Unterwegs für Swisstopo
Eine 45-jährige Twin Otter vermisst die Schweiz
Wenn man an die Luftwaffe denkt, denkt man an wendige Kampfjets, Hubschrauber oder schwere Transportflugzeuge. Doch die Schweizer Armee betreibt auch eine Twin Otter. Sie hat eine ganz besondere Aufgabe.
Die Twin Otter des Bundesamts für Landestopografie Swisstopo wurde 1976 gebaut.
Blick auf das Rhonetal: Die Aufnahmen werden genutzt um Karten zu modernisieren und Umweltveränderungen festzustellen.
Geflogen wird die Maschine von Piloten der Schweizer Luftwaffe.
Blick nach vorne aus einem der Bubble-Fenster.
Der Arbeitsplatz des Kamera-Operators.
Die gyrostabilisierte Spezialkamera von Leica macht die Aufnahmen.
Die Kabine wurde kürzlich rundum erneuert.
Carlo Bosco und Simon Hagmayer von Swisstopo (vorne) und Begleit-Mechaniker Vassiliou Stavros und Miliz-Pilot Martin Jerg (hinten).
Der B-Mech unterstützt die Piloten speziell bei der Luftraumüberwachung, weil sie oft im Luftraum E fliegen – eine ICAO-Spezifikation, für die Schweiz der navigierbare Luftraum zwischen 600 und 3000 Meter.
Auch die Veränderungen von Gewässern wird mit den Aufnahmen überwacht.
Der Luftwaffenstützpunkt und Flughafen Sion aus der Luft.
Blick auf Lugano.
Blick auf Lausanne und den Genfersee.
Die Twin Otter des Bundesamts für Landestopografie Swisstopo wurde 1976 gebaut.
Blick auf das Rhonetal: Die Aufnahmen werden genutzt um Karten zu modernisieren und Umweltveränderungen festzustellen.
Geflogen wird die Maschine von Piloten der Schweizer Luftwaffe.
Blick nach vorne aus einem der Bubble-Fenster.
Der Arbeitsplatz des Kamera-Operators.
Die gyrostabilisierte Spezialkamera von Leica macht die Aufnahmen.
Die Kabine wurde kürzlich rundum erneuert.
Carlo Bosco und Simon Hagmayer von Swisstopo (vorne) und Begleit-Mechaniker Vassiliou Stavros und Miliz-Pilot Martin Jerg (hinten).
Der B-Mech unterstützt die Piloten speziell bei der Luftraumüberwachung, weil sie oft im Luftraum E fliegen – eine ICAO-Spezifikation, für die Schweiz der navigierbare Luftraum zwischen 600 und 3000 Meter.
Auch die Veränderungen von Gewässern wird mit den Aufnahmen überwacht.
Der Luftwaffenstützpunkt und Flughafen Sion aus der Luft.
Blick auf Lugano.
Blick auf Lausanne und den Genfersee.
Der letzte Baum liegt schon weit zurück, der Weg führt weiter in die Höhe bis zu einer Holzhütte. Doch danach verliert er sich. Wo geht es jetzt zum Gipfel? Schweizer Wanderfans greifen in solchen Situationen meist zur sogenannten Landeskarte im Maßstab 1:25.000. Auf ihr sind alle noch so kleinen Wege verzeichnet.
Möglich ist diese Detailtreue auch dank einer 45 Jahre alten Twin Otter. Sie fliegt im Auftrag des Bundesamts für Landestopografie Swisstopo immer wieder mysteriöse Muster über das Land und fotografiert dabei die Landschaft unter ihr. Sie sammelt so Geoinformationen. Eine der Hauptaufgaben der staatlichen Behörde ist die Vermessung der Schweiz , die Erstellung von digitalen Geodaten und Karten, die alle drei bis sechs Jahre erscheinen.
Auch Umweltveränderungen werden festgehalten
Das ist jedoch nicht alles. Weitere Aufgaben sind die Kartierung von Waldschäden, die Beobachtung von Veränderungen bei Gewässern und Gletschern und die Erfassung von Umweltereignissen wie Steinschlag und Hochwasser. Swisstopo wurde 1838 gegründet und ist Teil des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport.
