Pandemie-Folgen
Enter Air will Beteiligung an Chair nicht mehr aufstocken
Aktuell baut der Schweizer Ferienflieger aus. Doch während der Pandemie musste auch Chair Staatshilfe in Anspruch nehmen. Das hat Folgen für die Beziehung zu Großaktionärin Enter Air.
Crew von Chair Airlines: Die Fluglinie hat die Pandemie «relativ gut überstanden».
Crew von Chair Airlines: Die Fluglinie hat die Pandemie «relativ gut überstanden».
Nach der Pandemie schaltete Chair Airlines auf Wachstum. Der Schweizer Ferienflieger ersetzte einen Airbus A319 durch einen größeren A320. Doch dabei wird es nicht bleiben. Er wird auch einen anderen A319 durch einen A320 ersetzten und sich zusätzlich einen weiteren A320 anschaffen. Mit insgesamt vier Jets wird die Flotte dann größer sein denn je.
Dabei hatte Chair in der Corona-Krise stark gelitten. Die Fluggesellschaft musste wie viele andere Staatshilfe beanspruchen. Man sei «im Rahmen des Härtefallprogramms wie alle anderen Airlines berechtigt» gewesen, staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen, erklärt ein Sprecher gegenüber aeroTELEGRAPH. Das habe man auch getan. Unter anderem geht es um einen Kredit über eine halbe Million Franken. Dennoch habe man die Krise dank «sehr schlanken Strukturen und strengem Kostenmanagement» verglichen mit der Konkurrenz «relativ gut überstanden».
Darlehen an Chair nun als langfristig eingestuft
Die Staatshilfe hat allerdings Folgen für die Chair-Großaktionärin Enter Air. Die polnische Charterairline hält 49,9 Prozent. Sie hatte der Schweizer Beteiligung bei ihrem Einstieg 2019 ein Darlehen von 3,5 Millionen Dollar gewährt. Dieses hätte eigentlich Ende Juni 2021 zurückbezahlt werden sollen.
Doch die Regeln zur Schweizer Staatshilfe verbieten explizit die Rückzahlung von Krediten an Konzerngesellschaften, bevor das staatliche Darlehen zurückbezahlt wurde. Enter Air hat Chair deshalb eine Fristverlängerung gewährt und den mit 5 Prozent verzinsten Kredit in ihrer Bilanz neu als «langfristig» eingestuft. «Der genaue Rückzahlungstermin ist eine interne Abmachung», so der Sprecher.
Keine Suche nach neuem Investor
Und noch etwas hat sich geändert. Enter Air hat das Recht, ihre Beteiligung an Chair von 49,9 Prozent auf 80 Prozent zu erhöhen. «Wir wollen die Call Option definitiv ausüben», sagte Kommerzechef Andrzej Kobielski 2019 zu aeroTELEGRAPH. Inzwischen wollen die Polen das nicht mehr tun, wie es in ihrem Geschäftsbericht heißt. Man plane nicht, «dieses Recht auszuüben», da man die Option «nur als Schutzrecht betrachtet». Dieses wurde nun verlängert.
«Aufgrund der pandemischen Situation und den außergewöhnlichen Umständen der letzten zwei Jahre wurde einvernehmlich vereinbart, die Option zu verlängern», so der Sprecher. Chair sucht trotzdem keinen neuen Investor.