Vorfall mit 50 Verletzten
Ermittler schauen sich Pilotensitz in Latams Dreamliner an
Was war der Grund für die heftige Bewegung einer Boeing 787 von Latam, die zu vielen Verletzten führte? Es gibt Hinweise auf ein mögliches elektrisches Problem - und einen Bericht über einen verschobenen Pilotensitz.
Dreamliner von Latam: Ein solches Flugzeug erlebte den Vorfall.
Dreamliner von Latam: Ein solches Flugzeug erlebte den Vorfall.
50 Verletzte, von denen zwölf sogar ins Krankenhaus mussten – das war die bittere Bilanz eines Latam-Fluges von Australien nach Neuseeland am Montag (11. März). Die Boeing 787-9 der chilenisch-brasilianische Airline war als Flug LA800 unterwegs von Sydney nach Auckland, um dann weiter nach Santiago de Chile zu fliegen. Crewmitglieder und Fluggäste verletzten sich, als der Dreamliner absackte und sie gegen die Kabinendecke schlugen.
Das klingt nach Klarluftturbulenzen oder im Englischen Clear Air Turbulence, also unerwartete Turbulenzen in wolkenfreier Luft. Sie werden nicht angeschnallten Insassen immer wieder zum Verhängnis. Doch solche Turbulenzen gab es auf Flug LA800 an diesem Tag offenbar nicht. Latam sprach in einer Stellungenahme von einem «technischen Problem», das zu einer «heftigen Bewegung» des Langstreckenjets geführt habe.
Systemausfall im Cockpit?
Gegenüber der australischen Zeitung Daily Telegraph berichtete ein Passagier, einer der Piloten habe ihm nach dem Flug gesagt, dass alle Anzeigen im Cockpit ausgefallen sein und die Crew kurzzeitig keine Kontrolle mehr über den Jet gehabt hätte. Das Blatt und das auf Zwischenfälle spezialisierte Portal Aviation Herald verweisen in diesem Zusammenhang auf eine Lufttüchtigkeitsanweisung der FAA aus dem Jahr 2016 für Boeing 787-8 und 787-9.
Darin wurden Betreiber angewiesen, die elektrischen Systeme der Maschinen regelmäßig abzuschalten. Denn würden die drei Flugsteuerungsmodule 22 Tage lang am Stück eingeschaltet bleiben, würden sie sich alle zur gleichen Zeit zurücksetzen.
Verschobener Sitz im Fokus
Dagegen berichtete das Portal The Air Current nun unter Berufung auf Informanten, die mit den gerade gestarteten Ermittlungen vertraut sind, dieses Szenario stehe nicht im Fokus der Ermittler. Vielmehr würden sich diese aktuell damit beschäftigen, dass der Vorfall mit der ungewollten Bewegung eines der Cockpitsitze in Zusammenhang stehen könnte.
Diese Sitzbewegung soll von einem Piloten verursacht worden sein, aber nicht absichtlich. Dadurch sei etwas geschehen, durch das der Dreamliner die Nase gesenkt hätte. Einer der Informanten sagte, dass auch die Option eines elektrischen Kurzschlusses geprüft werde.
Chile untersucht den Vorfall
Laut The Air Current könnte Boeing in Kürze andere 787-Betreiber in einer sogenannten Multi-Operator Message MOM über den Vorfall informieren. Der Hersteller äußert sich nicht zu Details, sondern verweist auf die chilenische Untersuchungsbehörde DGAC.
Die DGAC untersucht mit Unterstützung der neuseeländischen Behörde TAIC den Vorfall, der in internationalem Luftraum geschah. Sie hat Ermittler nach Auckland entsandt. Die TAIC hat die Blackbox des Dreamliners mit dem Kennzeichen CC-BGG gesichert.