Letzte Aktualisierung: um 23:25 Uhr

Ecodemonstrator

Boeing forscht im Fliegen

In einer umgebauten Boeing 777 testet Boeing mit Partnern 50 neue Technologien. Einige schaffen es später in Flugzeuge.

Früher beförderte sie für Air China Passagiere durch die Welt. Nun wurden der Boeing 777-200 höhere Aufgaben zugeteilt. Sie ist jetzt ein fliegendes Testlabor. An Bord führt sie Technik mit, die Fliegen einfacher, bequemer, sparsamer und umweltverträglicher machen soll.

Der Flieger mit dem Kennzeichen N772ET trägt den Namen Ecodemonstrator. Am Montagmorgen landete er in Frankfurt, wo Boeing zusammen mit Partnern wie DLR, Collins Aeropsace oder Honeywell die neuen Technologien Geschäftspartnern, Studenten und geladenen Gästen vorstellt. 50 einzelne Erfindungen werden am Bord der 777-200 getestet.

Aufgesogener Urin und Orangensaftmelder

Dieses Jahr steht das Thema Digitalisierung und Daten im Zentrum. So entwickelte der deutsche Luftfahrtzulieferer Diehl eine Bordküche, die über das W-Lan im Flieger Daten mit eingebauten Bildschirmen oder den Smartphones oder iPads der Flugbegleiter austauscht. So kann die Kabinencrew etwa auf einen Blick erkennen, wo noch Orangensaft oder Salzstangen verstaut sind, statt auf gut Glück unzählige Schränke zu öffnen.

Boeing selbst testet eine Toilette, die Passagieren auf dem Bildschirm ihres Unterhaltungssystems anzeigt, ob sie frei ist oder nicht. Zugleich wird das WC nach Gebrauch mit UV-Licht automatisch desinfiziert. Wasser- und Urinspritzer am Boden werden von einer desinfizierenden Fußmatte aufgesogen. Und Handtücher werden automatisch zerhäckselt, damit die Mülleimer nicht mehr überquellen.

Geringerer Luftwiderstand

Daneben gibt es aber auch Projekte wie einen neuen Sensor, der Wetter mit Lasertechnologie ausmisst. Er soll Turbulenzen viel genauer voraussagen können. Oder ein neues Real-Time-System, das Wetterdaten laufend aktualisiert und darauf aufbauend neue Flugrouten vorschlägt. Es soll helfen, Treibstoff zu sparen. Auch neuartige Wirbelgeneratoren kommen im Ecodemonstrator zum Einsatz. Die schmalen Rippen auf den Tragflächen stellen sich bei Start und Landung auf und verbessern das aerodynamische Verhalten des Flugzeugs. Im Reiseflug klappen sie dank Reaktion auf Kälte automatisch ein, was den Luftwiderstand verringert.

Das Ecodemonstrator-Programm ist nicht neu. Seit 2012 wurde es mit fünf anderen Fliegern durchgeführt, bevor jetzt die 777-200 zum Einsatz kam. So wurde schon in einer Boeing 737, 787, 757, 777F und in einer Embraer E170 getestet.

Kein Alibiprojekt

Es ist auch kein Alibiprojekt. Über ein Drittel der getesteten Projekte erlangten Serienreife, so Boeing. So wurde zum Beispiel ein Kamerasystem fürs Cockpit getestet, das Bodenkollisionen verhindern soll oder neu geformte Winglets. Beide werden heute in neue Flieger eingebaut.