstoffe dazu beitragen, die Branche unabhängiger von schwankenden Rohölpreisen zu machen.
«Der derzeitige Verbrauch von nachhaltigen Flugzeugtreibstoffen ist in Europa weiterhin sehr niedrig», heißt es weiter im Bericht, den die Luftfahrtbehörde Easa, die Umweltagentur EEA und die Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt Eurocontrol erstellt haben. Zwar sollten politische Maßnahmen Anreize schaffen, das zu ändern. «Dennoch wird der Verbrauch von nachhaltigen Flugzeugtreibstoffen in der nahen Zukunft wahrscheinlich bei unter ein Prozent des gesamten EU-Luftfahrt-Treibstoff-Verbrauchs bleiben», schreiben die Autoren.
Kosten zu hoch für Airlines
Während Flugzeuge mit elektrischem oder Wasserstoffantrieb wohl kaum vor 2035 in der Passagierluftfahrt zum Einsatz kommen würden, hätte es im letzten Jahrzehnt große Fortschritte bei den Biotreibstoffen gegeben, heißt es weiter. Diese werden zum Beispiel aus recycelten Abfällen, Ölen oder nachwachsenden Rohstoffen gewonnen und können mit herkömmlichen Treibstoffen gemischt werden. Die Herstellung von sechs solcher Treibstoffen sei bereits zertifiziert, die von weiteren auf dem Weg dahin, hält die EU fest. Allerdings bedeute die Zertifizierung noch nicht unbedingt auch kommerzielle Marktreife.
Ebenfalls interessant sei die synthetische Herstellung einer Kerosin-Alternative mithilfe von Elektrizität, genannt Electrofuels. Allerdings seien solche Treibstoffe drei bis sechs Mal teurer als Kerosin. Und auch bei den Bio-Treibstoffen sieht die EU die Kosten als eines der Hauptprobleme. Während der Preis für herkömmlichen Treibstoff bei etwa 600 Euro pro Tonne liege, erreiche aus Küchenölen hergestellter Biotreibstoff Preise von 950 bis 1050 Euro pro Tonne. Zudem gebe es bei der Rohstoff-Nachfrage auch Konkurrenz aus der Auto-Treibstoff-Industrie.
Drei positive Beispiele
«Die EU hat das Potenzial, ihre Produktionskapazität für biobasierte Flugtreibstoffe zu erhöhen», bilanziert der Bericht. «Der Verbrauch durch die Fluggesellschaften bleibt jedoch minimal aufgrund verschiedener Faktoren, inklusive der Kosten im Vergleich zu herkömmlichem Kraftstoff und der meist geringen Priorität in der nationalen Bioenergiepolitik.»
Allerdings nennt die Studie auch drei positive Beispiele: Die norwegischen Flughäfen Oslo und Bergen haben 2016 und 2017 als erste weltweit allen Airlines nachhaltige Flugzeugtreibstoffe angeboten. Der Luftfahrtkonzern IAG arbeitet in Großbritannien zusammen mit einer spezialisierten Firma an einem Projekt zur Herstellung nachhaltiger Treibstoffe aus Haushaltsmüll. Und der Flugzeughersteller Airbus bietet seinen Kunden seit Mai 2016 an, neue Jets bei den Auslieferungsflügen mit einem Mix aus normalem und Biotreibstoff zu betanken.