Letzte Aktualisierung: um 14:36 Uhr

Gerhard Gruber

Eine österreichische Luftfahrt-Legende

Als Chefpilot und Prüfer arbeitete Gerhard Gruber am Aufbau von zehn Businessfluglinien in Österreich mit und flog Promis. Und bei einer Bruchlandung eines Airbus A310 in Wien kam er nur knapp mit dem Leben davon. Eine Luftfahrt-Legende erzählt.

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«Für mich hat es nie etwas anderes gegeben, als den Wunsch, Pilot zu werden», sagt Gerhard Gruber. Bereits im Alter von zehn Jahren stand der spätere Berufswunsch fest. Von seinen gleichaltrigen Volksschulkameraden wurde er dafür ausgelacht. Bereits mit sechzehn Jahren begann er mit seinem gesparten Geld eine Ausbildung zum Segelflugpilot, was zugleich die Basis für seine spätere Pilotenkarriere werden sollte. Im Laufe der Jahre machte Gerhard Gruber alle nur erdenklichen Pilotenlizenzen und flog, wo immer sich eine Gelegenheit dazu ergab.

Im Jahr 1977 wurde Gruber zum jüngsten Fluglehrer Österreichs gekürt, wie er im Gespräch mit aeroTELEGRAPH erzählt. Nachdem nicht sofort klar war, wohin ihm sein Weg bringen würde, begann er mit 20 Jahren am Flughafen Wien als Assistent der Bodenabfertigung zu arbeiten. Gleichzeitig trieb er seinen Traum, Berufspilot zu werden, aber weiter voran. «Mein Leben war geprägt von der Luftfahrt. Mein Standardarbeitstag begann um 7 Uhr früh am Flughafen Wien, am Nachmittag fuhr ich in die Flugschule nach Wiener Neustadt um meine PPL- Schüler auszubilden und im Anschluss ging es dann wieder nach Wien, um bis spät in die Nacht meine Berufspiloten-Theorieschüler zu unterrichten».

Durchbruch als Berufspilot

Der Einstieg in die Berufsfliegerei fand im Jahr 1985 beim kleinen österreichischen Rundflugunternehmen Donauflug am Flughafen Wien statt. Dank seiner hohen Qualifikationen und der gesammelten Flugpraxis wurde Gruber als Flugbetriebsleiter eingesetzt. In den nächsten Jahren sammelte der junge Berufspilot mit seinem ersten Jet-Rating in der Tasche nicht nur Tausende Flugstunden, sondern auch Erfahrungen im operativen Management eines Luftfahrtunternehmens.

Er arbeitete in weiterer Folge bei insgesamt zehn verschiedenen österreichischen Businessfluglinien (darunter Lauda Air, Comtel, Avconjet, IJM, Jet Alliance) auf den Modellen Cessna Citation, Bombardier Challenger 600er-Serie, sowie für Red-Bull-Eigentümer Didi Mateschitz, als freischaffender Pilot auf dessen privaten Falcon 900EX.

Zweites Standbein in Moskau

Im Rahmen seiner Tätigkeit lernte er nicht nur viele österreichische Politikerinnen und -politiker kennen, die er in Ermangelung eines eigenen österreichischen Regierungsjets zu Staatsbesuchen ins Ausland flog, sondern auch Wirtschaftsgrößen, Oligarchen, Künstler sowie arabische Prinzen. Es sei immer interessant, diese Persönlichkeiten so kennenzulernen meint Gruber: «Es gibt die einen, die völlig abgehoben, gestresst oder auch überdreht sind, darunter viel ein Flug mit den Spice Girls nach London, wo mir Spice-Emma den nackten Po vor die Nase hielt, oder jene, welche umgänglich, gelassen und authentisch sind wie zum Beispiel jener mit Ex-James-Bond Schauspieler Sean Connery, der sich in gepflegter englischer Manier zu Smalltalk und Selfies bereit erklärte.»