Der Flugdienst von Swisstopo sitzt am Flugplatz Dübendorf bei Zürich. Er besteht aus einem kleinen Büro für drei Personen, die als Ingenieure und Luftbildoperateure arbeiten. Piloten gehören nicht dazu und deshalb werden die Twin Otter wie auch eine ebenfalls verwendete Beechcraft Super King Air von Piloten der Luftwaffe geflogen.
Breites Know-how nötig
Fühlen sie sich dadurch nicht etwas benachteiligt? «Im Gegenteil», sagt Simon Hagmayer, einer der drei Angestellten bei Swisstopo Flight Services. «Die Zusammenarbeit mit der Luftwaffe und über die Luftwaffe hinaus ist sehr angenehm, da der Flugdienst fachlich anerkannt ist und einen hohen Stellenwert als Partner hat». Sein Kollege Carlo Bosco ergänzt: «Wir sind im ständigen Austausch mit den Stellen, die für die weitere Datenverarbeitung verantwortlich sind. Wir sind ebenso mit anderen Bundesämtern und diversen zivilen Partnern vernetzt.»
Bosco und Hagmayer sind beide neu in ihrer jetzigen Funktion. Den Job finden sie sehr interessant, da er sehr vielfältig ist. Neben der Planung und Durchführung aller Flüge müssen sie über Kenntnisse in den Bereichen Meteorologie, Technologie und verschiedene Software, Fotografie, Bildmessung, geografische Informationssysteme und Geodaten verfügen.
Geboren 1976
Was sie und ihre Vorgänger beeindruckt, sind die Veränderungen in der Landschaft und insbesondere in den Alpen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Bosco: «Es gibt wohl wenige vergleichbare Berufe, bei denen diese großräumigen Veränderungen so real und zeitnah mitverfolgt werden».
Blick auf den Aletschgletscher: Veränderungen werden auch mit der Twin Otter festgehalten.
Die Twin Otter, die die Daten für Swisstopo sammelt, verließ am 26. März 1976 das Werk von De Havilland Canada. Sie wurde zuerst als HB-LID registriert und bekam 2003 ihr heutiges militärisches Kennzeichen T-741.
Normalerweise hat jedes Luftwaffen-Geschwader mehrere Flugzeuge im Bestand. Die Twin Otter und die 28-jährige Super King Air sind jedoch Einzelkinder.
Super King Air ist schneller
Dies kann die Wartung und Ausbildung verteuern, da Skaleneffekte entfallen. Bosco: «Wartungsarbeiten, welche die Luftwaffe nicht selbstständig erledigen darf, werden extern an zivile Partner vergeben. Darüber hinaus gibt es Synergien bei der Wartung und der Austauschbarkeit der Triebwerke: Die Twin Otter verwendet dieselben Pratt & Whitney Canada PT6 Turbinen wie die Pilatus PC-6 der Luftwaffe.»
Die Super King Air wird genutzt, wenn größere Bereiche aufgenommen werden müssen. Bosco: «Sie ist schneller und hat eine höhere Dienstgipfelhöhe und eignet sich daher besser für Bereiche, in denen lange Linien geflogen werden müssen». Daneben wird sie ab und an auch für Transporte eingesetzt.
Vollfarbe und Infrarot
Neben der Erstellung von topografischen Karten werden die beiden Flugzeuge auch für spezielle Projekte oder bei Katastrophen eingesetzt. Etwa wenn nach schweren Unwettern, Waldbränden oder wie beim fatalen Erdrutsch von Bondo 2017 eine schnelle Übersicht über die Lage und die Schäden benötigt wird. Als in Island der Vulkan Eyjafjallajökull ausbrach, der Asche über ganz Europa verteilte, hat Swisstopo gemessen, wie stark der Schweizer Luftraum mit Asche verunreinigt war. Aber auch langfristige Umweltüberwachungen wie das Verschwinden von Gletschern oder die langfristige Erforschung von Waldökosystemen werden durchgeführt.
Für diese Aufgaben ist die Twin Otter mit einer gyrostabilisierten Leica-Spezialkamera ausgestattet, die im hinteren Teil des Flugzeugs sitzt. Bei der Aufnahme von Luftbildstreifen öffnet der Operator eine Art Bombenschacht unter dem Rumpf und das Objektiv wird freigelegt. Die Kamera fotografiert in Vollfarbe und Nahinfrarot nach vorne, unten und hinten.
