Letzte Aktualisierung: um 10:44 Uhr

Jetstream

Ein Luftfahrtmagazin verabschiedet sich nach 63 Jahren

Ende des Jahres muss die das Luftfahrt-Magazin Jetstream eingestellt werden. Redaktions- und ein Gründungsmitglieder blicken auf 63 Jahre zurück.

Seit 63 Jahren flattert einmal im Monat das Jetstream-Magazin in die Briefkästen seiner Abonnenten. Fans von hochaufgelösten Flugzeug-Fotos durften sich an verschiedensten Flugzeug-Typen und deren Bemalungen erfreuen. Doch jetzt wird das ausschließlich von Freiwilligen betriebene Magazin eingestellt.

Zwei der Engagierten, die seit mehr als zehn Jahren mitarbeiten, sind Tis Meyer und Joel Vogt. «Ein Heft mit ausserordentlichem Spirit geht zu Ende», sagt Meyer, der hauptberuflich als Pilot arbeitet.

Die Anfänge des Magazins

Gegründet wird Jetstream 1961 von drei jugendlichen Luftfahrt-Enthusiasten in Zürich: Karl Freund, Paul Lüscher und Sepp Moser. Damals konnten sie mit dem Fahrrad bis auf wenige Meter an die Pisten des Flughafens Zürich heranfahren, nur ein einfacher Zaun trennte die Gründer von den Flugzeugen.

Entsprechend viel Zeit verbrachten die drei Jugendlichen gemeinsam am Flughafen. Dank finanzieller Startunterstützung von KLM gelang es ihnen schließlich, eigenhändig eine Zeitung aufzubauen. Die Gründer abonnierten ausländische Magazine in der lokalen Bibliothek oder ließen sich von Freunden, wenn diese auf Reisen gingen, die dort erscheinenden Fachpublikationen mitbringen, erfährt man im Gespräch mit einem der Gründungsväter. Sie schrieben auch Fluggesellschaften an und ließen sich Pressemitteilungen zukommen.

Zu Beginn war Jetstream nur fünf bis sechs Seiten lang, kostete 20 Rappen und hatte eine Auflage von 25 Exemplaren. Die Gründer zeichneten zuerst eigene Skizzen zur Visualisierung der Inhalte, bevor sie sich die ersten Fotoapparate leisten konnten. Noch heute ist man stolz, dass es gelang, trotz Verpflichtungen im Militärdienst, Berufslehre oder Studium immer eine Ausgabe herauszubringen. Möglich war das nur dank dem Engagement der drei Gründer. Später stießen weitere Redaktionsmitglieder dazu und der «Jetstream Club» wurde gegründet.

Von Fans für Fans

Hauptverkaufsargument von Jetstream wurden mit der Zeit die Bilder. Rege schickten Leserinnen und Leser ihre eigenen Fotografien aus aller Welt ein und durften so auf eine Publikation hoffen. Jetstream begann schwarz-weiß, in den 80er-Jahren kamen Farbfotos dazu. Mitte der Nullerjahre stellte das Schweizer Magazin von Analog- auf Digitalbilder um.

«Noch heute gibt es Leser, die uns analoge Bilder schicken. Bei uns steht nach wie vor ein Dia-Scanner», so Joel Vogt, der sich seit über zehn Jahren für Jetstream engagiert. Jetstream baute sich zudem ein Netz von rund 40 Korrespondenten in Australien bis in die USA auf. Auch das Redaktionsteam geht, wann immer möglich, mit der Kamera auf die Suche nach spannenden Sujets oder berichtet aus den Ferien. «Mein Highlight war das Europa-League-Finale 2016, als unglaublich viele Flieger in der Luft waren», schwärmt Vogt im Gespräch mit Aerotelegraph.

Team aus der ganzen Schweiz

Im Zeitalter von sozialen Netzwerken und Online-Medien, sind Bilder und Informationen schnell überall zu finden. Jetstream kann gar nicht mehr die aktuellste Informationsquelle sein. «In den letzten Jahren haben wir verstärkt in den redaktionellen Teil investiert und das Team verjüngt», sagt der freie Journalist. Auch sonst hat sich einiges bei Jetstream verändert. Das Kernteam von acht bis zehn Redaktionsmitgliedern kommt nicht mehr nur aus Zürich, sondern aus der ganzen Deutschschweiz. Die allmonatlichen Redaktionssitzungen finden deshalb in Olten statt.

Heutzutage erwirbt man das Magazin für 9,5 Franken an Schweizer Kiosken. Das nicht kommerzielle Magazin hat nach wie vor eine Auflage von 4000 Exemplaren. Neben den Abos wird das Blatt auch an Kiosken gekauft. Allerdings nur noch bis Ende des Jahres.

Wie Jetstream weiterlebt

Die Gründe für das Ende von Jetstream sind vielfältig. Mit sinkendem Printabsatz hat die ganze Branche zu kämpfen. «Auch die Zivilluftfahrt selbst hat sich verändert. Viele kleinere Airlines sind eingegangen und mit ihnen sind viele spezielle Bemalungen oder seltene Modelle verloren gegangen», so Mitglied der Redaktionsleitung Tis Meyer.

Für ein Magazin, das sich zum Ziel gesetzt hat, jede Bemalung nur ein einziges Mal in die Zeitung zu bringen, macht das die Arbeit schwieriger. Viele spezielle Flieger sind heutzutage nur noch in entlegenen Erdteilen zu finden. Außerdem gestaltet es sich zunehmend schwieriger, Nachwuchs für die Redaktion zu finden. Auch, da viele Menschen der jüngeren Generation oftmals andere, digitale Informationskanäle nutzen

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie alte Ausgaben von Jetsream. Ein Klick aufs Foto öffnet die Galerie im Großformat.