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Erstflug Green Airlines

Nach Sylt soll Zürich folgen – und vielleicht Paris

Green Airlines ist auf der Route Paderborn - Sylt gestartet. Die neue deutsche Fluglinie hat bereits weitere Ziele im Visier.

Mancher glaubte schon nicht mehr an den Start von Green Airlines. Doch nach mehreren Verzögerungen hat die virtuelle deutsche Fluglinie am Freitag (26. März) den Betrieb aufgenommen. Durchgeführt vom französischen Partner Chalair ging der Erstflug von Paderborn nach Sylt.

An Bord der 20 Jahre alten ATR 72-500 mit dem Kennzeichen F-HAPL haben 70 Passagiere Platz. Besetzt waren auf dem knapp einstündigen Flug von Ostwestfalen auf die nordfriesische Insel bei Weitem nicht alle Plätze. Nur zehn zahlende Passagiere und ein Baby waren an Bord, darunter zwei Flugfans aus München und Hamburg, die extra für den Erstflug angereist waren. Dazu kam eine 18-köpfige Gruppe, bestehend aus Airline- und Flughafen-Mitarbeitenden sowie Journalisten.

Junger, sturmfester Kapitän

Durchgeführt wurde der Flug von der französischen Besatzung von Chalair mit einer humorvollen, deutschsprachigen Kabinenchefin, welche die Fluggäste bat, ihrem Kollegen Deutsch-Vokabel beizubringen und ihn auf dem Rückflug abzufragen. Der erst 28-jährige Kapitän setzte die ATR 72 trotz mehr als 30 Knoten Seitenwind sicher in Sylt auf.

«Ich bin stolz darauf, dass alles geklappt hat», sagte Green-Airlines-Chef Stefan Auwetter nach dem Debüt. Er hofft darauf, dass der geglückte Start nun weitere Buchungen für die Flüge bringt, die ab jetzt freitags und sonntags von Paderborn nach Sylt und zurück gehen. Er strebe eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent an, so Auwetter.

Umstieg auf ATR 42 eine Option

Das Problem für Green Airlines: Bis mindestens 18. April gilt der Lockdown und somit dürfen Touristen nicht in Hotels oder Ferienwohnungen übernachten. Nach Sylt fliegen daher vorerst vor allem Menschen, die eine Zweitwohnung auf der Insel besitzen und dort übernachten dürfen. Davon gibt es immerhin viele, Schätzungen gehen von mehr als 10.000 Zweitwohnungsbesitzern aus.

Sollten die Passagierzahlen nicht wie erhofft anziehen, hält sich Green Airlines offen, temporär auf die ATR 42 von Chalair umzusteigen. Die hat nur 48 Plätze. Notfalls könnte man auch noch mal einen Flug absagen, so Auwetter.

Verhandlungen über Paderborn – Paris

Die französische Airline hätte sogar eine noch kleinere Beechcraft 1900 mit 19 Sitzen im Angebot, allerdings könnte Green Airlines mit ihr nicht wie geplant das Fußballteam des SC Paderborn zu Auswärtsspielen fliegen, bei dem die Fluglinie neuer Sponsor ist. Dafür ist mindestens die ATR 42 nötig.

Wenn die Buchungszahlen es hergeben, soll aber die ATR 72 in Paderborn stationiert werden. Derzeit ist der Flieger nur übers Wochenende dort. Ab September will Green Airlines auch die Strecke Paderborn – Zürich bedienen. Zudem verhandelt sie gemeinsam mit Chalair über eine Route nach Paris und hofft auf Air France als Interlining-Partner.

Das Grüne besser verkaufen

Die virtuelle Fluglinie arbeitete derzeit auch daran, für die Passagiere noch greifbarer zu machen, dass sie die Emissionen kompensiert – das bekam man an Bord beim Erstflug nämlich noch nicht wirklich mit. Der grüne Ansatz war vor allem spürbar durch den Ausschank von Apfel- und Kirschsaftschorle, deren Früchte von Streuobstwiesen stammen.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Fotos vom Green-Airlines-Erstflug.