«Kamera läuft»
Zusammengefasst ergeben sich pro Überflug zwölf Bilder eines Objektes, welche eine 3D-Auswertung zulassen. Die Auflösung der Bilder wird mit der Flughöhe bestimmt. Je tiefer die Flughöhe, desto höher die Auflösung. Bei hoher Auflösung werden die erfassten Bildstreifen schmaler, die parallelen Linien sind circa 800 Meter versetzt.
Die Twin Otter ist schon 45 Jahre alt.
Hohe Linien mit geringerer Auflösung über den Alpen sind rund 1.5 Kilometerparallel versetzt. Pilot und Operator arbeiten eng zusammen, und wenn sie über dem Ziel ankommen, gibt der Operator eine einfache Meldung über die Gegensprechanlage: «Kamera läuft», was bedeutet, dass der Pilot das Flugzeug ruhig und auf Kurs halten muss.
Geflogen wird auch am Sonntag
Swisstopo fliegt zwischen 30 und 40 Tagen pro Jahr und regelmäßig auch an Wochenenden und Feiertagen. Der Grund liegt in den hohen Qualitätsanforderungen, die an die aus den Luftbilddaten abgeleiteten Geodaten gestellt werden. So dürfen keine Wolken, Wolkenschatten oder Schneefelder in den Bilddaten vorhanden sein.
Die Flugtage, die optimale Bedingungen bieten, sind in der Schweiz jedoch selten. Im Durchschnitt gibt es schweizweit rund fünf bis acht wolkenlose Tage im Jahr. Die restlichen Flugtage wird regional an die Wettersituation angepasst geflogen. Bosco: «Wir müssen möglichst alle Schönwetterfenster nutzen, um alle Flugaufträge erfüllen zu können – der Wochentag ist da zweitrangig.»
Noch viele Jahre im Einsatz
Bei einem Flugzeug dieses Alters könnte man meinen, dass ein Ersatz längst überfällig wäre – zumal die ursprünglichen Berechnungen einen Ersatz nach 15 Jahren Dienstzeit vorsahen. Das war mittlerweile vor 30 Jahren. Bosco: «Die Twin Otter ist ein zuverlässiges, vielseitig einsetzbares Flugzeug, das die Anforderungen für Fotoflüge optimal erfüllt. Hier spielen zum Beispiel die Faktoren Geschwindigkeitsbereich, Ausdauer und Dienstgipfelhöhe eine Rolle. Dass man sich damals für einen Hochdecker mit Bubble-Fenstern entschieden hat, ist kein Zufall, denn er ermöglicht dem Operator eine freie Sicht auf das Gelände.»
Die großen Fenster sind ein großer Vorteil.
Die Maschine hat für ihr Alter auch eine relativ geringe Anzahl von Flugstunden. Ausserdem wurde vor zwei Jahren die zimtbraune und beigefarbene Innenausstattung – die in den Siebzigerjahren als topmodern galt – komplett neu gestaltet, einschließlich der Installation von USB-Anschlüssen. Letzten Winter erhielt sie ein komplett neues Cockpit. Auch der Catering-Schublade für Snacks und Getränke ist bei längeren Einsätzen mehr als willkommen. Daher wird das einzigartige Arbeitspferd noch viele weitere Jahre im Einsatz bleiben.
Drohnen können das noch nicht
Die viel jüngere Super King Air erreicht jedoch langsam ihr Rentenalter und wird in den nächsten Jahren ersetzt. Der Beschaffungsprozess hat jedoch noch nicht begonnen.
Und was ist mit Drohnen, werden sie irgendwann die Arbeit übernehmen? Hagmayer: «Zumindest mittelfristig gehen wir nicht davon aus und auch international ist noch kein Trend in diese Richtung für die großflächige Landvermessung erkennbar. Die Übersicht des Operators direkt am Aufnahmeort erlaubt eine flexible Anpassung des Flugprogramms bei Wetteränderungen oder wenn technische Probleme am Kamerasystem auftreten, können diese direkt behoben werden.»
In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weiter Aufnahmen der Twin Otter von Swisstopo und ihrer Flüge.