Mitarbeiter entlassen
Elektroflieger-Bauer Zunum schwer angeschlagen
Die Jungfirma Zunum ist bei der Entwicklung ihres Elektrofliegers das Geld ausgegangen. Auf den bisherigen Investor Boeing kann sie nicht mehr zählen.
Flieger von Zunum Aero: So soll er aussehen.
Flieger von Zunum Aero: So soll er aussehen.
Bis 2022 einen Hybrid-Elektroflieger mit bis zu zwölf Plätzen entwickeln – mit diesem Plan begeisterte das Start-up Zunum Aero im Frühjahr 2017 Geldgeber. In einer ersten Investorenrunde statten unter anderem Boeing und Jetblue das junge Unternehmen aus den USA mit Kapital aus. Mit der Charterfirma Jet Suite fand sich im Mai 2018 sogar eine Erstkundin für den Flieger. Doch nun scheint Zunum in großen Schwierigkeiten zu stecken.
Wie das Wirtschaftsmagazin Forbes unter Berufung auf vier ehemalige Zunum-Angestellte berichtet, musste das Unternehmen schon im vergangenen November die meisten seiner 70 Mitarbeiter entlassen. Das ehemalige Hauptquartier in einem Vorort von Seattle hat neue Mieter, bestätigte der zuständige Immobilienmanager. Am Standort in Illinois, wo Zunum den Antrieb entwickelte, ließen laut ehemaligen Mitarbeitern Gläubiger sogar Einrichtungen konfiszieren und die Schlösser austauschen. Die dortige Arbeitsbehörde erklärt, es lägen auch zwei Beschwerden wegen nicht bezahlter Löhne vor.
Boeing sehr zurückhaltend
Zunum-Chef Ashish Kumar erklärte gegenüber dem Magazin lediglich: «Wie es Start-ups oft tun, haben wir eine herausfordernde Zeit durchlaufen.» Das Team setze sich aber weiterhin für eine Zukunft mit elektrischen Flügen ein. Zunum bemüht sich laut Forbes zurzeit darum, in einer zweiten Investorenrunde 50 Millionen Dollar zu erhalten. Zuvor waren laut dem Blatt Kumars Bemühungen um weitere Gelder Mitte 2018 gescheitert, während die Kosten unter anderem durch eine Aufstockung des Personals gestiegen waren.
Auf Boeing kann Zunum dieses Mal kaum zählen. Ein Sprecher des Konzerns erklärte gegenüber Forbes: «Wir verfolgen derzeit einen eher passiven Ansatz in Bezug auf unsere Geschäftsbeziehung.» Ein Sprecher von Jetblue Tech Ventures erklärte, man sei sich bewusst, dass Zunum weitere Finanzierung suche, wollte sich dazu aber nicht äußern.
Neue Investorengruppe in Sicht?
Zunum-Chef Kumar und sein Technikchef Matt Knapp sollen ehemalige Angestellte in Videokonferenzen weiterhin über die Lage es Unternehmens informieren. Ende Juni erklärten sie dabei laut dem Bericht, man stünde vor dem Abschluss eines Deals mit einer Gruppe von Investoren. Dazu würde auch die Einsetzung eines neuen Managements gehören, das Zunum mehr auf die Entwicklung des Antriebs fokussieren werde.