Als sich im Jahr 1989 durch Glasnost und Perestrojka der Osten öffnete, nutzten viele österreichische Businessjetunternehmen die Goldgräberstimmung, um in der ehemaligen Sowjetunion das große Geschäft zu machen. Moskau wurde neben dem Flughafen Wien zur zweiten Basis für ihn: «Die Unterkünfte, die für die Crews zur Verfügung standen, waren grauenhaft. Wenn wir Glück hatten, quartierte man uns in Villen der Gastgeber oder Regierungsvertreter ein. Erst mit dem Bau zahlreicher neuer Hotels nach westlichen Standards hat sich dies gebessert.»

100 Dollar für volle Betankung

Auch die Sitten auf den Flughäfen im tiefsten Osten waren wie im Wilden Westen, berichtet Gruber: «Viele Flughafenangestellte versuchten sich in den schwierigen Zeiten ein Zubrot zu verdienen, was oft zu skurrilen Situationen führte. Bei der Betankung meiner Challenger zahlte ich einmal für 10.000 Liter Kerosin gerade einmal 100 Dollar und eine Packung Kaffee.»

Im Jahr 1988 begann eine Zusammenarbeit zwischen der österreichischen Viennair-Polsterer Jets, bei der Gerhard Gruber neun Jahre lang tätig war, und der Schweizer Flying Swiss Ambulance auf den Malediven. Diese hatte im Inselparadies ein lokales Versicherungsunternehmen, das Patienten Rückführungen nach Europa organisierte. Man beauftragte den Luftfahrtprofi mit einer Cessna C650 einen Flugbetrieb für Rettungseinsätze ab Male aufzubauen. «Die Umstände vor Ort waren zu dieser Zeit noch sehr schwierig und entsprachen bei weitem nicht unseren Standards. Wir lebten auf den Malediven aber wie im Schlaraffenland, und wenn es mal einen Flug gab, so haben wir dies nicht als Arbeit empfunden.»

Mit Glück einem Airbus A310 entkommen

Während seiner 45-jährigen Tätigkeit am Flughafen Wien hat Gruber insgesamt 14 Vorstände überlebt, wie er sich ausdrückt. Trotz seiner zahlreichen nebenberuflichen Tätigkeiten als Pilot, Prüfer, Fluglehrer und Gerichtssachverständiger für Luftfahrt arbeitete er weiterhin am Flughafen Wien, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2019 mehr als 30 Jahre lang als verantwortlicher Flugplatzbetriebsleiter tätig war.

Das kritischste Ereignis seiner Laufbahn war im Jahr 2000 die Notlandung eines Airbus A310 von Hapag Lloyd, der aus Chania kommend mit 150 Passagieren ohne Treibstoff eine spektakuläre Bruchlandung am Flughafen Wien hinlegte. «Zunächst hatte der Airbus nur eine Luftnotlage erklärt, mit der Absicht, in Wien zu landen. Als wir uns im Aufstellungsalarm neben der Piste positioniert hatten, um die Landung des Flugzeuges zu erwarten, kam plötzlich die Meldung, dass beide Triebwerke des A310 ausgefallen sind.»

Riesige Staubwolke

Nachdem der A310 im Gleitflug rund 700 Meter vor der Landebahn Bodenberührung hatte und dabei das linke Fahrwerk abgerissen wurde, schlitterte er genau in Richtung des Einsatzfahrzeuges des Flugplatzbetriebsleiters: «Um eine Kollision zu vermeiden, flüchteten wir mit dem Rückwärtsgang aus dem Gefahrenbereich. Niemals werde ich den Eindruck vergessen, als sich das Flugzeug in einer riesigen Staubwolke mir näherte und glücklicherweise noch vor uns zum Stillstand kam.»

Diese und viele weitere Geschichten aus seinem aviatischen Leben haben  Gerhard Gruber während der Pandemie dazu bewegt, mit dem Schreiben eines Buches über seine einzigartigen Erlebnisse aus fünf Jahrzehnten zu beginnen. Unter dem Titel: «Unglaubliche Luftfahrtgeschichten – Band 1» erzählt er auf 245 Seiten über 103 skurrile und zugleich unterhaltsame Erlebnisse aus seiner 55-jährigen Erfahrung in der Luftfahrt.

Das Buch können Sie hier bestellen.

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