Vorwurf der türkischen Opposition
Eine Moschee gegen den Flugverkehr?
Der alte Flughafen Istanbul wird nur noch von Privat- und Cargoflügen angesteuert. Eine Oppositionspartei stört das - sie feuert mit schweren Vorwürfen gegen die Regierung.
Flughafen Atatürk (hier noch in Betrieb zu sehen): Dient nur noch für Fracht- und Privatflüge.
Flughafen Atatürk (hier noch in Betrieb zu sehen): Dient nur noch für Fracht- und Privatflüge.
Seit 2019 ist der neue Flughafen von Istanbul eröffnet. Am alten Airport der Metropole starten seither nur noch Fracht- und Privatflüge. Und auch die werden immer seltener. Von den Pisten ist mittlerweile eine permanent geschlossen, nachdem bereits während der Pandemie ein Covid-Krankenhaus darauf errichtet worden war.
Jetzt soll um und auf der geschlossenen Piste eine riesige Grünfläche entstehen. «Nationalgarten» heißt das Projekt. Weil die Metropolregion so dicht besiedelt ist, bleiben in Istanbul oft nur ehemalige Fabrikflächen für solche Projekte – oder eben der Flughafen Atatürk. Der Opposition geht das aber gegen den Strich.
Moschee auf der Piste?
Die nationalistische Partei İYİ kritisiert den neuen Flughafen wegen seiner Lage, die weit vom Stadtzentrum entfernt liegt. Auch seien im Winter die Wetterbedingungen oft deutlich schlechter als am alten Standort. Die Partei würde daher den alten Airport gern wieder in Betrieb nehmen – und macht der Regierung heftige Vorwürfe, was deren Pläne mit dem Flughafen betrifft.
Die Regierung sei so «allergisch» auf den Atatürk International Airport, dass sie sogar eine Moschee auf die Piste bauen wolle, obwohl es nur 100 Meter entfernt vom Flughafen eine weitere Moschee gebe, so Oppositionspolitiker Ali Kıdık beim Kurznachrichtendienst Twitter. Eine Moschee wieder abzureißen, sei kaum vertretbar – und das sei so von der Regierung einkalkuliert, lautet der Vorwurf. Eine Bestätigung, dass es wirklich eine Moschee auf dem Gelände geben wird, gibt es nicht. Entsprechende Anfragen blieben bis zur Veröffentlichung des Artikels unbeantwortet.
Nutzung im Notfall geplant
Die Regierung wolle den Atatürk Airport damit «aus der Geschichte streichen», heißt es weiter. Das ist insofern ein bisschen übertrieben, dass der Flughafen auch weiterhin aktiv bleiben kann und soll. Lediglich eine der Landebahnen ist nicht mehr nutzbar.
Und dass der Flughafen in Betrieb bleiben kann, ist auch wichtig. So hat etwa die Universität für Gesundheitswissenschaften Szenarien erarbeitet, nach denen der Flughafen als Notfallstandort nach einem möglichen Erdbeben in Istanbul genutzt werden könnte. 65 Prozent der Türkei sind gefährdet, ein großes Erdbeben zu erleiden – so auch Istanbul. Die Universität geht in dem Fall von rund 100.000 Verletzten aus.
Schneller Verletztentransport
Für deren Versorgung bräuchte es auch ein Notfallstation. Der Standort wäre der Atatürk Flughafen, so die Universität laut der Nachrichtenagentur Anatole Agency. Durch die Lage an der Piste sei zudem die Möglichkeit gegeben, Verletzte schnell und effizient zu transportieren.