Letzte Aktualisierung: um 10:22 Uhr

Mitte der 2030er-Jahre

Eine Technologie ist Favorit für Boeings nächsten Flieger

David Calhoun lässt sich von Vergleichen mit Airbus nicht nervös machen. Der Boeing-Chef hofft, bis 2028 den Weg zu einem neuen Flugzeugmodell festzulegen. Er hat einen Favoriten.

Wann wird die Boeing 737 Max bei den Bestellungen den Vorsprung der Airbus-A320-Neo-Familie aufholen? «Nie», lautet die Antwort von David Calhoun. Doch darin sieht der Boeing-Chef gar kein Problem, wie er laut der Zeitung Seattle Times im Gespräch mit Journalisten sagte.

Man liege aufgrund des langen Groundings zurück. Doch mittlerweile würde sich die 737 Max wieder sehr gut verkaufen, ebenso die Boeing 787. Zudem deutete Calhoun laut dem Magazin Barron’s an, dass es – sollte man den Marktanteil doch erhöhen wollen – immer noch die Option gebe, an der Preisschraube zu drehen, sprich Jets günstiger zu verkaufen.

20 Jahre sind einfach nicht genug

Derweil beschäftigt sich der Konzernchef auch schon mit dem nächsten Modell – und das wird nicht das lange erwogene Middle of the Market Airplane sein, wie Calhoun nochmals sehr deutlich machte. «Wir kehren nicht zurück, was auch immer der Entwurf war», sagte der Manager, der seit Anfang 2020 Boeing-Chef ist. Das sei für ihn nie auch nur Thema gewesen.

Um den finanziellen Aufwand für die Entwicklung eines neuen Modells zu rechtfertigen, müsse das Programm für 50, 80 oder 100 Jahre tragfähig sein, so Calhoun. Werde das Flugzeug nur 20 Jahre gebaut, würde man die Investitionen niemals wieder hereinholen.

Calhoun setzt auf verstrebte Flügel

Boeing visiert die Mitte der 2030er-Jahre für das neue Modell an. Die besten Chancen dabei hat aktuell das Konzept namens Transonic Truss-Braced Wing, an dem Boeing zusammen mit der Nasa forscht, wie der Konzernchef deutlich machte: «Wir glauben, dass wir eine echte Chance haben, diese Technologie im nächsten Flugzeug zum Einsatz zu bringen.»

Es handelt sich um einen Schulterdecker, dessen Tragflächen über Streben mit dem unteren Teil des Rumpfes verbunden sind. Die Forschungen dazu laufen seit fast 15 Jahren. Anfang 2023 vereinbarten Boeing und die Nasa, dass der Hersteller einen Testflieger bauen wird.

So nah an Autonomie heran wie möglich

Calhoun sagte, er freue sich darauf, die Technologie nun in einem echten Flugzeug umzusetzen. «Und hoffentlich können wir uns bis 2028 selbst beweisen, dass es seine Aufgabe tatsächlich erfüllen kann». Diese lautet: Die langen, schmalen Flügel sollen zusammen mit Fortschritten bei Triebwerken und Materialien ein Flugzeug ergeben, das 30 Prozent weniger Treibstoff verbraucht und CO2 ausstößt als Boeing 737 Max und Airbus A320 Neo.

Der Boeing-Chef erklärte, dass man aber auch weiterhin an anderen Konzepten für das nächste Modell forsche. Und dass in jedem Fall das Ziel sei, die Steuerung des neuen Fliegers «so nah an die Autonomie heranzuführen, wie es in diesem Stadium denkbar ist».