Schwarze Zahlen in Berlin
Easyjet hat keine Lust auf eine weitere deutsche Basis
Die Billigairline hatte viel vor in Berlin. Das klappte nicht. Aber nach sechs Jahren macht Easyjet in der deutschen Hauptstadt endlich Gewinn.
Easyjet-Maschine am BER: Die Low-Cost-Airline hat die richtige Flottengröße für gefunden.
Easyjet-Maschine am BER: Die Low-Cost-Airline hat die richtige Flottengröße für gefunden.
Berlin ist schon lange ein Ankerpunkt im Netz von Easyjet. Die Briten gehörten zu den Pionieren der Billigflüge am Flughafen Schönefeld. Ihre erste Maschine landete im April 2004 am ehemaligen DDR-Zentralflughafen. Der Airport im Südosten Berlins war auch die erste Basis von Easyjet außerhalb von Großbritannien.
Mit dem Air-Berlin-Aus 2017 schlug die große Stunde der Briten in Berlin. Easyjet stationierte 34 Flugzeuge an den Flughäfen Tegel und Schönefeld. Die Airline wollte die Vorherrschaft in der deutschen Hauptstadt und für die Berlinerinnen und Berlin der neue Heimatanbieter werden.
Es bleibt bei elf Flugzeugen
Dieser Weg war steinig und vor allem teuer. Die Konsequenz: Die Zahl der stationierten Flugzeuge wurde immer weiter reduziert: von einst 34 auf 18 und seit rund einem Jahr auf elf. Dabei wird es auch vorerst bleiben. «Wir denken, dass wir in Berlin mit einer Flotte von elf Maschinen gut aufgestellt sind», sagte Vorstandsvorsitzender Johan Lundgren am Donnerstag (26. Oktober) bei einem Pressegespräch in Berlin.
Easyjet hat in den vergangenen Jahren viel in den Standort investiert und dabei lange Zeit kein Geld verdient. Das sei jetzt anders, so der Chef. Easyjet schreibt in Berlin endlich schwarze Zahlen. Geholfen hat auch der vergangene Rekordsommer.
Businesspassagiere wichtig
Easyjet sieht in Berlin und im Netzwerk generell eine hohe Nachfrage nach touristischen Zielen, besonders rund um das Mittelmeer, aber auch Städteverbindungen sind wieder gefragt. Schneller als erwartet ist auch der Geschäftsreiseverkehr wieder gekommen, der in Berlin rund 20 Prozent des Geschäfts ausmacht.
Lundgren betont den Anspruch, die Nummer eins in Berlin zu sein. Keine andere Fluggesellschaft biete mehr Direktverbindungen, beschäftige mehr Leute, aktuell rund 700, und betreibe einen Wartungshangar, so der Schwede, der seit 2017 an der Spitze der Airline steht.
Je nach Zahlen Nummer eins oder zwei
Insgesamt 65 Destinationen fliegt Easyjet aktuell ab Berlin an. Die wichtigsten Städteziele sind London, Paris, Basel und Mailand. Touristisch zählen Palma, Madeira, Teneriffa und Malaga zu den Rennern.
Bei der Kapazität sind die Briten derzeit die Nummer eins, wie Zahlen des Luftfahrtdatenanbieters Cirium für den Monat November zeigen. Sie liegen vor Ryanair, Lufthansa und Eurowings. Nach den reinen Passagierzahlen ergibt sich ein anderes Bild. Hier landet Easyjet für Januar bis Mitte Oktober auf dem zweiten Platz, hinter Ryanair und vor Lufthansa.
Wachstum zielt Richtung Türkei
Aber Wachstum um jeden Preis, so wie in der Vergangenheit, schließt Lundgren aus. «Nach all unseren Erfahrungen in Berlin setzen wir auf moderates Wachstum». Dabei hat Easyjet eine klare Richtung, wenn es um neue Strecken geht: Die Billigairline plant die Expansion in die Türkei.
Dabei handele es sich um einen mehrstufigen Prozess, der hauptsächlich von der Nachfrage gesteuert werde, so Lundgren. Wann die ersten orange-weißen Flieger Richtung Bodrum, Istanbul oder Antalya starten, verriet der Manager nicht. Was er aber verriet, ist, dass seine Airline im kommenden Sommer Berlin mit Birmingham verbinden wird.
Nein zu innerdeutschen Flügen
Eine klare Absage erteilte der Manager auch der Wiederaufnahme von innerdeutschen Flügen. Dies sei kein Thema, weil die generelle Kostenstruktur in Deutschland einfach zu hoch sei. Das fange bei der Luftverkehrsabgabe an, reiche über die hohen Flughafengebühren bis Luftsicherheitskosten, so Lundgren.
Daher werde Easyjet auch in absehbarer Zeit keine weitere Basis in Deutschland eröffnen. Einzelne neue Flüge von ausländischen Basen nach Deutschland kann sich der Airline-Chef allerdings vorstellen. Neben Berlin ist Easyjet auch in Hamburg und München vertreten.